Sonntag, 5. Juni 2016

Der Nebel

Was ist nur mit Europas Sommer? Wir ringen, um nicht vor lauter Frieren hier auf der Burg die Heizung anzuwerfen. Noch halten wir aus - mit dicken Winterhosen, Pullovern und Decken. Dann fällt auch das Internet immer wieder aus, so dass wir Trost nur per Telefon zugesprochen bekommen.
Ausgerechnet von vielen, die täglich selbst Donnerwetter erleben...

Die nasskalten Wattebäusche werden sachte immer dunkler im Talkessel verdichtet. Das ist Berghütten-Wetter auf 600 Meter Höhe!

Der Horror-Regisseur John Carpenter hat mal einen Film gedreht, der The Fog - Nebel des Grauen heißt. So kommen wir uns nicht nur an den Abenden der längsten Tage des Jahres vor. Vom Wohnzimmer aus können wir das Terrassen-Ende oft nicht sehen und erwarten dann schon, dass die räuberischen Schattengestalten von einem Wolkenschiff aus über die Terrassen-Mauer  unser Haus entern. Das ist Grusel pur!

Leider ist das auch kein Wetter, bei dem man - wie in Irland - im Pub am Torf-Feuer zusammen rückt und Lieder singt. Unsere Piazza - wenn wir sie denn sehen - ist vollkommen verwaist. Das höhnische Lachen der bösen Burggeister wird zwar vom Nebel verschluckt, aber gemütlich geht anders. Dass sich da die Alten auch nicht mehr heraus trauen, ist klar. Dieses Klima kriecht in die Glieder.

Laut lokalem Wetterbericht müssen wir noch mindesten die ganz nächste Woche mit ähnlichem Wetter rechnen. Fliehen bringt nichts. In Frankreich ist es noch schlimmer.

Für den Blogger ist das die Höchststrafe. Wer nicht vor die Tür geht, erlebt eben auch nichts. Soll ich anfangen, zu philosophieren, meine geheimsten Gedanken preisgeben? Das kann nicht wirklich interessieren.

Morgen muss ich runter. Vorräte auffüllen. Vielleicht treffe ich den einen oder anderen, der uns so vertrauten ceylonesischen Regenschirm-Verkäufer? - Wenn sie nicht nach Rekord-Verkäufen in den Monsun ihrer Heimat gedüst sind. Da ist der Regen wenigstens schön warm...

Hey, gute Idee, ich lege mich jetzt in die Badewanne und drehe die Dusche auf. Aber das wäre ja ein ziemlicher Hohn. Wo Colombo gerade von ebenso schweren Überschwemmung heimgesucht wurde wie Simbach am Inn.

Hatten Sie - Herr Geheimrat - wirklich schon die Klimakatastrophe seherisch im Sinn?

                 Der Zauberlehrling


     Hat der alte Hexenmeister,
Sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
Auch nach meinem Willen leben.
5
Seine Wort und Werke
Merkt ich, und den Brauch,
Und mit Geistesstärke
Thu ich Wunder auch.
          Walle! walle!
10
     Manche Strecke,
     Daß zum Zwecke,
     Wasser fließe,
     Und, mit reichem vollem Schwalle,
     Zu dem Bade sich ergieße.
15
     Und nun komm du alter Besen,
Nimm die schlechten Lumpenhüllen,
[33]
Bist schon lange Knecht gewesen,
Nun erfülle meinen Willen.
Auf zwey Beinen stehe,
20
Oben sey ein Kopf,
Eile nun und gehe
Mit dem Wassertopf.
          Walle! walle!
     Manche Strecke,
25
     Daß, zum Zwecke,
     Wasser fließe,
     Und, mit reichem vollem Schwalle,
     Zu dem Bade sich ergieße.

     Seht er läuft zum Ufer nieder,
30
Warlich ist schon an dem Flusse,
Und mit Blitzesschnelle wieder
Ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweytenmale!
Wie das Becken schwillt!
35
Wie sich jede Schaale
Voll mit Wasser füllt!
[34]
          Stehe! Stehe!
     Denn wir haben
     Deiner Gaben
40
     Vollgemessen! –
     Ach ich merk es, wehe! wehe!
     Hab ich doch das Wort vergessen!

     Ach! das Wort, worauf am Ende
Er das wird was er gewesen.
45
Ach er läuft und bringt behende,
Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
Bringt er schnell herein,
Ach! und hundert Flüsse
50
Stürzen auf mich ein.
          Nein nicht länger
     Kann ichs lassen,
     Will ihn fassen.
     Das ist Tücke!
55
     Ach! nun wird mir immer bänger!
     Welche Mine! welche Blicke!
[35]
     O! du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh ich über jede Schwelle
60
Doch schon Wasserströme laufen.
Ein verruchter Besen
Der nicht hören will!
Stock! der du gewesen,
Steh doch wieder still!
65
          Willsts am Ende
     Gar nicht lassen;
     Will dich fassen,
     Will dich halten,
     Und das alte Holz behende
70
     Mit dem scharfen Beile spalten.

     Seht da kommt er schleppend wieder!
Wie ich mich nun auf dich werfe,
Gleich, o Kobold! liegst du nieder,
Krachend trifft die glatte Schärfe.
75
Warlich braf getroffen!
[36]
Seht er ist entzwey,
Und nun kann ich hoffen,
Und ich athme frey!
          Wehe! wehe!
80
     Beyde Theile
     Stehn, in Eile,
     Schon als Knechte
     Völlig fertig in die Höhe!
     Helft mir ach ihr hohen Mächte!
85
     Und sie laufen! Naß und nässer
Wirds im Saal und auf den Stufen,
Welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister! hör mich rufen!
Ach! da kommt der Meister!
90
Herr, die Noth ist groß,
Die ich rief die Geister
Werd ich nun nicht los.
          „In die Ecke,
     Besen! Besen!
[37]
95
     Seyds gewesen.
     Denn als Geister
     Ruft euch nur zu seinem Zwecke,
     Erst hervor der alte Meister.“
GOETHE.

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