Dienstag, 22. September 2015

Preis oder Lohn der Freiheit?

Obwohl ich mir durchaus bewusst bin, dass ich den begnadeten deutschen  Generationen angehöre, die ihr Leben in absoluter Freiheit führen können, stelle ich die Bedeutung dieses Begriffes angesichts der Weltgeschichte immer wieder in Frage.

Zu viele Menschen sind im Laufe der Zeit durch den gewaltsam erstickten Schrei nach ihr ums Leben gekommen. Selbst wenn sie - für wen auch immer - obsiegt haben, wie lange hat diese "Freiheit" dann gehalten?

Die, die Bastille erstürmt und den Blutrausch der Guillotine überlebt haben, mussten miterleben, wie ein paar Jahre später die Grande Nation durch einen kleinen, größenwahnsinnigen General wieder zum absolutistischen Kaiserreich wurde.

Der Bürgerkrieg der USA sollte die Sklaven befreien und Menschen aller Hautfarben die gleichen Rechte bescheren. Bis heute wird diskriminiert und auf offener Straße illegitime Polizei-Gewalt gegen Farbige ausgeübt.

Die Russen, die Glasnost und Perestroika erleben durften, werden wieder von einem kleinwüchsigen, machthungrigen Mann zur scheinbar alten Größe der glorreichen SU verführt. Dabei reichte es schon, dass sich ein paar Gewaltbereite auf der Krim nach ihrer "eigenen Freiheit" sehnten.

Auch als nach dem Deutschen Kaiserreich mit dem demokratisch gewählten Reichstag die deutsche Demokratie Gestalt annehmen wollte, dauerte es mal gerade anderthalb Jahrzehnte, bis der schnurrbärtige Gröfaz die Welt ins Unglück stürzte.

Und hätten die Garibalidi-Anhänger ihren Kampf für die Einigkeit und Freiheit Italiens mit der Perspektive geführt, dass Mussolinis Machtrausch der Demokratie Bella Italias wieder den Garaus macht?

Die bis heute in Blut getränkten, verfehlten Freiheiten Südamerikas erspar ich mir, um endlich zum Punkt zu kommen.

Als Ungarn vor dem Mauerfall die Grenzen für die Flüchtlinge aus der DDR öffnete, wurde damit der Eiserne Vorhang zerrissen und die Wiedervereinigung Deutschlands eingeleitet. Dieses ungarische Volk, desse Feiheitswillen 1956 von russischen Panzern überrollt wurde, ist in der Folge seiner demokratischen Entwicklung nun wieder näher an die alten Verhältnisse gerückt.

Flüchtlinge sind doch  in erster Linie Menschen, die Krieg und anderen untragbaren Verhältnissen daheim mit aller Kraft entrinnen und irgendwo Unterschlupf finden wollen, wo sie unbehelligt überleben können. In zweiter Linie sehnen sie sich nach geregelten Mahlzeiten, einem sicheren Dach über dem Kopf  und Sicherheit für ihre Kinder, die sie mit dem Ertrag eigener Arbeit groß ziehen möchten. Erst an letzter Stelle kommt dann die Freiheit. Wer gibt schon gerne seine Heimat auf?

Das derzeitige Phänomen ist ja nicht neu. Die USA hätten ihren beispiellosen Erfolg nicht erzielt, wenn ihnen nicht Millionen Flüchtlingen aus aller Welt bis heute in einer Art Schatten-Wirtschaft geholfen hätten. Liberty Enlightening The World, war dabei eher ein romantischer Paradigmen-Wechsel. Die Menschen erhofften sich einfach ein besseres Leben. So wie die Flüchtlinge, die nun in die vereinigten Staaten von Europa kommen.

Wenn die EU nicht scheitern will, muss sie eben ihre Maßstäbe verändern. Zwar gibt es nicht soviel Platz hier wie in den USA, dafür aber Potenzial.

Nehmen wir allein einmal die 60 Millionen Tonnen an Lebensmitteln, die in der EU alljährlich ungenutzt vernichtet werden. Die Milch- und Butter-Schwemme; Obst und Gemüse, das zur Stabilisierung der Marktpreise untergepflügt werden muss...

Und dann Ernten, die infolge von fehlenden Erntehelfern nicht eingebracht werden können.

Nicht nur hier oben in den Valli dell'Olio gibt es in solchen Regionen in den Dörfern  permanente Leerstände von Häusern; auch in Osthessen, Unterfranken oder den "blühenden Landschaften", die Dr. Helmut Kohl einst den "neuen Bundesländern" versprochen hat. Es wäre alles nur eine Frage der selektierten Verteilung. Es wäre eine Rückbesinnung der IT-Industrie-Gesellschaft auf die Ursprünge des Lebens.

Wenn Europa überleben will, dann kann es das gerade mit den vielen Flüchtlingen, weil sie uns aus der alles normenden Trägheit befreien und uns zwingen werden, mit Toleranz und Aufgeschlossenheit konzertiert unsere Ressourcen zu nützen. Dafür muss die Verteilungsstruktur, die sich allein auf Unterbringung und Versorgung konzentriert, erweitert werden.

Seien wir doch einfach so frei!

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