Sonntag, 10. August 2014

Senza Aqua!!!

Laut UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon sei jetzt mit dem Erreichen dieses Millennium-Ziels 89 Prozent der Weltbevölkerung der Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglicht worden. Die 11 Prozent Rest haben da allerdings nichts von. Wer Durst und eingeschränkte Hygiene persönlich erlebt, kennt solchen Schrecken. Die Qualen der Jesiden, die sich hoch ins Grenzgebirge zwischen dem Irak und Syrien vor den Irren des IS-Kalifats geflüchtet haben, könnten ein Klagelied davon singen, wenn wir sie denn hörten...

Wer hören will, muss fühlen! Ein alter Spruch und doch so wahr. Seit Freitag Vormittag gehören die Burggeister und ihre Gäste zu den 783 Millionen Erdenbürger, die keinen Zugang  mehr zu ihrem ansonsten sensationellen Quellwasser haben. Allerdings leiden wir auf einem recht hohen Niveau, und deshalb möchte mir diese Satire nicht so recht aus den Tipp-Fingern fließen.

In Ferragosto-Vorfreude haben die Wasserwerker der Gemeinde einfach mal vergessen, zu überprüfen, ob hier oben die Reservoire für die sich in dieser Zeit verdoppelnde Burg-Bevölkerung auch im ordentlich gefüllten Zustand befinden... Oh Schreck! Da waren sie plötzlich leer. Langjährige Bewohner sind das ja aus der Vergangenheit gewohnt gewesen. Aber wie verklickert ein Vermieter das, der sein Appartement Romantikern für bis zu 500 Euro pro Woche  auslobt? Da ist schnell Schluss mit mittelalterlichen Gefühlen, wenn Dusche und Klo nicht funktionieren...

Also kommt es zum Aufstand der Burgherren. Großes Palaver auf der Piazza, in dem die Schuldige schnell gefunden ist: Die frisch wieder gewählte Bürgermeisterin. Die Syndaca macht ihrem Ruf, von bestechender Schönheit, aber auch von arrogantem Interesse zu sein, sogleich auch alle Ehre. Die Revolution in ihrem Hoheitsbereich dauert noch keine zwanzig Minuten, da erscheint sie bereits im schulterfreien "Kleinen Schwarzen", das herrlich ihre dunklen Locken und schneeweiße Rundungen zur Geltung bringt. Begleitet wird sie von einem Maresciallo in frisch gestärkter und gebügelter Sommer-Uniform, der rhythmisch zu den salbungsvollen Worten der "Spitzen-Politikerin" nickt. Dann sind beide auch schon wieder verschwunden und überlassen die Lösung des Problems den schlecht bezahlten Gemeinde-Mitarbeitern, die - wie sich heraus stellt - keine Ahnung haben, wieso die mittlerweile wieder gefüllten Reservoire ihren Inhalt nur tröpfchenweise und dann gar nicht mehr an die Bevölkerung hier oben abgeben (derweil laufen unten im capo luogo die Vorbereitungen für die zwei großen Sommerfeste an diesem Wochenende, und auch die Kirche führt ihre servizii unverdrossen fort - schließlich steht ja la notte di San Lorenzo bevor).

Der ausgedörrte Blogger
 im letzten Hemd mit Hose
an der ausgetrockneten Fontana
 - die Waschmaschine geht natürlich
 auch nicht!
Wie sehr der Wassermangel auch dem Gehirn
 zusetzt,veranschaulichte mir die
"Zweitbeste". Meinte sie doch allen
Ernstes:"Für das Foto kannst du
aber das süße Zeugs nicht
nehmen. Das ist doch der Spumante
zum Kochen....
"Reiß mir nicht die Bällchen aus!", beschwert sich der Technik-Veteran Pierino in meiner abgemilderten Übersetzung, als er am Abend von einigen aufgebrachten Burggeistern getadelt wird, wieso er bei eben diesem Dorffest ungerührt beim Wein säße. Als einzige Sofortmaßnahme stellte die Freiwillige Feuerwehr einen Tankwagen unten an den Borge, den die vigilii del fuoco am liebsten gleich wieder weg gefahren hätten, weil sie befürchten mussten, die Bevölkerung tränke seinen Inhalt.

Stand der Dinge: Mehr als 48 Stunden sind wir ohne Wasser. Ich habe meinen "Mitleidenden" vorgeschlagen, dass wir das Darben in eine Solidaritätsveranstaltung für alle die im Gaza, in der Ukraine oder im Irak auch kein Wasser haben, umwidmen. Aber davon wollten die meisten nichts wissen. Sie wollen lieber zu San Lorenzo In Horto hinunter pilgern wo es heute Speis und Trank gratis auf Kosten der Gemeinde gäbe. Panem et circenses also. Bei 30 Grad kann man sich gut vorstellen, in welcher Dunstwolke das ganze stattfinden wird, und wie sich die Gläubigen dann wundern, wenn sie nach der schweißtreibenden Landpartie feststellen müssen, dass immer noch kein Wasser für eine erlösende Dusche da ist. Glaube versetzt vielleicht Berge, aber er lässt offenbar die Wasser nicht fließen.

Wie gesagt, wir jammern und dürsten auf hohem Niveau. Im Gegensatz zu allen Flüchtlingen dieser Erde bräuchten wir doch nur ins Auto zu steigen um ans Meer hinunter zu fahren. Aber die "Zweitbeste" und ich sitzen das aus, waschen uns und spülen unsere Toilette mit San Benedetto Naturale bis die happy hour heran bricht (die wir bei diesen Temperaturen vermutlich vorverlegen). Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben
Wein und Bier reichen noch für mindestens zwei Tage...

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