Dienstag, 24. Juni 2014

Unserem Giovanni gehen die Träger aus

Heute wird nicht nur in Imperia dem Giovanni Batista mit einer feierlichen Riesen-Prozession gehuldigt.Auch hier oben auf der Burg gewähren die Gläubigen des Borgos Johannes dem Täufer alljährlich zu seinem Namenstag ein wenig Ausgang. -Wenn auch in viel, viel bescheidenerem Maße: 

An Signora Electra hat es jedenfalls nicht gelegen, dass unserem auch wieder farbigen Aushilfs-Pfarrer heute fast der Geduldsfaden gerissen wäre. Die "Seelensammlerin" war schon seit vergangenem Wochenende treppauf, treppab unterwegs, um unsere kleine  versteckte Kirche "San Giovanni" am südlichen Aufgang wenigstens mit ein paar Gemeinde-Mitgliedern zu bestücken. Der Schnitter macht ihr ja dieses Unterfangen von Jahr zu Jahr schwerer. Aber sie lässt sich von diesem natürlichen Schwund nicht unterkriegen und schreckt gar vor radikalen Wegen nicht zurück, indem sie auch mich - den Agnostiker - als Reserve-Träger auf Abruf in Bereitschaft hält.

Klar, dass eine der wichtigsten Kräfte in diesen Gott gegebenen Verhältnissen die "Zweitbeste" ist. Zu diesem Zwecke verzichtet sie sogar ausnahmsweise auf ihren entspannten Morgenschlaf. Nur, um Signora Electra nicht im Stich zu lassen.

In Oneglia finden sich immer noch genügend Träger
Heute wäre die Prozession fast im Desaster geendet: Eugenia, Angelina, Maria, Fiorina und auch ein paar andere, die sonst immer dabei waren, sind ja in den vergangenen zwölf Monaten den von hier deutlich verkürzten Weg zum Himmel voran gegangen (Wobei ich mir bei der ersteren nicht ganz so sicher bin, ob sie es dorthin geschafft hat. Sie hat Il Signore gerne bei ihren Tiraden angerufen aber dabei nicht selten falsch Zeugnis abgelegt...).

Wie dem auch sei, es waren - laut der "Zweitbesten" - nur etwas über eine Hand voll Damen bei der Messe anwesend. Einige der noch lebenden Hoffnungsträgerinnen der Stamm-Besetzung  blieben den Zeremonien unentschuldigt fern.  Vielleicht weil sie mit dem ungewohnten Monsignore  nichts anfangen können: übrigens auch die Bürgermeisterin, die sonst immer dabei war.

Zum Leidwesen von San Giovanni, der ja mal wieder unter die Leute wollte, verkrümelten sich aber auch die spärlich erschienen Männer im hintersten Winkel des renovierungsbedürftigen Kirchleins. Erst als der Pfarrer nach der Ultrakurz-Version seines Gottesdienstes richtig unwirsch wurde, kamen nach einem Auswahlverfahren im Stil der "Sieben Schwaben" (Hannemann geh du voran!) genug Veteranen zusammen, um die Heiligen-Statue wenigsten ein paar Meter hinaus in die Gasse zu tragen. Allerdings nur bis zum ersten, geeigneten Wendepunkt. So schnell war der "Täufer" noch nie zurück auf seinem angestammten Platz. Normalerweise wird ihm wenigstens eine Runde ums Kirchlein gegönnt.

Der Pfarrer war darob so wütend, dass er die Wallstatt grußlos und ohne weiteren Segen Richtung Capo Luogo verließ. Arme Signora Electra!

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