Mittwoch, 2. September 2015

Die einfache Küche

Wenn ihr glaubt, dass der Hummer bei diesem Thema fehlt, dann liegt ihr falsch. Denn heute geht es um die Küche, in der ich immer mal wieder experimentiere.

Von Anfang an war uns klar, dass wir auch mit der Küche zurück zur Einfachheit wollten. Deshalb haben wir sie atmosphärisch so gelassen. Sie ist so geräumig, dass in ihrer Mitte ein Tisch steht, an der man zur Not essen kann. Aber das geschieht sehr selten, weil das Esszimmer ja gleich nebenan ist. Aber wir sind schon oft mit Freunden an diesem Tisch versackt, weil der mannshohe Kühlschrank in Griffweite ist.

Kurz haben wir uns überlegt, ob wir die Falltür zur Cantina unten abschaffen. Wir hätten dann aber die uralten Treppen hinunter umgestalten müssen. Das erschien uns ein unerhörter Eingriff in unsere Vorstellung von Romantik. Also haben wir nur ein Gewürz-Bord gekachelt und alle eingebauten Schränke weiß angemalt und mit alt aussehenden Knöpfen verziert. Für die Hygiene haben wir das steinerne Waschbecken gegen ein modernes Alu-Doppel-Becken mit flexiblen Wasserhahn ausgetauscht und uns rundum eine Arbeitsfläche aus Granit gegönnt. Wir hätten uns ja nicht vorgestellt, dass wir unser ganzes bisheriges Leben hier unsere Gäste durch die Küche bitten müssten.

Unsere Außentreppe, die direkt in die Wohnbereiche führt, kann nicht benützt werden, weil eine böse Burggeistin aus ihrem angrenzenden Speicher unbedingt eine Ferienwohnung machen wollte. Sie hat ein Begehungsrecht (diretto di passagio) auf dieser Treppe, das sofort erlöschen würde, machte sie aus ihrer oberen Tür ein Fenster. Da es aber fraglich ist, ob sie überhaupt eine Baugenehmigung für den Umbau eingereicht oder gar bekommen hätte, gammelt die Baustelle seit drei Jahren mit ihren Bretter-Verschlägen vor sich hin.

Inzwischen ist das Eintreten durch die Küche Standard, obwohl sie eben nicht so ein leuchtend funkelndes Ding ist, wie alle Einbauküchen die wir bislang hatten, machen alle Komplimente. Sie hätte Charme bekunden sie - meist.

Man kommt durchaus mit einem kleinen, tragbaren, französischen Ofen aus, in dem man backen, Grillen und Spießbraten rotieren lassen kann. Selbst eine französischen Gans haben wir darin zu Weihnachten zubereitet. Wir haben dem Geflügel-Händler in der Markthalle von Menton unser Problem geschildert, und er hat das riesige Viech in sechs gleiche Teile zerlegt. Unsere Kinder waren mit uns einer Meinung, dass diese eine der besten Gänse war, die wir je gehabt haben.

Die Vorteile von einem Gasfeld mit vier Brennern gegenüber jedem Induktionsherd sind ja von Kochprofis ausführlich beschrieben worden. Ich habe eben den Halbjahres-Vergleich zu unserem modernen Herd in München. Hier koche ich lieber und präziser.

Das einzige Zugeständnis an den gewohnten Komfort bin ich bei der Geschirr-Spülmaschine eingegangen. Ich habe die seit Jahren Bewährte Baujahr 1948 mitgenommen. Sie ist etwas sperrig und bauchig und macht beim Abwasch komische Geräusche. Sie hat ihre Eigenheiten und verweigert mitunter ihre Dienste. Dann muss ich an die Spüle, die mich total einengt, weil die Außentreppe dort für eine Schräge sorgt. Der ganze Abwasch-Bereich ist ja zudem in einer Nische, was die nach mir benannte Phobie noch verstärkt.

Zum Glück streikt sie selten, und wenn ich sie etwas tätschel und ihre Aggregate streichle, funktioniert sie auch wieder bestens.

Danke, liebe "Zweitbeste", dass du immer noch so eine wichtige Rolle in meinem Leben spülst.

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