Sonntag, 31. Juli 2011

Hinter dem Goldenen Tor

Ölkreide auf Karton
„Wie war's doch auf der Burg vordem,
Mit dem Heinzelmännchen so bequem!
Denn, war man faul:.... man legte sich
Hin auf die Bank und pflegte sich:
Da kam sie bei Nacht,
Ehe man’s gedacht,
Mit 'nem Wein und schwärmte
Und klapperte und lärmte
Und rupfte
Und zupfte
Und hüpfte und trabte
Und putzte und schabte (leider nicht).....
Und eh ein Faulpelz noch erwacht,...
War die Nacht..... schon durchgemacht!“
Frei nach August Kopisch 








Wer sich mit der Genealogie von Heinzelmännchen beschäftigt, stellt gleich zu Beginn der Ahnenforschung zweierlei fest: Erstens: Sowohl in Deutschland - wo sie in Köln quasi ihren Ursprung hatten - als auch in Italien - wo sie wie andere auch Urlaub machen - sieht die Nomenklatur keinerlei Weiblichkeit der lieben Zwergwüchsigen vor. Die Literatur spricht  von Il Foletto Buono (wörtlich übersetzt: der gute Kobold) oder dem Heinzelmann, aber nirgendwo liest man von einer Heinzelfrau oder gar una Folletta Buona... Zweitens: Es gibt keine Quotenregelung.
Dabei haben jüngste Beobachtungen weibliche Exemplare mit durchaus augenfälligen Rundungen an geeigneten Stellen ausgemacht. Wohl kaum aber ist die Emanzipation an diesen weiblichen Kobolden vorbeigegangen. Die kleinen, kugeligen Geschöpfe sind nicht nur wehrhaft, sondern stehen (entschuldigt) - durchaus ihren Mann.
Nun, mit diversen gescheiterten Rentenreformen und aufkommender Altersarmut, beschäftigen sich die Heinzelfrauen (nennen wir sie ruhig so) durchaus mit so profanen Dingen wie Vorruhestand und der Sehnsucht nach dem dolce far niente...
Wer will es ihnen auch verdenken: immer  Nachtschicht, stets im verborgenen ohne Lohn  arbeiten, zudem permanent Dinge erledigen, die andere liegen gelassen oder nicht mehr geschafft haben. Da kann eine schon mal Forderungen nach mehr sozialem Gleichgewicht stellen - auch wenn es bis zum Rentenalter ja noch hin ist.
Als Betroffener und heute extrem von Heinzelleistungen Abhängiger muss ich allerdings warnen. Das Träumen vom Ruhestand so lange er noch in weiter Ferne ist, bedeutet Antrieb, Hoffnung oder positive Erwartung. Was jedoch ist, wenn man das goldene Tor durchschritten hat, hängt von derart vielen unerwarteten Faktoren ab, dass sich der eine oder andere wünschen wird, er wäre noch ein paar Jährchen davor geblieben. Einmal aus dem Spiel kann bedeuten, nie wieder aufgestellt zu werden...

Das Goldene Tor finden, aber nicht hindurch können...  Acryl auf Ölblock  9. Motiv der "können"-Serie
 

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