Montag, 26. August 2013

Nach der großen Hitze

"Am letzten August-Sonntag gibt es starke Gewitter und dann beginnt der Herbst." Diese Prognose galt bislang häufig für München. Dass sie aber auch für unseren Borgo gelten sollte, habe ich unserem hiesigen Wetter-Guru vor zweieinhalb Monaten inmitten der "Schafskälte" nicht glauben wollen. Deshalb habe ich nicht gewagt, sie zu veröffentlichen.
Wie macht Don Silvio das, Wetter- und Frauen-Versteher zugleich zu sein? Zumal gestern die sensationelle Vier-Jahreszeiten-Dokumentation in der ZDF-Dokumentar-Serie "TerraX" darüber berichtete, dass Jahreszeiten sich aktuell derart verschieben, dass selbst Landwirte von ihrem zu frühen Beginn oder kompletten Ausbleiben überrascht werden.
Gut, der ehemalige professionelle Rosen-Züchter ist über 70 und hat in der langen Zeit sicher gelernt, genug Erfahrungen und Signale für seine Prognosen im Kopf zu verarbeiten. Es war ja auch klar, dass nach dem fast kompletten Ausbleiben des hiesigen Frühjahrs "il grande caldo" geradezu übergangslos um so länger dauern würde. Aber selbst das Radar der Großwetter-Lage und die ligurischen Vorhersagen gaben kein präzises Bild zu dem ab, was sich dann tatsächlich einstellte.

Die Gewitter kamen am Samstag, umkreisten uns - verwirbelt durch unsere Talkessel - derart, dass auch Blitze trocken direkt neben uns herunter krachten, aber die Burg mit den ansonsten kaum zu beherrschenden Regengüssen verschonten. Obwohl der Wind ganz schön pfiff, war keine eindeutige Richtung festzustellen. Umso erstaunlicher, dass heute morgen auf der hinteren Treppe (dem Schlechtwetter-Wind Grecale aus dem Osten zu gewandt) nur ein einziger Pflanzen-Topf umgekippt war. Ausgerechnet der schwerste von allen mit einer 150 cm hohen, eher schütteren Konifere drin. Das muss eine enorme Fallbö gewesen sein. Alle flachen Töpfe - auch auf der Piazza und der Terrasse - standen unverrückt.
Heute gegen fünf Uhr früh war der Himmel noch einmal mit schweren Wolken verhangen. Um neun war er dann aber bereits wieder blank gefegt.

Alles sieht jetzt aus, als habe ein Foto-Realist sein Gemälde aus Farbschichten geradezu heraus gemeißelt. Das ist bereits das typische ligurische Herbstlicht. Mein Morgen-Kaffee auf der Piazza war angenehm chillig und kühlte die hitzigen, schweren Träume der vermutlich letzten Sommernacht.
Klar, wird es auch nach diesem Wochenende noch mal so richtig heiß werden. Wir hatten ja auch im vergangenen Oktober Tage mit über 30 Grad, aber die Nächte machen dann eben das Atmen freier.

Der Herbst in Europa  dauere jetzt doppelt so lange wie der Winter, sagen die Meteorologen: Ein schönes Karma für all diejenigen, die bereits im Herbst des Lebens angelangt sind. Eines ist jedenfalls sicher, ohne 2012 den schönsten Herbst unseres Lebens hier verbracht zu haben, hätten die Zweitbeste und ich den grausigen vergangenen Winter samt dem triefnassen Frühjahr nicht so gut weg gesteckt.

Umstände halber, werden wird hier in der letzten September-Woche die Zugbrücke hochziehen, um Herbst und Winter in München zu verleben. Das macht mich jetzt schon traurig.  Es wird also nur noch ein paar Burg-Briefe geben, aber ich bemühe mich dann darin um so mehr Optimismus.

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