Freitag, 22. August 2014

Die "Babylonische Gefangenschaft" in der Ära Google

Als kleiner Junge in der Vor-Lego-Zeit hatte ich wunderschöne Vollholz-Bauklötze, die farbig lackiert waren. Mein Ehrgeiz war es, sie mindestens so hoch aufzutürmen, dass sie meine Körpergröße erreichten: drei Käse hoch also. 

Da die Zahl meiner Bauklötze begrenzt war, ersann ich immer neue Fundamente und fragilere Konstruktionen um den Turm höher zu machen. Wann immer aber ich das Ergebnis meiner Baumeister-Tätigkeit stolz meinen Eltern zeigen wollte, konnte ich sicher sein, dass eine meiner um einiges älteren Schwestern aus Versehen dagegen stießen...

Als die alttestamentarische Infiltration der Volksschule beim Turmbau zu Babel anlangte, hatte ich längst kapiert, dass wo einer einen hohen Turm baut, immer auch einer in der Nähe ist, um ihn zum Einsturz zu bringen. Wobei Jehova eben mit der Sprachverwirrung den nachhaltigsten Schaden angerichtet hat.

Schon im toskanischen San Gimignano der Renaissance passierte etwas, das mit Fug und Recht dem Schwanzlängen-Vergleich von Machos gleich gesetzt werden kann: Ich habe den Höheren (Längeren). Ergo bin ich reicher und mächtiger als du!

In New York setzte sich das bis zum Einsturz der WTC-Towers fort, was dann als Willen Allahs mit endlosem Blutvergießen bis heute propagiert wird. Besteht da ein psychologischer Zusammenhang, dass nun mit dem Burj Khalifa in Dubai und dem Mecca Clock Tower Hotel zwei der höchsten Gebäude in diesem Dunstkreis stehen, und mit dem Kingdom Tower im saudiarabischen Dschidda erstmals die 1000m-Marke übertroffen werden soll???

Die Botschaft ist klar: Unser Gott ist viel größer als Eurer, und wir sind viel reicher als alle. Deshalb finanzieren wir auch die IS-Terroristen, auf dass sie einen Gottesstaat von grausamer, mittelalterlicher Realität schaffen.

Wenn zwei wechselseitig die gleiche Sprache des jeweils anderen sprechen, heißt das in diesen Zeiten aber noch lange nicht, dass sie sich auch verstehen müssen - wie der Dialog Merkel-Putin drastisch zeigt.

Aber der Gott, der die Sprachverwirrung auf dieser Welt oder gar unsere "Babylonische Gefangenschaft" beenden könnte, heißt mit Sicherheit auch nicht Google. 

Sorry für diesen scheinbar unpassenden Querstrich in meiner Parabel, aber wenn die Computer-Algorithmen des Google-Übersetzers es nicht schaffen, die Hilflosigkeit gegenüber denen, die eine andere Sprache sprechen zu überbrücken, sind wir ja weiter von inobjektiven Dolmetschern  aus Fleisch und Blut abhängig. Wir können also niemals ganz sicher sein, dass in Verträgen, Abkommen und Resolutionen nicht ein verhängnisvoller Übersetzungsfehler die Menschheit ins Verderben führt...

Ein Beispiel von der Burg:
Da ich leider immer noch nicht gut genug Italienisch kann, um eine für geschäftliche Abschlüsse hier häufig erforderliche carta bollata aufzusetzen, baue ich mir Texte aus alten vertraglichen Vereinbarungen mit den neuen Fakten zusammen und gebe sie dann in das Übersetzungsprogramm ein. Zur Sicherheit formuliere ich aber das Ganze auch noch mal komplett auf Deutsch. Meine rudimentären Kenntnisse in der Sprache meines Gastgeberlandes lassen das meist nur so lange plausibel erscheinen, wie ich nicht den Fehler mache, den italienischen Text noch einmal zurück ins Deutsche übersetzen zu lassen. Das Deutsch, das dann dabei heraus kommt, lässt mich ahnen, dass das Italienisch ähnlich unverständlich ist. Gott oder Allah oder Google sei Dank, dass es bloß um eine Fassaden-Ausbesserung meiner mittelalterlichen Bruchbude geht. Nicht auszudenken, wenn die NSA meinen zusammen gestückelten Text falsch interpretiert und dadurch hier eine Belagerung des Borgos auslöste. 

Na, wenigstens haben die Bürger aller europäischer Nationen hier oben noch nicht mit dem Bauen von Türmen angefangen...

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