Donnerstag, 4. August 2016

Toter Briefkasten

Keine Bange! Ich wechsle heute nicht in die Spionage-Szene. Vielmehr wird dies wieder einmal ein  Abgesang auf "die gute, alte Zeit":

Kleines Gedicht gefällig?

Der rote Freund ist für immer fort.
Abmontiert und gleich zum Transport.
Damit die Alten nicht lange trauern,
Verschwand er im Morgengrauern.
Nun erinnert nur noch ein Schild daran
Mit einem erbleichten Hörer drauf.
Dass die Zeit  der guten alten Post verrann.
Im Daten-Rausch gab man ihn auf:
Den Dienst am Bürger in den Bergen.
Liegen ja eh bald in ihren Särgen.
Die Jungen simsen und e-mailen doch.
Wer braucht denn da den Roten noch?


Dass ausgerechnet ich den Schwanen-Gesang auf unseren Briefkasten im Tor-Bogen verfasse, ist ja eigentlich Hohn, weil ich mit meinem Internet-Antrag das Broadband-Zeitalter hier oben eröffnet habe, und so viele Gäste nach meinen Einlog-Daten fragen, dass ich sie zur Sicherheit ständig ändern muss. Was bei meinem immer matschiger werdenden Hirn eine ziemliche Herausforderung ist.

Ich war nie ein begeisterter Postkarten-Schreiber, aber meine Frau ist es noch. Sie bedauert sehr, dass die Smart-Phones die Ansichtskarten-Produktion am Meer quasi völlig zum Erliegen gebracht hat. Es gibt an den einschlägigen Ständen unten am Hafen nur noch Witz-Postkarten. Früher hatte jeder die Auswahl zwischen historischen und dekorativen ligurischen Szenen; tempi passati!

Aber die Späßchen, die wir uns mit dem 15 Meter entfernten Postkasten machten, vermissen wir doch. Mal sagen, 'ich geh nur schnell zur Post', und dann den ganzen Abend allein bei Nachbarn abzuhängen, hatte genauso wenig Wirkung wie 'Meine Beine tun so weh. Kannst du mal schnell die Post wegbringen?'

Da gleichzeitig die Post-Stelle im Capo Luogo ihren Dienst auf nur drei Halbtage beschränkt hat, heißt es meist, für die in Italien so beliebten Post-Überweisungen ins Tal hinunter zu fahren.

Aber unsere nette Postina mit der Pumuckl-Frisur schnauft immer noch die Gassen hinauf und begrüßt alle mit ihren Vornamen.
Wie lange noch? Denn sie fragt immer, ob sie Briefe mit hinunter nehmen soll. Was für ein persönlicher Service der Poste Italiane...

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