Samstag, 7. September 2019

Zaunkönig


Ein dankbares Publikum
war schon allein wegen der
Atmosphäre begeistert
und spendete reichlich Applaus

Wenn die Beine nicht so recht mitmachen, ist es von Vorteil ein Haus zu haben, das Fenster mit höchst unterschiedlichen Ausblicken bietet. Ich habe das in den letzten Tagen sehr zu schätzen gewusst. Es ist erstaunlich, was da zu sehen ist und übersehen wird, wenn man sonst meist draußen lebt.

Um  mein Kopfkissen vor dem Fenster im Schlafzimmer beneidete mich manch Ornithologe. Was ich da im Morgengrauen im Laufe der Monate an Vögeln zu sehen bekomme, ist eine wieder erlangte Artenvielfalt, die es vor zwei Jahrzehnten hier noch nicht gab.

Gehört habe ich sie des nachts schon öfter, ohne ihren bekannten Gesang zuordnen zu können, Aber dann im Morgengrauen sah ich die Winzlinge, die normalerweise Einzelgänger sind, im Schwarm um die nahen Giebel der anderen Häuser wirbeln: Zaunkönige.

Da ich sie zuvor hier  noch nie gesehen habe, kann ich nicht sagen, ob sie schon aus Regionen nördlich der Alpen auf die Burg gezogen sind, oder sich hier erst versammelt haben, um noch weiter in den Süden zu ziehen. Aus beiden Aspekten wäre es jedenfalls sehr früh. Denn die Kerlchen - das weiß ich aus dem Garten vom Münchner Glashaus - sind enorm winterfest. Ein frühes Auftreten in Schwärmen könnte also auf einen kommenden harten Winter in Europa hinweisen, was ja auch aus politischer Sicht zu erwarten ist...

Zaunkönige gelten seit der Fabel von Aesop über die Entstehung des Namens für den Troglodytes als Symbol für Schlauheit und Lebenswillen. So wie er sich in ihr aus dem Brustgefieder des Adlers löst und als König am höchsten in den Himmel steigt, so ist es ihm heute gelungen wider allen Umwelteinflüssen weltweit seine Population zu erhöhen.

Kindheits-Idol als es noch
Stars zum Anfassen gab:
Jürgen Werner (1935 - 2002):
Deutscher Meister, DFB Pokal
und National-Spieler im
WM-Aufgebot 1962 Chile
In Hamburg war ich als Erstklässler in einer Rasselbande unterwegs, die gratis auf dem Platz von einem Verein kicken durfte, der bezeichnender weise FC Sperber hieß. Der galt als Talent-Versorger des eist ruhmreichen HSV. Unter der Woche kamen manchmal solche Größen wie Dieter Seeler und Jürgen Werner (der Mann mit dem einst weitesten Einwurf der Bundesliga) um uns Stepkes Technik-Tipps zu geben. Am Wochenende hätten wir bei den Liga-Spielen allerdings einen Groschen Eintritt zahlen müssen, den wir lieber für Tüten-Brause ausgegeben haben. Da saßen wir also lieber gratis erhöht auf einem Zaun am Wall der Hochbahn. Quasi ein Logenplatz, weswegen uns auch die alten Fans "Zaunkönige" nannten, noch ehe wir wussten, dass es Vögel dieses Namens gibt.

Daran musste ich gestern Abend denken, als ich Vera Lorenz und Sabine Seesselberg bei ihrem Konzert auf der Piazza vom Logenplatz  im Büro lauschen musste, weil mir die Treppe und das Sitzen auf  dem Gestühl noch mehr Schmerzen bereitet hätte.

Im Vergleich zur Temperatur bei der Probe, von der ich hier ja schon schrieb, war der Abend durch die voran gegangene, heftigste Sturmnacht erheblich abgekühlt. In meinem nicht so geschulten, musikalischen Gehör klangen die klassischen Melodien zum Träumen - im Vergleich zu der Spiellaune bei der Probe - durch beide weit offenen Fenstern zur Piazza - also quasi stereo - etwas unterkühlt.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen