Montag, 7. August 2017

Usato mano

Eine der herausragenden Fähigkeiten des Menschen ist das Verdrängen seiner Sterblichkeit im hektischen Tagesgeschäft. Würden Erdogan, Trump und Konsorten all den Schaden anrichten, wären sie nicht im Moment des Handelns von ihrer unfehlbaren Unsterblichkeit überzeugt?

Wir Normalos sind in der Detailbetrachtung ja auch nicht viel besser - wenn auch nicht allgemein schädlich. Was häufen wir nicht alles an Dingen an, die sich im Laufe des Lebens als gar nicht mehr so wichtig erweisen.

Wer ein Haus für das "zweite Leben" im Süden erwirbt, tut das ja auch in Erfüllung eines lang gehegten Traumes.  Zuerst im Stadium des Ferienhauses nimmt jeder - vor allem hier im autofreien Borgo wegen des komplizierten Transportes  - gerne Restbestände des Vorbesitzers in Gebrauch, aber dann willst du ja dem Traum irgendwie ein eigenes Gesicht geben. Nach und nach möchtest du dann die Teile loswerden, nur um sie durch Neues zu ersetzen. Was aber dann wiederum dem Nachfolger nicht gefällt, weil ja eben nichts für die Ewigkeit danach passt.

Drunten im Tal wächst daher Jahr für Jahr ein Laden, der sich auf "Usato Mano", Dinge aus zweiter Hand, spezialisiert hat. Da gibt es Gläser, Stühle und Tische sowie viel antik Anmutendes. So kann sich die Phantasie leicht ausmalen, wie oft Gegenstände als scheinbares Schnäppchen den Weg zwischen Burg und Tal angetreten haben. Eine Win-Win-Situation, solange das Attraktive auch von anderen Geschmäckern der Nachfolger erkannt wird.

Es ist keinesfalls so, dass wir dieser "Todes-Spirale" in bald 20 Jahren entgangen wären. Weil wir aus Nachbarschafts-Harmonie oft nicht Nein sagen konnten, wenn uns etwas als Hinterlassenschaft angeboten wurde, wirkt unsere geräumige Cantina mitterweile wie eine Dependance des "Usato Mano". Vielleicht die heimliche Botschaft, selbst so einen Laden aufzumachen?

Dessen ungeachtet bleibt ja die persönliche Sammel-Leidenschaft, die nicht selten vom Zeitgeschmack inspiriert wurde. Die Fürsorglichste sammelt trotz zum Bersten gefüllter Vitrinen fleißig weiter seltene, oft überteuerte Gläser als Einzelstücke, und ich habe hier wie im Glashaus meine ungebremste Leidenschaft für Enten aller Arten vor Augen. Weil Journalisten ja immer vor "Enten" auf der Hut sein müssen. Hahahahaaa!

Nicht alles, was mir zugeflogen ist, gehört im engsten Sinne der Gattung
Ente an, aber Lockvögel gehörten ja auch zum Handwerk


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