Dienstag, 20. August 2024

Der "im Licht Geborene"

 Gleichgültig um welche Uhrzeit ich aufwache - seit einem Vierteljahrhundert richte ich meinen Blick zunächst auf die andere Seite dieses Trichter-Tals. Da liegt auf gleicher Höhe der Ort, dessen Name nicht treffender lauten könnte: Lucinasco - der im Licht Geborene.


Wenn unser Borgo noch im Schlagschatten der aufgehenden Sonne liegt, leuchtet er schon im Fensterrahmen wie eine Diamantbrosche auf edel strukturiertem Samt. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich mit den großen Brennweiten viele analoge Filme verschoss, um dieser einzigartigen Schönheit beizukommen. Damals musste ich für das E-16 Prozessing immer noch zum letzten Kodak-Chrome-Studio an der Riviera nach Sanremo.

Tempi passati! Diese beiden Bilder schoss ich gestern mit meinem Handy. 

So, wie wir fototechnisch von der Elektronik überrollt wurden, so verblasste die immerwährende Präsenz des Gegenübers in meinem Bewusstsein. Das passiert ja oft mit immer gegenwärtiger Schönheit.

Wieso das Entzücken jetzt wiederkehrt? Der morgendliche Anblick hat die Leuchtkraft von Lucinasco zu meiner Kontroll-Instanz für den täglichen Wetterbericht werden lassen. Erscheint das Dorf im ersten Licht messerscharf konturiert wie ein Relieff, bleibt das Wetter meist schön. Wird sein Bild aber nur leicht vom Morgendunst verschleiert, ist schon bis mittags mit schweren Wolken und abends mit Gewittern zu rechnen; oder auch nicht...


Die jeweilige Schönheit liegt ja  sowieso immer im Auge des Betrachters.

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