Montag, 23. September 2024

Kaum verändert

Am Samstag, zur Tagnachtgleiche und dem kalendarischen Ende dieses in jeder Beziehung bemerkenswerten Sommers  waren wir wieder einmal in Riva Ligure. 
Obwohl wir es auf der Burg so gut getroffen haben, ist dieses Städtchen im Bannkreis von Sanremo schon immer so eine Art Sehnsuchtsort nach der alten Riviera. Fast hätten wir mal unser Domizil auf dem "Burg-Berg" gegen das alte Vereinsheim dort am Strand eintauschen wollen. Das ist jetzt so 22 Jahre her, und in dieser Zeit hat sich Riva im Gegensatz zu den Nachbargemeinden kaum verändert. Wenn überhaupt, dann ist es an der Wasserfront grüner und bunter geworden. 
Die Kasuarinen, die in jener Zeit noch Setzlinge waren, sind jetzt stattlicher Sonnenschutz auf der nun gänzlich ausgebauten Uferpromenade, die einen schönen Verdauungs-Spaziergang vom alten Fischerhafen bis zu den öffentlichen Badebuchten im Schutz der Wellenbrecher bietet. Da bekommen die Flanierenden durch das im Wind aneinander Schleifen der an Schachtelhalme erinnernden Belaubung quasi eine karibische Melodie zu hören. Es gibt viele Bänke, aber am schönsten ist es , auf der Schutzmauer die Beine baumeln zu lassen und die Gedanken auf Kreuzfahrt zu schicken.
Im Wind wispernde Kasuarinen lassen an die Karibik denken




Apropos Verdauungs-Spaziergang:
Wir kommen natürlich auch wegen des Essens hierher. Obwohl das Restaurant, das wir ein-, zweimal während unserer Zeit hier aufsuchen, sich  auch nicht verändert hat (räumlich!) musste es einen nicht immer zu seinem Vorteil gereichenden, häufigen Besitzerwechsel mitmachen . Als "La Piazzetta" versuchte es mit Spezialitäten nach den Sternen zu greifen, was partiell auch mal gelang, aber sich offenbar wohl über einen längeren Zeitraum nie gelohnt hat. Heute firmiert es unter "Trattoria della Salute" (Piazza Matteotti 6, Tel. 0184 637064) und geblieben ist ihm ein emsiger nordafrikanischer Ober, der uns trotz unserer seltenen Besuche immer wieder erkennt und erfreut mit Handschlag begrüßt. Dann müssen wir ihm auch - egal wie hektischen der Betrieb gerade ist - immer erzählen was in der Zwischenzeit so passiert ist. Diesmal war es  (hallo in einem Restaurant?) das Thema Abnehmen...
Seit der Pandemie fährt der Gastronom, der an der Riviera mehrere Betriebe hat, ein Konzept, das aufzugehen scheint, weil es auch für Einheimische erschwinglich ist und die raketenhaft in die Höhe schießenden Preise der Saison-Restaurants irgendwie unterbieten kann. Seit mehr als drei Jahren sind die Preise auf der Karte jedenfalls gleich geblieben.
Das ist natürlich keine "Alta Cucina", aber immer solides Handwerk, das mit großzügigen Portionen dargereicht wird. Die Speisekarte ist standardisiert, aber auf einer Schiefer-Tafel werden auch immer wieder in Kreideschrift lohnende Tagesspezialitäten angepriesen.
Keine Vorspeise über 10 Euro, Pasta auf Vor-Corona-Niveau (zum Beispiel Spaghetti alle Vongole 14 €). Fritture sind frisch und nicht Fett, da nur hauchdünn paniert. Es gibt einen sensationellen Schoko-Sahne-Kaffee-Kuchen-Nachtisch, dessen Namen ich leider vergessen habe, den man aber ebenso nicht versäumen sollte wie das gewürfelte Thunfisch-Tartar oder den nach altligurischer Tradition zubereiteten Stockfisch-Brandacujun. Nur auf die zu dieser Jahreszeit oft angebotenen frischen  Porcini sollten Steinpilz-Freunde tunlichst verzichten. Sie kommen enttäuschend dick mehliert und zu Tode gebraten wie Kekse daher. Da bittet man doch lieber darum, die Schwammerl in einer Portion Pasta Mare e Monti zu verwenden - per favore!

Schön frisch und bunt ist die von Palmen flankierte Hafenpromenade  Rivas

Alle Fotos: Claus Deutelmoser
Immer für Trouvaillen beim Shoppen gut
- die Via Nino Bixio


Das kleine Café auf der östlichen
Hauptstraße, Via Nino Bixio
- quasi in der "zweiten Reihe" -
gehört um diese Jahreszeit
wieder den Einheimischen
und wird gerne als lokale
Nachrichtenbörse frequentiert 

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