Montag, 30. September 2024

Das Tor zum Licht

Quelle: pixabay
Alle Jahre wieder bin ich verblüfft, wie der Wechsel von Licht und Schatten mit meinen Wahrnehmungen spielt und damit auch ein Auf und Ab meiner Seele auslöst. Das vergangene Wochenende verbrachten wir Burggeister im Hoch unter einem blauen Himmel, wie ihn hier nur der Herbst erzeugt. Man sagt den im März unter dem Sternzeichen Fische Geborenen astrologisch nach, sie schwämmen dem Licht entgegen. Als agnostischer Autor diverser "Horrorskope" halte ich nicht viel von solchen Weissagungen. Als Fischer und Angler weiß ich nur zu genau, dass Fische blöd genug sind, nachts auf Köder zu beißen, die tückisch von Lampen angestrahlt werden.

Im Unterbewusstsein, macht mich Licht besonders achtsam, was, wenn es im Überfluss daher kommt, diesen Post ausgelöst hat.

Wer in diesen Tagen zwischen 11 und 12 Uhr von der unteren Gasse auf die Piazza kommt, hält sich im jähem Schrecken beide Hände vor die Augen. Selbst das Klatschweib, das ich in meinen Posts wegen der Gerüchte, die sie alltäglich verbreitet "Rete Castello" nenne.

"Mamma Mia, troppo di luce" konterkarierte sie den Goethe zugesprochenen Spruch vom Sterbebett. Dabei ist sie doch wirklich in einem Alter, in dem sie das Licht im Torbogen hier oft genug erlebt haben müsste - so oft wie sie nach der Profesoressa oben in den Zinnen kräht. 

Bei den Herbst-Wanderern, die nun täglich zur Piazza herauf stiefeln, kann ich hingegen beobachten, welche faszinierende Stimmung sie erleben. Die treten nach den gleißenden Stufen gewissermaßen sakral durch das Tor zum Licht.

Ja, nach einem Vierteljahrhundert nehme selbst ich mit der tiefer stehenden Sonne und den wandernden, immer länger werdender Schatten andere Perspektiven wahr. aber seht selbst:

Wo früher die "hundertjährigen Geschwister
Rast machten, wenn sie von ihren Faschen
zurück kamen, sonnt sich heute der faule
Blogger

Wer die Hände voll hat, den erschlägt der Blitz


Der Piazza-Stern mit Licht und Schatten

                            

Freitag, 27. September 2024

Wenn Grüne ihr blaues Wunder erleben

 Eigentlich wollte ich ja vor meiner Heimkehr nach München mit "Blick über den Zaun" keinen Post mehr mit politischem Inhalt verfassen. Der Rücktritt der beinahe gesamten Führungs-Riege von Bündnis 90/Die Grünen zwingt mich gerade deshalb dazu, weil ich den ideologischen Niedergang dieser Formation mit Kopfschütteln verfolge, seit sie beim Thema Afghanistan unter Führung von Joschka Fischer, dem einstigen "Turnschuh-Minister", ihre politische Unschuld als Friedenspartei verlor.

Quelle: Wikipedia
Joschka Fischer
Vize-Kanzler
1998-2005

Mit Umwelt-Themen stark in der Opposition, schaufelte sie sich ihr eigenes Grab, beim Eintritt in die sogenannte Ampel-Regierung. Die musste sich unmittelbar beim Antritt mit dem Ukraine-Krieg und den maroden Verteidigungs-Hinterlassenschaften von 16 Jahren  Merkel-wir-schaffen-das auseinandersetzen. Bei der "Zeitenwende" blieb daher wenig Handlungsspielraum, den man mit hektischen Gesetzes-Vorhaben, die schon vorab durch vollmundige Ankündigungen konterkariert wurden, zu füllen glaubte. 

Eine Ampel aber, bei der alle drei Farben gleichzeitig aufleuchten, ist nicht funktionsfähig und führt an jeder gefährlichen Kreuzung quasi zwangsweise zu Unfällen. Ein Grün für freie Fahrt war daher naive Illusion. Vor allem wenn Gelb zum Profil-Erhalt jedes Mal warnend zu blinken anfängt und die grüne Führung ihr Tun dann als "Übergangsregierung" abtut (Nouripur).

Quelle: Wikipedia
Noch-Vorsitzender
der Grünen

Dass die FDP nur darauf aus ist, bis zum nächsten Wende-Manöver zu koalieren, sollte der SPD-Kanzler dessen Integrationsfähigkeit nie die stärkste war, eigentlich gewusst haben. Aber Olaf Scholz wollte eben mit aller Macht zeigen, dass er nicht nur Vizekanzler und Finanzen kann. Aber da hätte es eines größeren Integrators bedurft,  der Friedrich Merz  ABER EBEN AUCH NICHT IST. Die Alternative wäre 2021 weiter die große Koalition gewesen, Aber wäre mit ihr der Umgang bei der ersten unmittelbaren Kriegsgefahr für die Bundesrepublik ein leichterer Gewesen?

Schon der Ruf "Merkel muss weg!", hätte ein lauteres Warnsignal für alle wahrhaft demokratischen Kräfte unseres Landes sein müssen. Bei Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine (2014 war ja fast schon kommentarlos vom gesamten Westen die "Annexion" der Krim hingenommen worden) hätte eine Regierung "Ampel plus" ausgerufen werden müssen, wie das bei Kriegsgefahr immer sinnvoll ist. Aber da stehen die auf Populismus getrimmten Egos unserer Spitzen-Politiker samt dem Machtstreben der Fraktionen im Wege. Dass es dabei nie in erster Linie um das wohl des Landes geht, das ist genau das, was das Volk übel nimmt und sogar aktuell für Parteien stimmen lässt, die offen mit dem Aggressor Putin liebäugeln. So wird das Parlaments-Fiasko mit der AfD zu Erfurt  und nicht nur in Thüringen sondern vermutlich im ganzen Osten, "dieses, unseres Landes" nicht das einzige bleiben... Wie sich die Geschichte doch immer wiederholt:

Vor uns also "Erfurter Verhältnisse"?

Das Gespenst von Weimar spukt also nicht mehr länger bloß herum!
Es hat in Erfurt bereits konkret Gestalt angenommen...

Zitat aus dem Schweizer Intelligenzblatt NZZ, was damals historisch betrachtet hätte verhindert werden können:

Die erste deutsche Republik war nicht, wie oft behauptet wird, von Anfang an zum Untergang verurteilt. Um Weimar zu retten, hätte sich die SPD als durchgängig stärkste Reichstagsfraktion kontinuierlich um Regierungsstabilität bemühen müssen.

Quelle: Deutsches Historisches Museum




Mittwoch, 25. September 2024

Über Männerfreundschaften

 In unserer immer noch liberalen Zeit, in der Männer Männer heiraten können, muss der Umgang mit dem Begriff für eine intensive Freundschaft zwischen zwei Hetero-Kerlen einfach ein differenzierter sein. Das gilt auch für den anerkennenden Ausruf: "Du bist mein Mann!"

In den diffusen Gedanken, die einem beim Hindämmern in den Morgenstunden so umkreisen, tauchte eine Szene auf, die ich vermutlich mal gelesen oder in einem Film gesehen habe: Neben dem Priester und den Totengräbern steht nur ein einziger, alter Mann am offenen Grab - vermutlich das seines Freundes.
Warum dieses Thema gerade jetzt, da sich bereits meine alljährliche Herbst-Depression mit dem weniger werdenden Tageslicht einstellt? Ich weiß es nicht. Aber ich begann - endlich wach - noch im Liegen sofort Bilanz zu ziehen.

