Freitag, 21. August 2015

Am Tag als der Regen (doch nicht) kam

Seit Tagen das gleiche Bild: Dicke, graue, triefend feuchte Wolken ballen sich bis Mittag über der Burg. Dann dringt der Libeccio aus Südwest in unseren Talkessel und erzeugt ein kreisrundes Loch aus dem tiefsten Blau, das die natürliche Farb-Palette hergibt.

Seit Beginn der letzten Juniwoche hat es hier nur zwei, dreimal kurz getröpfelt. Selbst die Ältesten können sich an eine derartige Trocken-Periode nicht erinnern. Unsere Flüsse Impero und Prino sind infolge dessen nur noch Rinnsale.

Weniger mit Besorgnis als mit Hoffnung schauen wir jede Nacht nach Norden, wo über dem Kessel von Pieve di Teco in einem Blitzlicht-Gewitter hoffentlich ergiebige Niederschläge herunter gehen. Denn von dort kommt das herrliche Wasser, das bislang noch ohne Probleme aus unseren Leitungen sprudelt.

Die Laubbäume im Tal sehen schon komplett herbstlich aus und verlieren ihre Blätter. Nur die knorrigen Steineichen und die alles - außer Feuer - überlebenden Oliven-Bäume vermitteln direkt vor unseren Augen eine trügerisch grüne Vegetation.

Gerade habe ich mit einem Freund aus Deutschland via Skype kommuniziert. Allenthalben das gleiche Bild.

Die großen Gletscher der Alpen schmelzen im Rekordtempo wie die Eiswürfel in meinem Whisky-Glas zur Happy Hour. Ob ich ihn wohl bald pur trinken  oder ihn zum Zähneputzen missbrauchen muss?

Das Witze Reißen kann einem schon vergehen, wenn es Sendungen über den Baikal-See oder das Tote Meer gibt, die deren dramatisch zurück weichenden Wasserspiegel dokumentieren...

Da fällt mir doch wieder der zum Beginn der "Grünen Welle" vor einigen Jahrzehnten so häufig kolportierte Spruch der Cree-Indianer ein:

„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“

Viel zu spät will Barak Obama nun den Weg zur ökologischen Verbesserung gehen, und viel zu spät hat unsere Kanzlerin sich zu einem Weg bekannt, den sie bereits als Umweltministerin unter Helmut Kohl längst hätte einschlagen müssen.

Selbst wenn es jetzt zu ergiebigen Niederschlägen käme, hat die Trockenheit die Böden hier hart versiegelt. Dann wird es wieder zu Sturzbächen wie in Rio Maggiore in den Cinque Terre kommen, die alles bis ins Meer mitreißen und für dessen permanenten Anstieg sorgen.

Hat mich jetzt das Leben hier in und mit der Natur, als Nachbarn von Leuten, die seit Jahrhunderten von ihr leben müssen, vom 'Saulus zum Paulus' gemacht? Leider nein! In ein paar Wochen sitze ich wieder mitten in München und rege mich über den regnerischen Herbst auf, in dem ich nicht Radeln mag...

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