Montag, 2. Juni 2014

Nationale Feiertage

Wenn der Staat einen Tag zum Feiern frei gibt, also einen nationalen Feiertag ausruft, wird von den Bürgern selten der Grund für diesen Tag selbst gefeiert, sondern die freuen sich einfach darüber, in der Regel nicht arbeiten zu müssen...

In Italien wird heute eigentlich die Ausrufung der Republik und die Abschaffung der Monarchie per Dekret vom 2. Juni 1946 gefeiert, aber in Wirklichkeit herrscht schon seit Freitag ein Riesenrummel, denn der Feiertag verschafft ja auch ein langes Wochenende. 

Wer den Massenveranstaltungen in den Städten am Meer entgehen will, legt einen Wandertag ein. Die Bedingungen sind ideal, weil es ja für die Jahreszeit bei normalen hiesigen Wetterverhältnissen immer noch zu kühl ist. Seit den Morgenstunden hören wir Gruppen auf der Piazza, die sich an unserem Brunnen auf dem Weg zur großen Madonna auf dem Berg über uns einen kühlenden Trunk gönnen. Es ist schön, die Menschen in festlicher Stimmung zu sehen - egal aus welchem Grund. 

Bei den vielen Ausländern hier oben, denken ja manche gleich in einem Anfall von Geschichtsklitterung, es würde  - vom Datum her zwar unscharf  - heute auch die Befreiung von den deutschen Kriegstreibern gefeiert. Dabei wird gerne vergessen, dass Mussolinis Ideen ein wichtiger Leitfaden für Hitlers Irrsinn waren.

Als überzeugter Europäer habe ich aber heute auch einen Grund zu feiern, weil ich glaube, dass Italiens junger Hoffnungsträger Matteo Renzi für eine Korrektur bei der Betrachtung der deutschen Rolle in Europa gesorgt hat. Mit seinen 41 Prozent Zustimmung bei der Europawahl führt er das einzige Land, in dem Rechtspopulisten nicht mit ihren Ergebnissen für erschreckende Signale gesorgt haben. Selbst die Alten, die der verurteilte Belusconi zur Strafe (für wen?) betreut, haben in ihrem Heim mit großer Mehrheit gegen den Cavaliere gestimmt. Zwar muckt der Grusel-Grillo mit seinem 21 Prozent noch auf, doch traue ich mich, die Prognose zu wagen, dass er bald nur noch eine Fußnote am Ende der Finanzkrise sein wird. Es sei denn er macht es Mussolini nach und wechselt wie jener einst von ganz links nach ultra rechts und zieht dabei jene mit, die für ein geeintes Europa nicht die Ärmel hochkrempeln wollen. Faschistisch ist seine Sprache ja bisweilen jetzt schon.

Mit 41 Prozent Wahlergebnis  im Rücken wagt Renzi wohl auch, sein Titanen-Werk mit Statements auszurichten, die seinem Vorgänger und Parteifreund Letta noch das Amt gekostet haben: Er würdigte gestern die deutsche Bundeskanzlerin als Vorbild und ihre Politik im Sinne Europas als nachahmenswert. Ihren regiden Sparkurs kann er allerdings nicht einschlagen. Die öffentliche Hand muss in Italien möglichst bald als Großinvestor auftreten, um die Defizite in der sozialen Versorgung zu mindern. Das geht nur, indem er die quasi militanten Nicht-Steuerzahler durch klare Vorschriften zum Zahlen zwingt.

Eine deutsche Nachbarin erzählte mir neulich von mehreren Besuchen auf der Gemeinde. Sie hatte davon gelesen, dass die neu angepasste Gemeindesteuer in diesen Tagen fällig sei, und wollte sie nach deutschem Vorbild auch direkt begleichen. Nach einigem Hin und her stellte sich heraus, dass der Berechnungsschlüssel noch nicht eindeutig vorläge, es bliebe also bei der alten Summe.

Gut, dass wir einen hiesigen Steuerberater haben, dem wird hoffentlich schon  irgendwann  der Durchblick vermittelt...

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