Donnerstag, 11. August 2016

Sterne sind mir nicht Schnuppe

Wieder verpasst! Die Nacht von San Lorenzo (auch ein sehenswerter Film der Brüder Taviani) habe ich wieder einmal verpasst, denn über dem Talkessel hatte sich ein Gewitter festgesetzt. In der Nacht von San Lorenzo beginnt es hier nämlich Sterne vom Himmel zu regnen. Auf die Perseiden ist  sonst wegen der klaren Sicht immer Verlass.

Wollte einer dem alten Aberglauben frönen, sich bei jeder gesichteten Sternschnuppe etwas zu wünschen, käme er aus dem Wünschen gar nicht mehr heraus. So dicht aufeinander dringen die Meteoriten in unsere Atmosphäre ein. Ginge nur die Hälfte der Wünsche in Erfüllung, gäbe es mehr Menschen die wunschlos glücklich sind.

Bin ich wunschlos glücklich? Für mich alleine sollte ich es sein, aber da sind alle die, um die ich mich sorge und denen meine Wünsche dann gelten. Denn ich agnostischer Depp wünsche mir natürlich auch bei jeder Schnuppe etwas. Einfach weil es ein gutes Gefühl vermittelt. Und dann ist da natürlich San Lorenzo, mit dem mich der Zufall so oft verbindet:

Laurentio di Roma, der einzige heilig
 gesprochene Diakon, ist auch
der Schutzpatron aller Freizeit-Griller 
Laurentius von Rom, der am 10. August 258 in Rom als Märtyrer im Autodafe starb, wurde zum Schutzheiligen aller, die mit offenem Feuer hantieren müssen, aber auch für Winzer und Köche, zu denen ich mich bekannter Maßen hingezogen fühle. Mein kleiner Fischkutter liegt in San Lorenzo al Mare direkt unter der sehenswerten Kirche, die den Namen des "Heiligen mit dem Rost" trägt.

Und einen kurzen Fußmarsch unterhalb unseres Borgos liegt die Wallfahrtskirche San Lorenzo in Horto. Ein zugegeben magischer Ort, dem die Einheimischen mit einer Festa sui Prati huldigen. Die ausländischen Burg-Bewohner verabreden sich dort jeden Ostersonntag zum Osterfeuer und geselligem Beisammensein. Gläubig oder nicht. Das schmucklose, verlassen wirkende Gotteshaus ist in der übrigen Zeit aber auch voller Leben für allerlei Geschöpfe des Himmels: Als Nistplatz, Schutz-Höhle oder durch die romantische Dorfjugend, die sich dort beim Licht der Glühwürmchen ein Stelldichein gibt.

Übrigens, an den Abenden darauf habe ich genug Sternschnuppen gesehen, um meinen Lieben das Leben durch Wünsche zu erleichtern. - Auch ich werde mir einen Irdischen erfüllen: Es wird Zeit, dass ich mir die fabelhafte App herunter lade, damit ich mit meinem Tablet  GPS gestützt endlich die Sterne am Himmel über mir näher bestimmen kann. Denn Sterne sind mir eben gar nicht schnuppe.

Ach, dieser Wortwitz passt eigentlich nicht. Diese verächtliche Redewendung hat nichts mit Astronomie zu tun, sondern stammt aus dem Alt-Deutschen, in dem die Schnuppe die Kerze mit ausgebranntem Docht bezeichnete. Die war dann eben bis zur Wiederverwendung des Wachses zu nichts mehr nutze...

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