Donnerstag, 1. Mai 2014

Das böse Schwarze

Na, vermutlich denkt ihr Wohlgefühl-Leser, es müsse nach der langen Winterpause nun von der Burg etwas Erbauliches kommen. Ich muss euch vorerst noch enttäuschen.

Auch im Land, in dem die Zitronen blühen, fehlt manchmal eitel Sonnenschein. Während wir in Deutschland einen Winter hatten, der gut auch ein Sommer hätte sein können, peitschte hier einige Wochen kaum unterbrochen heftiger Regen um den Borgo. Quer getrieben von den hiesigen Windsbräuten, die aus jeder Richtung mal Hagel, mal feinen Sahara-Sand beimischten, um meterweise Farbe aus den Hausfronten zu fräsen, oder die Straße zum Nachbarort einfach fortspülten...

Das hat man nun davon, dass es unbedingt ein mittelalterliches Haus auf einem Felsgrat sein musste, statt der ursprünglichen Idee, etwas am Meer zu besitzen. Allerdings: Das Traumhaus in Borgo di Foce, das es uns damals  angetan hatte, als wir noch mehr Kleingeld in der Portokasse hatten, hätte uns mittlerweile auch ruiniert. Es musste in den 14 Jahren, in denen wir hier leben, mittlerweile gefühlte sieben mal komplett von außen gestrichen werden, während wir seit 2005 diesbezüglich Ruhe hatten.

Nun wurden wir erstmals von unserem zweiten Heim nicht so selbstverständlich willkommen geheißen wie sonst. Wir waren aber auch selbst Schuld, weil wir Umstände halber auf die Winter-Session hier verzichten mussten. Das hielte vermutlich auch ein neueres Haus bei solchen klimatischen Bedingungen nicht aus.

Unseren guten Hausgeist Lucio freut es, denn er kann so das Defizit ausgleichen, dass ihm die Schweizer nach ihrem antieuropäischen Referendum beschert haben. Jahrelang hat er bei den Eidgenossen am Bau gearbeitet. Nun ist nix mehr - nada, niente. Es gäbe nichts Schlechtes, das nicht auch zum Guten führe, behaupten ja die Optimisten immer mal.

Jedenfalls hatte Lucio wohl schon Schlimmeres gesehen, als er sich gestern die Schäden besah:
Ein verschimmeltes Schlafzimmer und das vom "bösen Schwarzen" befallene Boudoir der Zweitbesten, das allerdings auch unwiederbringlich Gemälde und Fotos an den Wänden erwischt hat. Wäre das zu vermeiden gewesen, wenn wir unsere übliche Zeit im Winter hier gewesen wären? Vermutlich nicht.

Die Schlaf-Couch dort wird also mit einem Gewalt-Akt entsorgt. Sie hat uns nach schnellem Kauf-Entschluss eh schon längst nicht mehr gefallen, und das Schlafzimmer hatte es ja auch schon seit mindesten zwei Jahren nötig.

Positiv zu denken hilft, und Lucio ist ein Meister im Zerstreuen von Sorgen. Nächste Woche fängt er an, und dann sei unser Haus schöner denn je, weil er wenn er schon einmal da sei, die gewaltigen Deckenbalken im Wohnzimmer und die Treppen, sowie die feuchten Küchen-Ecken gleich mit versorgen werde. Das alles natürlich zum buon prezzo! Certo!

Ja dann! Auf ein Neues! In den Bergen liegt noch Schnee, oben am Ginster-Pass blüht  keiner der Namen gebenden Sträucher, und die teure Gasheizung läuft auf vollen Touren. Wenn der Klimawandel einst darauf hinaus läuft, dass wir zum Wärme tanken nach Deutschland müssen, soll uns das auch recht sein. Ist ja nicht mehr lange...

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