Freitag, 25. Mai 2018

Cavalieri della morte

Schon einmal habe ich über den Anschein von Todessehnsucht bei den italienischen Motorrad- und Roller-Fahrern geschrieben. Allerdings eher aus zweiter Hand, denn wir hatten nur die Zahlreichen Kreuze am Rande unserer kurvigen Straßen mit Gedenk-Bildchen und Blumen-Sträußen gezählt.

Dann klebte der Sohn unserer Nachbarn Umberto und Stella an der Windschutz-Scheibe der Leute gegenüber. Der Bursche überlebte schwer verletzt und stieg nach langem Krankenhaus-Aufenthalt auf einen deutschen Sportwagen um, der uns hin und wieder - dort wo kaum Platz zum Ausweichen ist - im rasenden Tempo begegnet.

Meine Frau ist zunehmend genervt, wenn die motorini  (Roller) im Stadtverkehr rechts mit Vollgas auf der für Busse reservierten Spur an uns vorbei rasen. Da sie dann doch an der nächsten Ampel meist vor uns stehen, ist diese Rastlosigkeit nicht zu begreifen. Der Rausch der Geschwindigkeit kann es aber auch nicht sein. Es sei denn, man unterstelle diesen cavalieri della morte (Reiter des Todes) mangelnde Intelligenz. Aber unter den Verunfallten (herrliches Beamten-Deutsch!) der letzten Jahre waren auch ein Bürgermeister, ein Uni-Professor und andere Intellektuelle...

Repubblica MOTORI zitierte 2017 Polizeiberichte, nach denen jeden Zehnten in der Gesamtstatistik ein tödlicher Unfall auf motorisierten Zweirädern ereilt. Die 20 bis 24jährigen männlichen motorini sind die Majorität. Vernünftiger sind - wie immer - die jungen Frauen, die statistisch nur eine geringe Rolle spielen.
Weil der Vatikan den Reitersitz auf dem
Roller verteufelte, fuhren viele Sozia
bis in die 1960er im lebensgefährlichen Damensitz

Vorgestern wurden wir nun auf unserer Fahrt hinunter zum Meer mittelbar Zeugen eines drastischen Motorini-Unfalls, für den kurzzeitig die Straße gesperrt wurde. Zwei Motor-Roller lagen schwer beschädigt, während die Rettungsärzte Wiederbelebungsversuche bei einem der Opfer machten. Zwei Sankas rauschten mit Blaulicht zusätzlich heran, als wir in Kolonne weiter fuhren. Und als sei nichts passiert, rasten wieder mehrere Biker Kolonnen springend an allen vorbei. Wobei sie direkt auf den Gegenverkehr zusteuerten und - als sei es eine besondere Herausforderung - sich bietende Lücken zum Einscheren nutzten. Wenn aus der Lücke bei freier Sicht nun ein anderer Biker ausschert und den überholenden Biker übersieh,t passiert so etwas.. - Möglicher Weise auch zum Nachteil korrekt folgender Autofahrer...

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