Wie rangieren all die Begleiter meines Lebens unter dem Gesichtspunkt Männerfreundschaft? Die erschreckende Erkenntnis: Ein echter Männerfreund wird nicht dabei sein, wenn meine Bio-Urne dereinst anonym in irgendeinem Friedenswald versenkt wird. Die meisten meiner engeren Freunde waren wesentlich älter als ich. Andere starben weit bevor sich ein wahre Männerfreundschaf hätte ergeben können.
Der Einzige, dem ich in derart tiefer Freundschaft zugetan war, ist seit genau zwanzig Jahren tot, und damit wird mir auch bewusst, dass es viel zu viele Faktoren gibt, die eine lebenslange Beziehung generell verhindern: 
Nicht nur das Alter, sondern auch der jeweilige Zeitpunkt einer Begegnung.
Nur noch ein Schulfreund, der gerade seinen dritten Herzinfarkt hinter sich hat, hält unerschütterlich an einer Freundschaft zu mir fest. Aber die leidet leider meinerseits darunter, dass ich mich generell schwer tue, solche Verbindungen auch entsprechend zu pflegen.
Bei meinem "besten Freund" war es kein Hindernis, dass er am Atlantik wohnte und ich bis zu 200 Tage pro Jahr herum gereist bin. Denn ein paar Wochen bei ihm oder bei mir fanden sich immer, und die waren so intensiv im Gedanken-Austausch und gemeinsamen Tennis, Golfen und Skifahren, dass sie einem wie Monate vorkamen - sogar selbst wenn unsere Frauen und Kinder mal mit von der Partie waren. Dass unserer Freundschaft die Zeit ausgehen könne, kam uns gar nicht in den Sinn. Obwohl er zwanzig Jahre älter war als ich, und wir uns erst schätzen lernten, als ich schon weit in den Dreißigern war und er mit einer riesigen Abfindung des von ihm geführten Konzerns nach Frankreich in den Ruhestand ging.

Quelle: Deutschlandfunk
Die Dichterfürsten der Deutschen Klassik:  Goethe und Schiller.
Darf man an deren konkurrenzlose Freundschaft glauben?

Quelle: Thalia
Wenn die Freundschaft passt, spielen Raum und Zeit also meist keine Rolle. Doch Freundschaften driften gerne durch Wesensveränderungen beim anderen oder bei einem selbst auseinander. Da spielt nicht selten auch die Partnerinnen-Wahl eine Rolle, aber eher noch das beruflichen Vorankommen. Ich hatte das Glück, dass die Männer, die mich beruflich voran brachten, meist freundschaftliche und Jahrzehnte ältere Mentoren waren. Es waren aber eben keine wertfreien Männerfreunde. Eher unser gegenseitiges wirtschaftliches Wohlergehen hing von ihren Sympathien und meiner Empathie ab. Wir sahen einander zwar als etwas mehr. denn bloße Geschäftsfreunde, die sich duzten.

Komisch, dass Männerfreundschaften immer gewichtet werden, während Frauen trotz aller Zeitläufte leichter lebenslange Freundinnen haben können, die deren Männer auch gar nicht tangieren.

Bestes Beispiel ist die Frau, mit der ich seit bald 60 Jahren das Bett teile: Sie hat sowohl aus der frühen Kindheit, als auch aus der Schulzeit sowie vom Berufsleben echte Lebensfreundinnen zu denen bemerkenswert leicht herstellbare Kontakt besteht. Wenn sie sich sehen, stören also Männer nur. Und wenn sie telefonieren können sie erst vor Minuten den Hörer auf- oder das Handy weg gelegt haben, um doch gleich wieder von neuem ein langes und intensives Gespräch zu führen, wenn ihnen noch ein vergessener Gedanke gekommen ist.
Mein Eindruck ist, dass es Frauen mit Freundinnen leichter haben als Männer mit Freunden.

Quelle: Karrierebibel
Freundschaft nach Fahrplan - geht das?

Sie würden das vermutlich selbst nie zugeben, aber in ihnen lauert eben nicht permanent und heimlich so etwas wie der latente Schwanz-Vergleich!

Wissenswertes:

Dem "Survey Centers on American Life" zufolge gaben 1990 noch 40 Prozent der befragten Männer an, sogar mehr als zehn enge Freunde zu haben, während es 2021 nur noch 15 Prozent waren. Google28.07.2023 

Die Basis für die meisten Freundschaften unter Männern ist das Verfolgen gemeinsamer Interessen – Sport, Filme, Games, Autos, Job. Du bist nicht allein beim Wandern, beim Zocken oder beim Löten im Hobbykeller. Sondern deine Freunde teilen einige oder gar alle deine Leidenschaften (nur hoffentlich nicht deine Ehefrau). Google01.12.2023



Quelle:pinpage
Bieten Asterix und Obelix die ideale
Formel für das Funktionieren einer
Männerfreundschaft, indem sie
sich jeweils derart ergänzen?
Asterix klein, gerissen, schlau und
drogensüchtig immer kampfbereit,
während der langsam denkende
und immer verfressene Obelix
riesig ist und bärenstark die
Leidenschaft des Prügelns mit
seinem  Kumpel teilt.
Dass so ein Paar mit Idefix
einen vierbeinigen Liebling hat,
ist gewissermaßen archetypisch.
Da Comic-Helden keinen
Schwanz haben, brauchen sie
auch keinen Vergleich

Montag, 23. September 2024

Kaum verändert

Am Samstag, zur Tagnachtgleiche und dem kalendarischen Ende dieses in jeder Beziehung bemerkenswerten Sommers  waren wir wieder einmal in Riva Ligure. 
Obwohl wir es auf der Burg so gut getroffen haben, ist dieses Städtchen im Bannkreis von Sanremo schon immer so eine Art Sehnsuchtsort nach der alten Riviera. Fast hätten wir mal unser Domizil auf dem "Burg-Berg" gegen das alte Vereinsheim dort am Strand eintauschen wollen. Das ist jetzt so 22 Jahre her, und in dieser Zeit hat sich Riva im Gegensatz zu den Nachbargemeinden kaum verändert. Wenn überhaupt, dann ist es an der Wasserfront grüner und bunter geworden. 
Die Kasuarinen, die in jener Zeit noch Setzlinge waren, sind jetzt stattlicher Sonnenschutz auf der nun gänzlich ausgebauten Uferpromenade, die einen schönen Verdauungs-Spaziergang vom alten Fischerhafen bis zu den öffentlichen Badebuchten im Schutz der Wellenbrecher bietet. Da bekommen die Flanierenden durch das im Wind aneinander Schleifen der an Schachtelhalme erinnernden Belaubung quasi eine karibische Melodie zu hören. Es gibt viele Bänke, aber am schönsten ist es , auf der Schutzmauer die Beine baumeln zu lassen und die Gedanken auf Kreuzfahrt zu schicken.
Im Wind wispernde Kasuarinen lassen an die Karibik denken




Apropos Verdauungs-Spaziergang:
Wir kommen natürlich auch wegen des Essens hierher. Obwohl das Restaurant, das wir ein-, zweimal während unserer Zeit hier aufsuchen, sich  auch nicht verändert hat (räumlich!) musste es einen nicht immer zu seinem Vorteil gereichenden, häufigen Besitzerwechsel mitmachen . Als "La Piazzetta" versuchte es mit Spezialitäten nach den Sternen zu greifen, was partiell auch mal gelang, aber sich offenbar wohl über einen längeren Zeitraum nie gelohnt hat. Heute firmiert es unter "Trattoria della Salute" (Piazza Matteotti 6, Tel. 0184 637064) und geblieben ist ihm ein emsiger nordafrikanischer Ober, der uns trotz unserer seltenen Besuche immer wieder erkennt und erfreut mit Handschlag begrüßt. Dann müssen wir ihm auch - egal wie hektischen der Betrieb gerade ist - immer erzählen was in der Zwischenzeit so passiert ist. Diesmal war es  (hallo in einem Restaurant?) das Thema Abnehmen...
Seit der Pandemie fährt der Gastronom, der an der Riviera mehrere Betriebe hat, ein Konzept, das aufzugehen scheint, weil es auch für Einheimische erschwinglich ist und die raketenhaft in die Höhe schießenden Preise der Saison-Restaurants irgendwie unterbieten kann. Seit mehr als drei Jahren sind die Preise auf der Karte jedenfalls gleich geblieben.
Das ist natürlich keine "Alta Cucina", aber immer solides Handwerk, das mit großzügigen Portionen dargereicht wird. Die Speisekarte ist standardisiert, aber auf einer Schiefer-Tafel werden auch immer wieder in Kreideschrift lohnende Tagesspezialitäten angepriesen.
Keine Vorspeise über 10 Euro, Pasta auf Vor-Corona-Niveau (zum Beispiel Spaghetti alle Vongole 14 €). Fritture sind frisch und nicht Fett, da nur hauchdünn paniert. Es gibt einen sensationellen Schoko-Sahne-Kaffee-Kuchen-Nachtisch, dessen Namen ich leider vergessen habe, den man aber ebenso nicht versäumen sollte wie das gewürfelte Thunfisch-Tartar oder den nach altligurischer Tradition zubereiteten Stockfisch-Brandacujun. Nur auf die zu dieser Jahreszeit oft angebotenen frischen  Porcini sollten Steinpilz-Freunde tunlichst verzichten. Sie kommen enttäuschend dick mehliert und zu Tode gebraten wie Kekse daher. Da bittet man doch lieber darum, die Schwammerl in einer Portion Pasta Mare e Monti zu verwenden - per favore!

Schön frisch und bunt ist die von Palmen flankierte Hafenpromenade  Rivas

Alle Fotos: Claus Deutelmoser
Immer für Trouvaillen beim Shoppen gut
- die Via Nino Bixio


Das kleine Café auf der östlichen
Hauptstraße, Via Nino Bixio
- quasi in der "zweiten Reihe" -
gehört um diese Jahreszeit
wieder den Einheimischen
und wird gerne als lokale
Nachrichtenbörse frequentiert 

Freitag, 20. September 2024

Unter wilden Himmeln

 

Jagt da der große, böse Wolf Rotkäppchen
oder ist das unser Familien-Hund Chewbacca,
der sein Püppchen durch die Gegend schleudert?


Hier ist der Herbst am Himmel immer ein Spektakel, aber das Theater, das er in diesem September über uns inszeniert, wurde so noch nie aufgeführt.. Ist das auch dem Klima-Wandel geschuldet?
Im Vertrauen,  dass der September in Ligurien ein Garant für die Sommer-Verlängerung ist, sind viele Nachbarn noch einmal aus dem Norden auf die Burg gereist. Aber es erwarteten sie 
 in dieser Woche nach der Extrem-Hitze nur Starkregen und  fröstelnd machende 16 Grad tagsüber, und nachts mussten erstmals wieder die Überdecken her.

Den Blutmond haben wir daher verpasst, aber wer braucht dann schon den Mond, wenn es solche spektakulären Wolkenbilder zu interpretieren gilt?
Da liegen wir Alten dann beim Sonnenuntergang eingemummelt in den Liegestühlen auf der Dachterrasse und erzählen uns wie kleine Kinder, was wir gerade zu sehen glauben.
Die Abstraktion die individuelle Betrachtung kann dabei höchst unterschiedlich ausfallen.
Ich habe beim Ausschnitt oben, den springenden Wolfs/Hund jedenfalls von unten gesehen.
Meine Frau, die immer für das Große und Ganze ist, sah die Tiere des Waldes bei einem der großen Brände dieses Jahres vor den Flammen fliehen. 

Nur gut, dass wir keine Orakel sind...

Mittwoch, 18. September 2024

In Memoriam Obelix


Zweimal Wildschwein, einmal mit
Hinkelstein, einmal mit Idefix,
und in München noch ein
Metallguss eines Frischlings
fast lebensgroß
Hätte ich je gedacht, dass meine Schreibtischlampe hier auf der Burg noch einmal zum Altar für Memorabilien meines früheren Alter Egos Obelix werden sollte. 

