Donnerstag, 1. August 2024

Video omnia est!...

...Würden die alten Römer heute nicht nur in Italien, sondern weltweit frohlocken. Video ist alles, weil dieser Planet so schnelllebig, wild, unübersichtlich, unsicher und böse geworden ist. Wir Alten begegnen diesem Trend, alles sehen und beobachten zu wollen, ja gerne mit dem Spruch: "Wer nichts zu verbergen hat - und so weiter..."

Aber wie weit ist es dann noch bis zur totalen Überwachung, wenn "The Wind of Change" uns aus der entgegengesetzten Richtung ins Gesicht bläst und "Big Brother is watching us" zur politischen Realität wird?

Wie immer an heißen Tagen sorgen Dialoge, in denen die "Fürsorglichste" und ich uns verhören, für das Auslösen von Gedanken-Lawinen. Sie sitzt unten in der Küche bei offener Haustür an ihren Sudokus, ich hier oben, einen Stock höher im Arbeitszimmer am Computer. Wir neigen beide auch immer mehr dazu, schlecht zu hören Selbstgespräche zu führen. Was dann nicht selten zu noch größeren Verwirrungen führen kann.

Als ich mir Hose und Strümpfe unter großen Verrenkungen anziehe, stöhne ich laut vor mich hin, dass nähme dies jemand mit versteckter Kamera auf und veröffentlichte es im Internet, meine Unbeholfenheit wohl der Lacher des Tages sein könnte.

"Ja, richtig!" Entgegnet meine Frau, "wir brauchen dringend so einen Video-Beweis wie beim Fußball, damit wir endlich wissen, wer uns die toten Ratten vor die Haustür legt und unsere Kräuter mit Bruchstücken kaputt macht."

Quelle: Überwachungskamera-Berater
Meist verzichte ich darauf, ihr zu erklären, dass ich etwas ganz anderes gemeint hatte.
Aber was für ein Gedanke, dass ich nur das Bildschirmzeichen rund um die Piazza allen Nachbarn mit beiden Händen anzeigen müsste und danach unter dem Torbogen zur Piazza in die Video-Aufzeichnung gucken könnte! Und dann nur  auf unseren Piazza-Stern deuten müsste.  Das hätte schon was: Der Vicenzo war's! Penalty!!!

Aber die Hitze lässt mich schon wieder abschweifen:
Der Hersteller, feinster und maßlos überteuerter Gourmet-Nostalgie an den ersten beiden Kurven der Straße, die hier hoch führt, hat dort eine Video-Überwachung installiert. Besonders mittwochs stauen sich bis zu einem halben Dutzend  riesige Sattelschlepper als Hindernis in den nicht einsehbaren Kurven vor den Firmentoren, um die "Italienischen Momente" für den weltweiten Export abzuholen. Es wäre nett gewesen, wenn die Firma nicht nur an ihre eigene Logistik gedacht hätte, sondern auch den übrigen Verkehr von oben und unten mittels Videowand vor Begegnungen der unheimlichen Art warnen würde.

Quelle: freepik
Raus mit euch aus der Anonymität - ihr versteckten Überwacher!

Aber so ist es eben mit Videos. Sie dienen in erster Linie egoistischen Motiven. Die dort meistens in Unwissenheit Aufgenommenen profitieren allenfalls von kaum überprüfbaren Versprechen nach mehr allgemeiner Sicherheit. Aber die Aufnahmen selbst zu sehen, könnte doch auch das private Verhalten allgemein verbessern. Wenn sich zum Beispiel ein Einbrecher selber beim Einbrechen beobachten würde, läuterte ihn das vielleicht, von seinem Tun abzulassen. Oder der ungeduldige Drängler in der Autoschlage käme endlich zu der Erkenntnis, dass er an der nächsten Ampel nichts gewonnen  hätte. 
Wäre das nicht schön?  - Dann könnte ich auch damit leben, wenn mein viral gehendes Video vom Hose und Socken Anziehen das nächste Katzen-Video toppen täte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen