Freitag, 23. August 2013

Schreib-Bloggade

So etwas darf es beim Burgbriefe-Schreiben nun mal gar nicht geben!  Die weltweite Leserschaft hat absolut  ein Anrecht, regelmäßig mit Briefen versorgt zu werden.
Habe ich doch gerade wieder so eine süße Mail einer ehemaligen Burg-Bewohnerin bekommen, die schrieb, dass ihr das Heimweh nicht ganz so sehr zusetze, wenn sie die regelmäßig lese. Wie gesagt – da geht Schreib-Blockade dann gar nicht!

Aber Jesse Stone hat mich gerettet und auf eine Idee gebracht.
Jesse ist Polizei-Chef eines Countys in der Nähe von Boston. Das heißt Paradise und wird genauso mordlüstern heimgesucht, wie bei uns in Deutschland solche eigentlich friedlichen Orte wie Bad Tölz, Murnau, Rosenheim oder weiter weg in der Eifel Hengasch:
Überall übersteigt die Mordrate bei weitem prozentual  und proportional die Einwohner-Zahl.
In Paradise – wo man friedlich und ohne Mordlüsternheit Austern schlürfen, super angeln und segeln könnte - ist das nicht anders. Nur, dass der von seiner Westcoast-Tussy geschiedene Stone, sich eben, um Fälle zu lösen, abends gerne mal einen eingießt. Und das auch ungeachtet dessen tut, dass er jede Schönheit flach legt, die in den Drehbüchern auftaucht (Produzent und Drehbuchautor Tom Sellek, alias Magnum, alias Jesse Stone)...

Was hat das alles mit Obelix zu tun? Jesse/Tom ist etwa mein Jahrgang, aber er weiß nicht, dass ich ein TV-Nachmach-Junky bin. Soll heißen, wenn in einem Krimi ein super Espresso getrunken wird, rieche ich den nicht nur, sondern  kann nicht eher ruhig weiter schauen, bis ich nicht die drei Stockwerke hinunter gegangen bin, um die Espresso-Maschine anzuschmeißen. Ganz arg ist das, wenn die Protagonisten Schoko-Riegel naschen: Dann ist meine, diabetisch bedingt, unterversorgte Mundhöhle voller Schoko-Kakao-Gelüste, die vorsorglich – wegen verbotener Vorratshaltung – aber nicht befriedigt werden können… Das wirkt sich dann in etwa so aus wie die Schreib-Blockade: Ich spüre dann ein tiefes Unbefriedigtsein und leide unter Monotonie.

Gut! Als ich heute im Schlagschatten des Mittags auf meiner Bank auf der Piazza saß, und mit eben dieser Schreib-Blockade haderte, erinnerte ich mich daran, dass Jesse mir ja von gestern Nacht noch ein Highball-Glas mit großen Eiswürfeln und zwei Daumen breit Whisky schuldete. Diese Schuld löste ich ein – und siehe da: Aus wäre es beinahe mit der Blockade gewesen! Mir kam nämlich folgender Gedanke:

Wie könnte ich doch die Burg hier verändern, wenn ich überproportional eine Mord-Rate in diesen Borgo hinein schreibe? Wenn alle schönen Frauen des Capo Luogo und sogar noch die von Imperia hier hinauf  pilgerten, um meiner unermüdlichen Potenz teilhaftig  zu werden?
 – Und dann kam unser vermutlich  „tourettierender“  Burggeist laut fluchend und monologisierend sowie teuflisch lachend im Outfit eines Baseball-Pitchers auf die Piazza geschritten und  hörte nicht mehr auf zu reden...

Wenig später- auf meiner Flucht vor dem Dauergebrabbel - traf ich oben an der Santa Anna Burggeist Miro, den mit 92 Jüngsten der (bis auf eine der Zwillingsschwestern  nunmehr allesamt verblichenen) Hundertjährigen Geschwister.
„Wieso hat den da unten noch keiner umgebracht?“, fragte ich  - an meine neue, noch zu schreibende Fernseh-Serie denkend – dieses zähe Gerippe, das noch immer täglich seine Oliven bewirtschaftet:

„Wenn der Mond abnimmt, herrscht wieder Monotonie!“, gab er zusammenhanglos zu bedenken.
Sag bloß du leidest unter der Eintönigkeit hier? Du gehst doch kaum mal ans Meer oder in die Stadt nur, wenn du zu Behörden musst“, meinte ich, eine Antwort zu schulden.

„Ich doch nicht! Ich bin ja zufrieden! Ich rede von dir!“

Monotonie der Zufriedenheit – das wäre ein schöner Titel für diesen Post gewesen.


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