Montag, 11. Juli 2022

Der Erdbeben-Bagger

Vor zwei der nur schwer erträglichen Tropen-Nächten mit etwa 24 Grad hatte die Fürsorglichste aller Ehefrauen das Gefühl, als hätte das Haus ein wenig gebebt. Meine Witze, dass sich ihr schwergewichtiger Ehemann zu heftig im Bett gewälzt hätte, ließ sie genauso wenig gelten, wie mein Vermutung, sie habe sich ihre Gutenacht-Grappa vielleicht doch ein wenig zu großzügig eingeschenkt.

Aber ich habe ja ein untrügliches Gerät zum Nachweisen von Erdstößen: Meinen Erdbeben-Bagger. Weiß der Himmel, auf welchen nicht mehr zu rekonstruierenden Wegen dieses Überbleibsel von der Brio-Eisenbahn meiner Kinder seinen Weg auf die Burg nach Ligurien gefunden hat.

Jedenfalls versieht er seinen Dienst seit mehr als zwanzig Jahren ziemlich unmittelbar. Nur in jener Nacht war ich nicht bereit, eigens aufzustehen, um nachzusehen. Am nächsten Morgen jedoch lag sein Hebearm platt am Boden neben dem Magneten, der sein Gleichgewicht herstellen soll (siehe Foto).



Als mein Enkel im vergangenen Herbst durchs Haus tobte, entdeckte er meinen Erdbeben-Bagger sofort und wollte ihn natürlich gleich zum Spielen haben.  Denn schließlich hatte er ja die gesamte Brio-Bahn bespielt von Onkel und Mutter ja schon geerbt. Aber wie Opas nun einmal sind, erfolgte eine lange und lehrreiche Erzählung, wieso das nicht ginge, und was Erdbeben sind, und wie Magnetismus den Hebearm nur um Millimeter in der Schwebe hält, dass Oma und Opa hier schon einmal zwei heftige Erdstöße erlebt hatten und so weiter, und so weiter. "Weißt du", sagte ich zum Schluss meiner Ausführungen "so können wir dann  immer sehen, dass es keine Erdstöße gegeben hat. Deshalb muss er da stehen bleiben."

Es war erfreulich, unmittelbar einen schlagfertigen Beweis zurück zu bekommen, dass mein Enkel nicht auf den Kopf gefallen ist, denn er antwortete: "Opa! Wenn das ein schweres Erdbeben war, hilft der ja hinterher gar nix!" Da hat er wohl den Nagel auf den Kopf getroffen, und deshalb durfte er ihn zum Spielen mitnehmen...

Immerhin von der Abreise vergangenen Herbst bis zu unserer Ankunft heuer, hat mein Erdbeben-Bagger immerhin sein instabiles Gleichgewicht gehalten. Wenn mein Enkel jetzt wieder kommt, wird er unmittelbar danach eingeschult. Dann ist natürlich mit den Kindergeschichten Schluss. Ich werde ihm dann die globalen Erdbeben-Monitore im Computer aufrufen, die in Echtzeit aktualisiert werden.. - Auch für die ferne Heimat seiner anderen Großeltern, Onkel und Tanten in Nepal. Vielleicht bringt er dann ja eines Tages seinen Neffen und Nichten die Brio-Bahn mit und erzählt denen von seinem spinnerten Großvater und dem Erdbeben-Bagger...

https://www.eskp.de/echtzeitdaten-aktuelle-erdbebeninformationen-935116/

https://livetracking.pro/erdbeben-livetracker/

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