Freitag, 20. Mai 2022

La nuova Porta della discordia

Die neue Tür der Zwietracht 

Sukkulenten müssen von den Blumen-Feinden eben nicht gegossen werden






In der Statistik des europäischen Wohneigentums liegt Italien bei 72 Prozent im Mittelfeld  - gleichauf mit den Belgiern aber weit vor den Deutschen . Aus meiner ligurischen Sicht der Dinge wäre Italien beim nicht genutzten Hausbesitz in einer Spitzenposition. Das liegt nicht nur an der Definition, was ein Haus ist, sondern auch an den Jahren seiner Existenz. Wenn Haubesitz vererbt wird, kommt es oft zu kuriosen Teilungserklärungen. Das wissen wir, seit wir für unser Haus ein Zimmer zusätzlich mit eigener Katasternummer erworben haben, das zwar optisch und räumlich Teil des unseren war, aber jemand anderem gehörte. Mit der neuen Durchnummerierung von Castello hat unser Haus allein drei Hausnummern, weil es eine separate Cantina in der unteren Gasse  und eine Außentreppe samt Eingang in der oberen hat. Demnach hätte es drei unterschiedliche Eingänge, und dafür gibt es je eine Extranummer. Denn es könnte ja sein, dass unser Erbe eines Tages einmal derart zerstückelt werden muss, dass Cantina und oberer Wohnbereich vom unteren getrennt genutzt wird.

So war zuvor der Schandfleck bunt dekoriert.
Und vererbt wird hier oben bis zum Abwinken. Don Marino, der nach seinen drei hundertjährigen Schwestern als Ältester im vergangenen Jahr verstarb und  seinen unüberschaubaren Haus- und Grundbesitz der ebenso unübersichtlichen - zum Teil zerstrittenen  - Verwandtschaft innerhalb und außerhalb der Gemeinde hinterließ, sorgt noch aus dem Grab heraus für eine seiner einst für ihn typischen Teufeleien:

Unserer Eingangstür gegenüber hatte  er neben mehreren  Häusern im Burgkomplex  ein ummauertes Abteil, in dem er - fein in Plastik verpackt - seine Sonntags- und Ausgeh-Kleidung lagerte ( er selbst wohnte ja in einem schön vom Wein umrankten Haus an der oberen Piazza). Die Tür ließ er quasi verrotten, damit niemand auf die Idee käme, dass sich dahinter Schätze verbergen könnten. Neffe 1 aus dem einen Teil der zerstrittenen Verwandtschaft erbte den Holzverschlag unterm Torbogen. Das war das Abteil von dem ich angeblich einst den Schlüssel gestohlen haben sollte, um Don Mario zu ärgern. Neffe 2 aus der anderen Sippe, der ihn als staatlicher Krankenpfleger bis zum Ende wirklich aufopfernd betreut hat, erbte den Kabuff uns gegenüber.

Als deutliches Zeichen des neuen Eigentums ließ dessen Mutter die verrottete Tür austauschen- Und damit sie auch jeder gut zu Gesicht bekäme, ordnete sie radikal an, alle Pflanzen zu entfernen, die die Schand-Tür auf Jahre verbrämt hatten. - Ihr gutes Recht, aber sie ließ die überlebenden Pflanzen derart umgruppieren, dass das optische Verhältnis aus dem Gleichgewicht geriet.

Nicht zuletzt durch ihre Blütenpracht
ist unserer Piazza ein Touristen-Magnet

Alle Fotos: Claus Deutelmoser
Damit nicht genug, vorgestern hat sie den Bürgermeister aufgestachelt, den nun derart dichten Pflanzenstand zu beanstanden...
In großer Eintracht haben die Musik-Professoren und meine Frau in den vergangenen Jahren die Piazza zu einem wahren Schmuckstück gestaltet, das von Reisegruppen aus aller Welt gerne besucht wird- Gestern war eine amerikanische Reisegruppe unter italienische Führung hier, der ich das ganze Drama der neuen Zwietracht  brühwarm erzählte. Vielleicht kommt das ja auch dem Bürgermeister zu Ohren. Der allerdings scheint sich für das touristische Schmuckstück seiner Gemeinde nur zu interessieren, wenn er bei großen Sippen durch derartige Aktionen Wählerstimmen generieren kann.





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