Mittwoch, 5. Juni 2013

Schlacht der Schirme und schöner Rosen

Alles, was ungehemmtes Wachstum erwarten ließ, liegt derzeit in den ersten wärmenden Sonnenstrahlen platt gemacht am Boden. Gemüse, Kräuter und vor allem Freiland-Blumen. Signora Ida kam schon mit Kirschen. Sie müssten schnell gegessen werden, weil der Dauerregen und die Kälte ihrer Haltbarkeit zugesetzt hätten.

Auch die Cinque Stelle von Schreihals Grillo, die bei den Kommunalwahlen ähnlich eins aufs Dach bekommen haben wie bei uns die Piraten, verloren  ihren Glanz und machen jetzt eher den Eindruck von begossenen Pudeln. Irgendwie macht mich das stolz auf das Land meiner Gastgeber, denn in seinem anscheinend unerschütterlichen, ligurischen Wähler-Potenzial hatte auch Berlusconi eine kräftige Einbuße zu verkraften.

Was machen aber  beide Populisten? Sie gehen nicht etwa sich selbst die Schuld, sondern beschimpfen die Wähler. Dabei haben sie ja nur gemacht , was der große Clown seit seinem ersten Erfolg vorgebetet hatte: Sie verweigerten sich einfach zu einer historisch geringen Wahlbeteiligung.

Die "Zweitbeste" und ich üben uns aber jetzt auch in Verweigerungshaltung, seit der elegante Nachbar Silvio uns von den Auswirkungen des "Rosenkrieges"  auf die heimischen Rosenzüchter hier an der Riviera berichtete. Zu denen hatte  er ja  auch einst  selbst gehört.

Man kann sich ja am Meer nirgendwo mehr hinsetzen, ohne dass sich einer heranschleicht, um einem Rosen aufzunötigen. Da das Geschäft fest in der Hand von Ceylonesen zu sein schien, nahm ich ihnen gerne gelegentlich das eine oder andere Sträußchen ab.Weil  ich eben davon ausging, dass es sich bei ihnen ähnlich verhielt wie in München, wo Pakistani quasi das Monopol auf den Straßen- und Kneipen-Verkauf der Süddeutschen Zeitung haben. Schließlich bin ich seit meinen Srilanka-Reisen Tamilen und Singhalesen gleichermaßen zugetan - trotz ihrer kriegerischen Dauerfeden.

Der Haken: Die stets freundlichen Insulaner verkaufen keine Rosen von der Riviera dei Fiori, sondern tonnenweise aus Brasilien oder sonst wo in Flugzeuge geladene Dornröschen. Sie selbst im Fron aus Verzicht und Demütigung ahnen vielleicht nicht einmal, was sie der hiesigen Gärtner-Zunft antun, denn bei ihnen zählt jede Rose fürs eigene Überleben und dem der Familie daheim im paradiesischen Inselstaat.

Was sie für ihren Verkaufserfolg an Fußwegen zurücklegen, können wir nur erahnen, denn man trifft sich natürlich immer wieder. Jetzt ist es bereits so, dass die "Zweitbeste" die Rose einfach als Geschenk hingelegt bekommt, was wir wiederum nicht annehmen wollen. Bei unserer Abreise Anfang Januar hat sich einer, dem wir besonders oft die Geschenk-Rose abgekauft haben, höflich von uns verabschiedet. Er flöge jetzt heim.

Bislang haben wir ihn noch nicht wieder gesehen. Wie auch? Bei dem Dauer-Regen!

Da hatte eine andere Straßenhändler-Spezies Konjunktur: die Schirm-Verkäufer, die sich offenbar ausschließlich aus schwarzafrikanischen Boatpeople rekrutieren, die nicht abgeschoben worden sind. Mit dem Instinkt der Falle für die Fliege hat einer von ihnen einst die Anfälligkeit der "Zweitbesten" durch den dichtesten Regenschleier erspäht. Seither sind wir Stammkunden, was sich dadurch rechtfertigt, dass bei uns Schirme - wie viel wir auch haben - immer gerade dort befinden, wo wir nicht sind, wenn es regnet. Unser privater Schirm-Lieferant  - nennen wir ihn Jerome wegen seines gaumigen Französisch - ist da  jedenfalls immer zur Stelle, als habe er klimatische Zauberkräfte.

Sie sind aber auch zu schön - in Blau, Grün, Gelb, Violett und sogar  mit Regenbogen-Muster. Gut, dass jetzt die Sonnenzeit beginnt - hoffentlich!

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