Donnerstag, 13. Juni 2013

Die Frösche von Gerini

Notti magiche! Jaaa, es gibt sie anscheinend doch noch - die magischen Nächte Italiens, die Gianna Nannini so herzzerreißend besungen hat! Auf den Fußball kann ich dabei gerne verzichten. Da sitze ich doch lieber - wie gestern Abend - in Augenhöhe mit den Bergen auf unserer Terrasse und starre in den mit Sternen übersäten Himmel. Wenn das Szenario dann noch von der hauchdünnen Sichel des zunehmenden Mondes und der Aura der untergehenden Sonne magisch erhellt wird, dann weiß ich wieder, wieso ich in Kauf genommen habe, zum Burggeist zu mutieren.

Kaum wartest du also fünfeinhalb Monate, hast du auch schon den ersten Abend, an dem man draußen sitzen kann. Super! Aber sehen wir es doch einmal so: Der von den Wettermachern aufgezwungene Mangel hat auch den Effekt, dass das sonst Alltägliche und Selbstverständliche mit einem ganz anderen Bewusstsein wahrgenommen wird. Denn um ganz ehrlich zu sein, die Zweitbeste hat sich dann schon nach ein paar Minuten eine Decke über die Schultern geworfen und sah - weil sie wieder überall ihre Kitschkerzen verteilt hatte - aus wie eine Indianer-Squaw beim Mond-Ritual. Aber als sie mich fragte, ob ich denn in meinen kurzen Hosen und dem Sommer-Hemd nicht friere, antwortete ich tapfer:"Nnnneeeiiiinnnn!"

Es war eben auch der erste Abend, der nicht wolkenverhangen war, da schraubt der "klimawandelnde" Erdenbürger Erwartungen schon ein wenig demütig zurück. Romantik ensteht ja in erster Linie im Kopf und nicht auf der Gänsehaut.

Aber jetzt mal im Ernst. Wir sind deshalb so hoffnungsfroh, dass das die erste einer Vielzahl an solchen Sommernächten war, weil wir einem Jubelkonzert lauschten, das die Einheimischen als untrügliches Zeichen werten:

Steil unter uns - noch einmal gut fünfzig Höhenmeter unter dem Capo Luogo - versammeln sich die paar Bächlein, die beim Versiegeln unserer Erde noch übrig geblieben sind in einigen steinernen Becken des Ortsteiles Gerini. Das ist seit jeher der Versammlungsort der hier lebenden Frösche. Also seit Beginn des Menschseins hier oben. Denn Gerini gab es angeblich schon vor allen anderen Siedlungen und noch vor dem Mittelalter. Die Leute, die dort wohnen, genießen deshalb großen Respekt, und manche tragen den Ortsnamen auch als Familiennamen. Man möchte meinen, dass ihnen der Höllenlärm den ihre breitmäulig glitschigen Mitbewohner erzeugen, bisweilen gehörig aufs Gehör geht, aber es scheint, als haben sich gli Gerini genetisch längst darauf eingestellt.

Vermutlich gibt es hier  so etwas wie unsere gedichteten,  deutschen Bauern-Regeln nicht, deshalb habe ich schnell eine erfunden:

Hörst Du Gerinis Frösche in der Nacht
Hast Du sie hinter Dich gebracht:
Die kalte Zeit und all den Regen
Das Quaken ist da schier der Segen!

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