Donnerstag, 26. Mai 2011

Feuerflieger
































Seit Ostern hat es nicht mehr geregnet. In früheren Jahren hätten sich die Bewohner der Burg bereits jetzt Sorgen machen müssen, ob die Ernte nicht verdorrt und ob sie in den Häusern ohne Einschränkung der Wasserversorgung überhaupt über den Sommer kommen. Die Quellen im Ortsbereich waren ja ebenfalls vom Niederschlag hier abhängig.
Solange sie sprudelten. kamen Leute aus der ganzen Campagna mit ihren Kanistern zum Dorfbrunnen an der Piazza, weil sie die besondere Qualität dieses Wassers schätzten.
Aber die Wiederauferstehung des Dorfes und immer mehr Ferienwohnungen verlangten natürlich nach mehr Sicherheit im Wasserhaushalt. Das Wasser schmeckt immer noch besser als andernorts, obwohl es jetzt im Wesentlichen sedimentreich aus dem Gebirge um den  Colle di Nava kommt, wo es eben häufiger regnet und im Moment auch immer noch Schnee liegt.

Die Allgegenwart der alljährlichen Trockenperiode hat jedoch nichts an dem sträflichen Leichtsinn der Landarbeiter geändert, Unkraut, Beschnitt und Bruchholz wegen der komplizierten Logistik auf den Terrassen gleich an Ort und Stelle zu verbrennen...
Ein plötzlich aufkommender Wind, und schon stehen die Steineichen und das ölige Olivenholz lichterloh in Flammen. Obwohl die Forst-Ranger mit ihren Gelände-Fahrzeugen und Quads nun wieder in Doppelschichten unterwegs sind, können sie eben nicht überall sein. Im vorigen Jahr brannten die Oliven unterhalb des Ortes; alter Baumbestand in der Größenordnung von mehreren Fußballfeldern. Vor zwei Jahren fingen die beiden Bergrücken über dem Borgo Feuer, was nachts für eine bizarr erschreckende Stimmung sorgte: eine Mischung aus hypnotischer Faszination und Angst vor der totalen Vernnichtung.
Vom nördlichen Ortsrand war das Feuer nur noch ein paar hundert Meter entfernt und im Osten waberten die  Lohen 20 Meter hoch über dem Kamm. Ein falscher Wind, ein Funkenflug in unsere Richtung, und es hätte schlimmere Folgen haben können, als das bloße Verkohlen der Macchia, die im übrigen längst wieder immergrün nachgewuchert ist.
Sobald es hell genug war, brausten sie dann heran, die Helden des dürren Alltags: Die Feuer-Flieger. (Die Fotos oben habe ich aus unserem Wohnzimmer geschossen.) Die zweimotorigen Canadair CL15 Wasserflugzeuge nehmen in ihrer Luke das Meerwasser zwischen den beiden Molen von Oneglia und Porto Maurizio (Luftlinie ca. 6 Kilometer) auf. Das ist Landen, Wasseraufnehmen und Starten in einer Durchfahrt. Dann brausen sie heran und lassen die Tonnen schwere Ladung im Tiefflug punktgenau dort ab, wo das Feuer sich weiter ausbreiten könnte. Eine fliegerische Meisterleistung, die so leicht aussieht und doch vergessen lässt, dass die Piloten für den bodenlosen Leichtsinn anderer hier ihr Leben riskieren..
Und die Heli-Piloten nicht minder, obwohl die für die Brandherdbekämpfung nur kurze Wegstrecken zurück fliegen müssen. Denn überall an den Berghängen sind große, runde,immer gefüllte Notspeicher installiert, und auch Eigentümer von Swimmingpools müssen es sich im Notfall gefallen lassen, dass die Hubschrauber im Fluge ihre gigantischen Wassersäcke oder Tankrüssel bei ihnen auffüllen...

Es ist mir daher heute eine große Freude, diesen Post allen Feuerfliegern des nördlichen Mittelmeers widmen zu können. Mögen ihre Einsätze in diesem Sommer weniger zahlreich und gefährlich sein als in den vergangenen Jahren...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen