Sonntag, 18. Mai 2014

The Survival of the Fittest

Dieser, die Darwin'sche Idee von der Evolution zusammenfassende Leitsatz von Herbert Spencer, macht deutlich, dass nicht die physisch stärkeren Vertreter einer Spezies deren Überleben bestimmen, sondern jene, die sich am besten den jeweiligen Lebensbedingungen  anpassen können. Misfits sind eben nicht "gesellschaftsfähig" - das verriet uns ja auch schon der zauberhafte Film mit Marilyn Monroe aus dem Jahre 1961.

Meine Überlegungen in diese Richtung gelten dem einzigen Paar Mauersegler, das es dann doch noch geschafft hat, in der gegenüber liegenden Mauer der Burg eine kleine Lücke für einen Nistplatz zu finden; sehr hoch oben, schräg unter den Fenstern. Der Landeanflug verlangt keine großartigen Manöver; eine Wohnung in verkehrsgünstiger Lage zwar, aber auch ohne jegliche sozialen Kontakte. Sind die jetzt clever oder werden sie dadurch später zu Misfits?

Als hemmungsloser Sozial-Romantiker beschäftigt mich das schon, und leider geben die umfangreichen Ergebnisse der Forschungsstelle in Konstanz zu solchen trivialen Details keine Auskunft.

Wie lernen sich solche Mauersegler-Pärchen kennen? Zwitschern sie sich bei über hundert Kilometer Fluggeschwindigkeit Liebesbotschaften zu? Schlafen sie gar im Vogelzug nach Süden im Windschatten der anderen zumindest schon nebeneinander? Und dann die Hochzeitsnacht: Reiben sie erst in der als Nest auserkorenen Mauer-Spalte zärtlich ihre "Kloaken" aneinander oder geschieht das wie bei thailändischen Erotik-Akrobaten öffentlich an einer Wand hängend?

Im Moment verrichten sie jedoch Tages-Routine: Sie sitzt wohl auf den Eiern, während er permanent zu ihr  mit Volldampf reinklatscht, um sie mit Leckereien aus der Insekten-Welt  zu versorgten. Heute regnet es dermaßen stark, dass erst einmal sämtliche Versorgungsflüge gestrichen wurden. 20 der Riesen-Tropfen auf einmal aufs Gefieder würden den maximal 40 Gramm schweren Flugakrobaten wohl trotz gut gefettetem Gefieder zum Absturz bringen... Ich werde weiter beobachten und berichten.

Der Stark-Regen mit seinem einschläfernden Geräusch verhinderte heute aber wohl auch unser allmorgendliches Weck-Konzert. Nach Jahren ohne Vogel-Gesang im Borgo wird jetzt ab dem Morgengrauen um die Wette tiriliert, als gäbe es "kein Morgen"; deutlich lauter und vielstimmiger als in allen voran gegangenen Jahren. Zur Blau-Merle, die stets hier war, kommen jetzt vermehrt auch andere Amseln, Berg-Ammern, Finken und Wendehälse. Von letzteren hatte ich allerdings gedacht, es hätte sie nur während der deutschen Wiedervereinigung gegeben.

Johanna, eine mit einem Italiener verheiratete Deutsche aus dem Nachbardorf, hat uns diesbezüglich die Ohren geöffnet, als sie vor ein paar Tagen mutmaßte, dass 90 Prozent des Geballers rund um ihren Ort trotz internationaler Proteste und Pochen auf Europäisches Recht immer noch auf das Jagen und Verspeisen von Singvögeln zurück zu führen sei. Nun ist die Straße, die unsere Dörfer verbindet, fort gespült worden. Was jedoch den Singvögeln natürlich gar nichts ausmacht, wenn sie hierher wollen. In unserem Borgo habe ich jedenfalls noch niemanden mit Jagd-Waffen herumlaufen sehen. Was vielleicht auch diese Singvögel mit bekommen haben und daher  "flugs" umgezogen sind...

The Survival of the Fittest eben!

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