Freitag, 7. Oktober 2022

Putin und die Macht der konzentrischen Kreise

 Wieder einmal wird spekuliert, wie die atomare Bedrohung durch den Kremlchef zu gewichten sei, Die einen verharmlosen die Gefahr als undenkbar. Andere halten den Einsatz von taktischen Nuklearwaffen im Ukrainekrieg für durchaus realistisch. Eine "Atom-Bombe" haben die Russen ja mit der Inbesitznahme des Kernkraftwerkes Saporischschja schon postiert. Jeden Tag, an dem dort die heftigen Kämpfe weitergehen, steigt die Gefahr eines SuperGAUs, der heftiger ausfallen dürfte als der von Tschernobyl. Diesmal stünde nämlich die internationale Staatengemeinschaft zur Rettung und zur Eindämmung der Auswirkungen eher nicht bereit.

Wenn der Beton-Sarkophag noch immer
im Inneren kocht: Der GAU von
Tschernobyl 1986 wirkt noch heute nach

Quelle: sz.de
Um Putin jedoch einschätzen zu können, muss man in der Geschichte gar nicht mal weit zurück blicken. Indem er eine rote Linie nach der anderen überschritten hat, entwickelt er sich immer weiter zu einem totalitären Solitär mit Führer-Attitüden wie Hitler. Für den gab es letztlich auch kein Zurück. Das Einschüchterungs-Prinzip m Inneren durch Verfolgung anders Denkender, Einschränkung  und Monopolisierung des Informationsflusses mittels Propaganda hat vor ihm schon Stalin praktiziert. Und mit der rücksichtlosen Teil-Mobilmachung bei einem von ihm angezettelten Angriffskrieg zieht die Dauerlüge einer Befreiung der Unterjochten auch nicht mehr. Das Justizwesen ließ er ja schon seit über einem Jahrzehnt unterminieren.

Was Putin jedoch noch gefährlicher macht, ist eben der Zugriff auf ein ultramodernes atomares Arsenal. Mag sein, dass er sogar schlauer ist als der GRÖFAZ, aber seine mit der Eitelkeit  eines kleinen Mannes gepaarte Machtgier kann er angesichts einer veränderten Weltlage eben nicht mehr mit konventionellen Waffen und übermäßigem Blutzoll seiner Untertanen ausleben. Er hat eigentlich schon in dem Moment moralisch verloren. als sein "Blitzkrieg"-Versuch gegen die Ukrainische Hauptstadt in der Etappe stecken geblieben ist. Die schon lange von russischen Geheimdienstoperationen unterwanderten Gebiete der Ukraine, die er sich jetzt noch per Annexion und Dekret einverleibt hat, werden in einer kriegerischen Situation nur schwer zu verteidigen sein. Dann werden sich nämlich alle zum Votum gepressten Ukrainer aus Rache wie Zecken im Pelz des "Russischen Bären" festbeißen.

Quelle: tagblatt.ch

Putin scheint vom Charakter her einer zu sein, der auf keinen Fall verlieren will. Denn er hat bei seinem Aufstieg nie wirkliche Rückschläge erlebt. Jetzt wird er eine Niederlage daher  nicht einfach wegstecken können. Es wird - wie ich meine - auch kein Bunker-Szenario geben wie in dem Film "Der Untergang" über die letzten Stunden von Adolf Hitler. Klar hat Putin in seinem Riesenreich gewiss auch irgendwo einen Luxus-Bunker, der ihn vor den Strahlungen der mannigfaltigen Reaktionen auf seinen atomaren Erstschlag schützen würde. Er will in seinem narzisstischen Macho-Selbstbild aber - wenn schon denn schon - eher als tragischer Held sterben, der alles mit sich reißt, weil es ohne ihn keine Nachwelt geben darf. Ein Mann, für den Freitod eine Lösung ist, scheint mir Putin erst recht nicht zu sein...

Weil es in der Mitte nur einen geben darf
Quelle: cleanping.de

Jeder Macht-Monopolist braucht eine Entourage. Personen, die ihm bedingungslos den Rücken frei halten: Medwedew ist in Putins Schachspiel der tragischen Figuren der Göbbels, Lawrow der Göring und der brutale Tschetschene Kadyrow wächst mit jeder weiteren Beförderung zunehmend in die Himmler-Rolle. Dazu kommen noch jene Oligarchen, die von Putins Gnaden steinreich geworden sind und im Untergang alles verlören. Sie alle bilden zusammen mit der Leibgarde den so genannten inneren Kreis. Der steuert mit gewissem Abstand die Aktionen des zweiten Kreises. Der besteht aus führenden Apparatschiks, Amtsträgern, den gehorsam gleich geschalteten Exekutive. und führenden Geheimdienstlern. Deren aller Ehrgeiz ist es, in den inneren Kreis aufzurücken. Deshalb sind sie gierig darauf bedacht,  jede noch so kritische Anordnung unwidersprochen als Befehl von oben ausführen. Für den dritten Kreis. das auf Abstand gehaltene Volk, bleibt nur noch die Rolle als in Angst gehaltene, falsch informierte Untertanen. Da sie nur scheinbar etwas mit dem Schicksal ihres Vaterlandes zu tun haben, müssen sie ihre Wut auf die Macht so lange runterschlucken, bis sich irgendwann genug Gleichgesinnte in einer neuerlichen Revolution Gehör verschaffen..

Quelle: www.1wdr.de

Ob wohl die freie Welt darauf warten kann, dass sich die Russische Geschichte derart wiederholt?

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