Montag, 10. August 2020

Ellenbogen-Check

Der Einsatz von Ellenbogen im Job oder auf dem Spielfeld war ja bislang nicht nur geächtet, sondern führt noch immer zu Strafminuten oder Feldverweisen. Wie konnte man auch ahnen, dass in Corona-Zeiten der Ellbogen-Check zu einer Art Kult-Begrüßung mutierte...


Quelle: freepiks.de


Unser Männerbund hier oben hat daraus ein extrem überzogenes Ritual gemacht: Marcello ist Mitte 50, Cesario Anfang 60 und ich schon in den 70ern. Aber wir sind bei der Begrüßung albern wie Fünftklässler: Schon im Abstand von fünf Metern nehmen wir Positionen ein, die an die Kampfstellung von Samurai erinnern. Dann stapfen wir los. Aber anstatt die Ellenbogen mit Karate-Wucht aufeinander krachen zu lassen, tupfen wir uns nur wie Primanerinnen. Dazu muss Mann aber wissen, dass wir uns vor Corona umarmt haben, dass die Brustkörbe krachten. Irgendwie muss ich bei unseren Zusammentreffeen immer an den Song von Adriano Celentano "Il ragazzo della via gluck" denken. Der ist von der Hintergründigkeit seines Textes weit mehr als ein simpler Gassenhauer: 

.https://www.youtube.com/watch?v=_sYDfESbJAY

Jeder von uns Dreien hat die Gentrifizierung seines Geburtsortes überstanden und hier oben seine Heimat (auf Zeit?) gefunden, in der er nicht hinein gehört und in der er auch nie akzeptiert werden wird. Das ist unter uns ein Dauerthema. 

Cesario der Kalabrese, der als Einmann-Bau-Unternehmen mit zusammen gestellten Mannschaften an der "Autostrada dei Fiori" gebaut hat und handwerklich quasi alles kann. Marcello, der Mann meiner besten Freundin, der Steuerberater aus gutem Hause toskanischen Ursprungs. Er hat das fabelhafte Dach-Appartement mit Rundum-Blick auf dem Stammsitz der Grafen Gandolfi erworben aber will es so bald sich der Markt erholt, wegen der Nachbarschaft wieder loswerden . Das jedenfalls würde mich Methusalem sehr, sehr traurig machen. Siehe Text des Liedes:

https://www.google.com/search?sxsrf=ALeKk00QLabSVFS3g9g39ch62R0s1gAjQw:1596965044970&q=il+ragazzo+della+via+gluck+testo&sa=X&ved=2ahUKEwjMgOWx5o3rAhVEKewKHfERCCMQ1QIoAHoECBcQAQ&biw=1600&bih=1057

Wenn wir drei mit unseren Frauen zusammen kulinarische Abende verbringen, dann geht jedenfalls die Post ab. Auch die "Mädels" haben sich unser Ellenbogen-Ritual quasi als Stimmungs-Starter  abgeschaut.

Wenn wir Deutsch reden, steht es vier zu zwei, weil Marcllos Frau - wie berichtet - in Deutschland aufgewachsen ist, und die holde Schweizerin ja wegen ihrer italienischen Wurzeln auch mühelos zwischen den Sprachen hin und her switchen kann. Das beschämt meine Frau und mich, weil wir nur wenig von dem, was wir sagen oder erzählen wollen, ohne nachträgliche Übersetzungshilfe richtig rüber bringen können. Immerhin ist somit immer für Heiterkeit gesorgt, selbst beim ernsten Diskutieren über die Pandemie und ihre möglichen weiteren Folgen...

Aber zurück zum Ellenbogen-Check: Wieso müssen wir Europäer uns so dämlich bei der Begrüßung anstellen, wenn uns viele asiatischen Länder doch so elegant vormachen, wie man sich auch ohne Körper-Kontakt ehrerbietig begrüßen kann. Es muss ja nicht gleich das heiligmäßige Namaste sein. Hände an die Hosen- oder Rock-Naht und eine leichte Verbeugung wie in Korea und Japan tun es da doch auch...

 Willem-Alexander,  König der Niederlande, kürzlich bei seiner Asien-Reise
Quelle: t.online.de

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