Dienstag, 25. Dezember 2012

Urbi@Orbi

Wie lang il Papa tedesco auf Erden noch Stellvertreter "jenes höheren Wesens, das wir so besonders verehren" (Zitat "Dr. Murkes gesammeltes Schweigen" von Heinrich Böll) sein wird, scheint fraglich. Beim Weihnachten im Petersdom machte er immerhin einen recht hinfälligen Eindruck. Il Retrospettivo, wie er von seinen Kritikern auch genannt wird, scheint aber in seinem möglichen Endspurt doch mal etwas riskieren zu wollen. Nicht nur,dass er seit neuestem twittert oder twittern lässt, während manche seiner Kardinäle das Internet  und die elektronischen Kommunikationsinstrumente verteufeln, er war auch in seiner Weihnachtspredigt  politisch so vorwärts gewandt wie selten. Überrascht hat mich vor allem, dass er die Gefahr übersteigert interpretierter Religionsinhalte als Gefahrenquelle für gesellschaftlichen Frieden beim Namen nannte.

So weit ein Agnostiker zum nächtlichen Geschehen in der katholischen Welthauptstadt. 

Eigentlich sollte ja die Überschrift zu diesem Weihnachts-Post Castellum@Orbi heißen, denn diese Weihnacht hier oben war schon speziell, was den Einsatz von Smartphones, Tablets, oder Powerbooks beim Übermitteln von Botschaften anging. Vom Burgberg für die Welt smste, twitterte  und skypte es nur so  entgegen, dass ich mir mit meinen simplen e-mails vor den Festtagen ganz schön rückständig vorkam. 

Entsprechend unromantisch fielen auch einige der Geschenke aus. Unsere "Christkind"-Tochter bekam ein Zusatzgerät, damit sie von ihrem Tablet aus ein anderes Fernsehen sehen kann, wenn ihr Lebensgefährte Sportschau guckt. Die "Zweitbeste" kann jetzt trotz unserer Meter dicken Wände selbst ins Internet und  nicht länger ihren e-mail-Wechsel auf mich abwälzen, und die Buben (33 und 31) überreichten sich nur nett verpackte Kärtchen, auf denen Codes standen, mit denen die Game-Geschenke direkt aus dem Netz auf den Computer geladen werden können. Der Burgbriefe-Schreiber bekam RAMs, damit er im Netz nicht länger rumbummeln muss.

Zur Ehrenrettung aller sollte ich aber betonen, dass mehr auf Stimmung ausgerichtete, nicht elektronische Geschenke mit der gleichen Euphorie entgegen genommen und geherzt wurden - allerdings nur so lange bis die weltumspannende "Battle" um das Posten der schönsten Weihnachtsbäume die volle Aufmerksam der Generation IT beanspruchte. Es siegte ein  als Weihnachtsbaum getarnter Darth Vader mit Maske anstatt Weihnachtsstern auf der Spitze. Ob der allerdings auch keuchen konnte: "Luke - ich bin dein Weihnachtsbaum!", wurde nicht übermittelt.

Es gibt ja mittlerweile für jede Lebenslage Apps. Deshalb vermute ich mal, dass die Weihnachten, an denen ein Familien-Mitglied die Weihnachtsgeschichte aus einer Bibel vorliest, und wir alle mehr oder weniger gekonnt, die traditionellen Lieder vom Blatt singen, bald gezählt sein werden. Es ist ja auch viel komischer, koreanische Kinder bei YouTube "Stille Nacht, heilige Nacht" auf Deutsch singen zu hören - oder Traktoren, die mit unterschiedlichem Gas Geben "O Tannenbaum" intonieren.
Eine App, die dringend "beim Warten auf das Christkind" benötigt worden wäre, gab es allerdings nicht: Die Glocke, mit der bei uns traditionell die Übergabe der Geschenke eingeläutet wird, war in München vergessen worden. So musste die Stimme des Burgbreife-Schreibers über vier dick gemauerte Stockwerke herhalten:

"Bescheeeeeerung!!!"

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