Dienstag, 18. August 2015

Abendmahl

Diesmal war die Tafel so lang, dass keine passenden Tischdecken gefunden wurden. So mussten die Teilnehmer an diesem denkwürdigen Cena in Piazza ihre Teller und Gläser auf die blanken Tische stellen. Erstaunlicher Weise sorgte dieser Umstand sogar für mehr Authentizität. Die streitbaren Grafen Gandolfo - so sie denn von oben oder unten - zugeschaut hätten, wären von dem mittelalterlichen Szenario bestimmt begeistert gewesen. Denn die Tafel reichte vom Brunnen quer über den Burgplatz, so dass die Jugend sogar auf den gegenüberliegenden Steinbänken am Tisch sitzen konnte.

Denkwürdig war der Abend aus zweierlei Gründen: Die Initiative hierzu ging von unserem Nachbarn, dem Hotelier aus Rom aus, der auch den Löwenanteil am "Catering" hatte. Er hatte zu Ferragosto seinen Chef eingeladen und gemeinsamen Freunden aus Kindheit und Schulzeit bescheid gegeben. Das sorgte erstmals für Deutschland in Unterzahl: Italien 16, Frankreich 4, Deutschland 3.

Das forderte höchste Konzentration bei der Unterhaltung, denn nur wenige der Italiener waren mehrsprachig. Gut, dass im Zentrum Susanne mit ihrer Lobbyisten-Tochter Lorette saß, die ja beide völlig mühelos von einer Sprache in die andere wechseln konnten. Dodo, ihr Mann, ist schlau. Er gibt den Maulfaulen, obwohl er jedes deutsche Wort versteht, nötigt er mich, mein eingerostetes Französisch hervor zu kramen. Da ich aber während der großen Hitze ausschließlich amerikanische Original-Serien "gebingetwatcht" habe. Geht das in meinem Hirn zu, wie nach dem Turmbau zu Babel. Manchmal kommt ein Kauderwelsch heraus, das so klingt, als spräche ich die mittelalterlich Lingua Franca, - was ja irgendwie passend wäre. Allerdings habe ich die ersten zwei Glas Wein vor lauter Heiterkeit auf nüchternen Magen herunter gekippt. Was meiner Zunge zwar zu großer Freiheit verhilft, aber den Worten doch recht wenig Sinn gibt.

Gut, dass es dann überreichlich zu Essen gibt: Auf Nebentischen stapeln sich zwei für ein ganzes Hotel reichende Spezial-Lasagne mit winzigen handgedrehten Fleischbällchen. Dazu duften ein riesen Kringel frisch gebratener ligurischer Würste sowie Chickenwings vom Grill.

Allein das hätte neben dem Nachtisch-Buffet gereicht, um den ganzen Borgo zu mästen. Aber dazu kamen ja noch Schüsseln mit Nudel- und Kartoffel-Salat, Mit Tonnato und Kapern gefüllte Tomaten und ein köstlicher Frischkäse-Dip mit Bündeln von Grissini.
So kommt das eben, wenn ein mit anderen Dimensionen vertrauter Hotelier unterstützt von Susanne und der "Zweitbesten" die Organisation leitet...

Die Gespräche rissen auch mit vollstem Mund nicht ab. Es war einfach eine märchenhafte Stimmung, wozu auch die nun wieder milderen Temperaturen beitrugen.

Immerhin gelang es mir dann doch wieder, meinen neuen Lieblingswitz in vier Sprachen zu erzählen.

Hier kommt er in Deutsch:

Eine Schildkröte  macht einen nächtlichen Spaziergang in New Yorks Central-Park und wird promt von einer Bande Schnecken überfallen. Der ermittelnde Polizist fragt die völlig außer Atem geratene Schildkröte:
"Können Sie sich denn an irgendetwas erinnern?"
Die antwortet: "Sorry Officer, aber das ging alles so schnell..."

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