Montag, 18. Juli 2022

Wider die Zeit

Fragen der Zeit, denen sich die Entscheider angeblich aus Zeitmangel nicht stellen, werden mit der Zeit zu etner Zeitfrage- Da kann man Einstein noch so sehr beipflichten, dass Zeit relativ und einen Erfindung des Menschen sei. Wir sind - egal in welcher Bemessung - dem Ablauf ausgeliefert. Ob uns die Stunde schlägt, oder ein Jahr vergeht.

Vielleicht ist es gesünder mit  dem Surrealisten
Salvador Dali auf die verrinnende Zeit zu schauen.
als über Einsteins Abstraktionen tiefer nachzudenken...

Quelle: MOMA


Die Erde umkreist die Sonne, unseren mystischen Energie- und Lebensspender von gewaltiger Dimension.
Sie ist gewissermaßen Freund und Feind zugleich, was wir mit einem Sonnenbrand büßen, wenn wir uns ihr zu lange aussetzen oder unsere Ernten gefährden, weil wir das von ihr bestimmte Klima mit unseren Errungenschaften so verändert haben.

Vergangene Woche lieferte das James Webb-Teleskop der NASA erste Bilder aus den Kindetagen des Universums. Geschossen mit Infrarot, was Dinge sichtbar macht, die eine normale Optik nicht liefert.
Wunderschön bizarre Formationen, die auch Wasser nachweisen - unser Lebens-Elixier, an dem es gerade in ganz Europa mangelt. Gemessen an anderen Galaxien ist unser Sonnen-System eher ein Auslaufmodell, und unser Planet, dessen Endlichkeit wir gerade verkürzen, noch nicht einmal eine Nadelspitze.

Sind wir mit diesem Milliarden tiefen Blick in die Nähe des Urknalls
schlauer im Wissen , wie das Universum entstand? Was war denn da vorher?

Foto: NASA


Fassten wird die Zeit nicht in Maßeinheiten, wären wir wie die Tiere wohl noch in der Lage unser Leben von einer "inneren Uhr" bestimmen zu lassen. Die meisten Mauersegler sind vom Himmel über der Burg verschwunden. Auf ein individuelles Signal ihre Reise antretend - im Wissen, dass sie im nächsten Frühling wieder ihre Mauerspalten aufsuchen, um für Nachwuchs zu sorgen. Man könnte meinen, sie seien rastlos, aber sie sind doch in der Lage mit dem Schwarm ziehenden im Flug zu schlafen.

Je älter ich werde, desto mehr leide ich darunter, dass die alljährliche Zeit-Verschiebung und die Medikamente sich gegen meinen eigentlichen Rhythmus stellen. Jeden Tag verkürzt sich wieder das Licht und verlängern sich die Schatten. Von den Hitzegraden müsste es eigentlich bald Ferragosto sein, aber es ist zu befürchten, dass dieser Sommer schon einer der längeren unserer Klima-Geschichte sein könnte.

Altersgenossen teilen mit mir die Erkenntnis, dass selbst wenn man sich der absoluten Muße hingibt, die Zeit einem im doppelten Sinne davon rast. Schaue ich aber auf unseren erst zur Hälfte abgelaufenen Aufenthalt hier zurück, dann kommen mir die dreieinhalb Monate schon vor wie ein halbes Jahr.

Mich macht die verschobene Zeitachse zwar mitunter angst und erinnert mich zusehends an aller "memento mori". Endlich aber kann ich halbwegs befreit den Augenblick leben und mir an den kühleren Abenden das Gratis-Spektakel unserer Sonnenuntergänge hier geben.

In einem der sich meist durch endlose Wiederholungen auszeichnenden Song-Texte der aktuellen  Hitlisten, fiel mir diese wunderbare Zeile als Ausnahme auf:
Now the day bleeds into the  nightfall. (Lewis Capaldi : Someone You Loved) Wenn der Tag also in der beginnenden Nacht verblutet. sollte uns das nicht traurig machen, sondern die Hoffnung auf einen neuen Tag entfachen. Dem dann ersten Tag vom Rest unseres Lebens.

Foto: Claus Deutelmoser


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