Dienstag, 30. Juli 2024

Nacht 25 Grad, Mittag 33 Grad, Luftfeuchtigkeit stetig über 60

 Früher sprachen die Menschen bei Werten wie in meiner Überschrift von tropischen Verhältnissen. Aber seit gestern in Düsseldorf zum dritten Mal in Folge diese, unsere Verhältnisse hier von der Burg übertroffen wurden, wird das als paneuropäischer Sommer vermutlich Standard.

Quelle: pixabay
Experten haben exakt vorher gesagt, dass 2024 einen neuen Hitzerekord aufstellen wird, denn elf  viel zu warme Monate in Folge haben den Nordatlantik derart aufgewärmt wie seit vierzig Jahren nicht mehr. Das Meer an flachen ligurischen Stränden erreicht jetzt schon Badewannentemperatur. Der Durchschnitt  der Wasser-Wärme liegt derzeit bei 28. Grad, aber die Hitzewelle hat ja erst begonnen.

Was in diesem Jahr auffällt, ist die vorherrschende, absolute Windstille. Noch nicht einmal im Morgengrauen bewegen sich die Vorhänge im Schlafzimmer durch den sonst kühlenden Steigungswind. Dafür gibt es eine "brezza tesa" um die Normalzeit mittags. Sie kündigt einen verheißungsvollen Wolkenschleier an, der sich bis etwa vier Uhr nachmittags über den gesamten Himmel zieht und nach Gewitter oder zumindest etwas Regen aussieht. Stattdessen gibt es aber nur eine Steigerung der Luftfeuchtigkeit auf über 80 Prozent: Quasi ein Aufguss in der Natur-Sauna

Die Empfehlungen, die Ratgeberseite für die Getränkemenge älterer Leute ausgeben, scheinen im Moment absolut obsolet. Obwohl wir das Haus - wenn wir es vermeiden können - zwischen zehn und 19 Uhr nicht verlassen, schwitzen wir ja stündlich am ganzen Körper mindestens einen Liter aus; nächtens vermutlich immer noch die Hälfte.

Ich entsage daher der Happy Hour und trinke außer einem Bier nach dem Abendessen derzeit keinen Alkohol. Trotzdem lande ich bei etwa 5 Litern Flüssigkeit und bin dann in der Nacht aber immer noch durstig. Überraschend schlafen wir immer noch gut und erholsam. Wie lange noch, ist aber fraglich.

Ich habe einen Trick, um weniger unter den Tropennächten zu leiden: Ich versuche mich einfach an nächtliche Temperaturen zu erinnern, die ich schon aushalten musste, als ich noch gearbeitet habe. Heute bedauere ich all jene Nachbarn, die bei diesen Temperaturen, die Zeit nutzen müssen, um Ausbesserungsarbeiten an ihren Anwesen vorzunehmen.

Um kurz vor eins stiefelte gestern "der ewige Baumeister" Giovanni über die Piazza, um die Fontana leer zu trinken: Mit nackten Oberkörper, unter den bleichen Blähbauch gerutschten Bermudas und einem glitzernden Faschingshütchen auf dem Kopf. Die Rücken-Ansicht als er ging, hätte eine köstliche Karikatur ergeben. Vielleicht liefere ich die noch nach, wenn ich mich endgültig in das kühle Felsgewölbe unserer Cantina flüchte, der Gruft meiner gescheiterten Ambitionen als Maler.

P.S. Das Extremste, was ich mir an Temperaturen bislang zumutete: Innerhalb von nur 72 Stunden reiste ich bei -29 Grad trockener Kälte im Finnischen Tahkovuori ans Ufer des Sambia-Rivers im Senegal bei 42 Grad mit nahezu absoluter Luftfeuchtigkeit...

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