Montag, 24. August 2015

Auferstanden von den Toten

Seit die Burggeister aus dem Ausland angefangen haben, den Borgo zu retten, gab es zur Belohnung "italienische Momente" im Fisch-Restaurant Da Beppa am alten Hafen von Oneglia, der heutigen Zona Divertimento. Dann starb die alles beherrschende Patrona, und ihre Nachfolger sparten erst an der Qualität, dann an der Gastlichkeit.

Bei unserem letzten Besuch als Stammgäste zu Sylvester 13/14 wurden wir nicht nur abgezockt, sondern auch ignoriert (wir waren zu siebt mit Kindern und Anhang) weil irgendein Pezzo Novanta mit einer Riesen-Gesellschaft eine Hummer- und Schampus-Orgie veranstaltete.

Nie wieder! Schworen wir uns. Es war, als hätten sie uns ein Stück Heimat weg genommen...

Im Frühjahr war Da Beppa - wie bereits berichtet - schließlich am Ende, und ein neuer Wirt dabei, die Einrichtung und die Innenraum-Gestaltung zu erneuern. Aber weil das äußere Ambiente bis heute immer noch herunter gekommen aussieht, haben wir den Nachfolger erstmal gemieden, obwohl Da Beppa seit Juni wieder offen ist.

"Die Zweitbeste" ist ja nicht so nachtragend wie ich, und predigt stets man soll den Nachfolgern nicht die Sünden der Vorgänger anlasten. Ich bin ja nicht so bibelfest, aber habe mich am Samstag dennoch überreden lassen.

Und siehe da, wir wurden belohnt. Deshalb die Nachricht an alle, die früher Fans waren: Es lohnt sich wieder. Und an die, die noch bei der Durchreise alte, hochlobende Reiseführer haben: Geht mal hin.

Bei "Erstbesuchen"  haben wir uns angewöhnt, zunächst ligurische Standards zu bestellen.
Die "Zweitbeste" hatte als Vorspeise Polpo e Patate und ich ein Thunfisch-Tartar. Ersteres war delikat umido und küchenmeisterlich nach oben ausgereizt, aber im Gegensatz zum alten Beppa konnte das Auge mitessen. Der Teller war  schmackhaft auf dem Rand mit Kohl-Zesten dekoriert, was beim Naschen eine gewisse zusätzliche Komponente gab.
Meine ordentliche Portion Tartar kam mit zusätzlichen Gewürzen und Kapern auf dem Rand des tiefen Tellers. Aber die wurden gar nicht benötigt. Bei der ersten Gabelspitze verdrehte ich schon die Augen vor Genuss: klasse Öl, leichter Zitronen-Abrieb - freschissmo!

Zum Hauptgang hatte meine Frau eine große Scheibe Schwertfisch vom Grill, die, obwohl wir sie kurz gegart geordert hatten, ein wenig zu lang drauf war. Das tat ihr aber wegen des hervorragenden Öls und dem perfekt gegrillten Gemüse rundherum keinen Abbruch. Die "Zweitbeste", eine echte Spezialistin, war jedenfalls begeistert.

Ich hatte mein Lieblings-Essen Fritto Misto bestellt. Wenn Panade und Öl stimmen, kann man da eigentlich nichts falsch machen, wohl aber gekonnt Tricks anwenden: Auch wenn die Panade nicht ganz so leicht war, wie ich es gerne habe, war sie eben besonders knusprig. Das Gemüse wurde mit frittiert, was die Portion sehr groß erscheinen ließ. Ein Riesen-Gambero mit kleinerer Schwester Gamba krönte den Berg. Zwei Sogliolini hatten eine extra Kruste, ein halbes Dutzend Alici waren gretenlos und absolut saftig und die Calamari und Totani bestachen mit ihrem Eigengeschmack.

An den Nachtisch konnten wir uns dann wegen der Bauchesfülle nicht mehr machen. Das alte Da Peppa hatte eine legendäre Creme Caramelle mit Zuckerkruste und Sauce. Die Erinnerung wollte sich "die Zweitbeste" nicht zerstören.

Schließlich gibt es aber doch eine Kleinigkeit zu meckern. Es gibt eine Wein- und eine Bier-Karte mit farbigen Hochglanz-Fotos, die wir schon von einem Aufenthalt in Genua kannten - also auf einen Caterer hinwiesen. Schlecht ist dann, wenn die preiswerteren Weine alle vergriffen sind. Wir hatten dann aber eine absolut überzeugende Flasche Pigato, die nicht auf dieser Karte stand, und ahnten schon eine Abzocke. Was aber nicht eintraf.

Inklusive Coperto drei Espressi und Sambuca zahlten wir vom Wirt abgerundete 70 Euro. Beim  nächsten Mal nehmen wir Fisch aus der Frisch-Theke...

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