Es ist mehr als ein halbes Jahrhundert her, dass ich kurz nach Weihnachten zur ersten Saison der Retorten-Skistation Flaine in Hochsavoyen  eingeladen worden war. Frankreichs Star-Architekt Marcel Breuer hatte diese erste von später in den Hochalpen vielfach folgenden Betonburgen ja eigentlich in schneesichere Höhe gepflanzt. Dennoch liefen demonstrativ abends bei Flutlicht die ersten fest installierten Schneekanonen. Damals war künstlich erzeugter Schnee noch ein Mysterium. Wenn ein Pistenpflegefahrzeug da drüber geraspelt war, fuhr es sich wie auf Kugellagern. War die künstliche Pisten-Oberfläche nicht präpariert, kam es einem vor wie blankes Gletscher-Eis.
Da kam mir mein damaliges Kampfgewicht gerade recht. Ich fräste wie ein Eisbrecher mit Vollgas die steilsten Passagen hinunter. An einem Tag fuhr der  fünfmalige Skiweltmeister und spätere Skikonstrukteur Émile Allais mit unserer Journalisten-Gruppe und legte mit seinen 60 Jahren ein ordentliches Tempo vor.
Als ich immer kurz hinter ihm abgeschwungen hatte, bemerkte er schließlich trocken:

Quelle: Le Figaro
Émile Allais, Jahrgang 1912
starb hundertjährig in seiner Heimat
"Ich wusste ja gar nicht, dass Obelix Skifahren kann."

 Das hörten natürlich die Kollegen, und so hatte ich für Jahrzehnte meinen Spitznamen weg. - Auch weil ich den Spaß mitmachte und in den folgenden Tagen auf Französisch mit typischen Obelix-Sprüchen Punkte sammelte:

Wer ist hier dick? Ich bin nicht dick, ich bin stark! Ich fühle mich ein wenig schwach, ich brauche ein Schlückchen Zaubertrank und so weiter.
Tatsächlich gab es dann beim Abschiedsessen auch noch extra Wildschein für mich.

Quelle: purepeuple
Allais, der Allzeit-
Modell-Athlet

Damals brachte ich so um die 110 Kilo auf die Waagen, die ich zwischenzeitlich mit etwas über 140 nicht selten zum Seufzen brachte...

Den heutigen Blog nehme ich also zum Anlass, mich von allen Obelix-Devotionalien und meinem "Netz-Nom de Plume, O.belix, zu verabschieden. Nach all meinen Operationen und der Reha im vergangen Jahr halte ich seit drei Monaten mein Gewicht unter 100 Kilo und bin im Moment so "leicht", wie bei meinem Eintritt in den Leistungssport vor 60 Jahren: 97,6 Kilo!

36,4 in 12 Monaten abgenommene Kilo, machen mich zwar leichter aber auch schwächer. Obelix hätte gesagt:
"Je me sens un peu faible."

Aber das sind eben unsterbliche, sich nie figürlich verändernde Comic-Helden.

Zum Thema Gewicht nur noch das: Mein "Lieblings-Lehrling" - Frau Dr. (magna cum laude) Peggy Nill - die noch unter 30 den plötzlichen Kindstod starb (Sudden Infant Death diagnostizierte der Pathologe wohl) hinterließ an der Tür zu meinem Büro all die Jahre offenbar seherisch begabt, einen gerahmten Cartoon, in dem "Hägar der Schreckliche" mit "Sven Glückspilz" über das Dicksein schwadronierte:

"Sag mal, Sven! Wie ist das eigentlich dünn zu sein?" Darauf antwortete der immer auf jede Gemeinheit seines Wikinger-Häuptlings Vorbereitete: " Ich nehme an, so wie dick, nur dünner."
Habe das Original leider im Netz nicht mehr gefunden, aber dieser geht in die selbe Richtung:

Quelle: medien-umbreit-katalog.de

 

Quelle:PodcastScience.Sm


Sonntag, 15. September 2024

Cesares dreijährige Tochter

 Im Italienischen steht la figlia gleichermaßen für Tochter und Mädchen. Das kann zu Missverständnissen führen, wie neulich, als Cesare in der Nähe seiner Arbeitsstelle beim Metzger zwei Porchetta-Panini bestellte. Er fügte zögerlich "uno per mia figlia" hinzu.

Quelle: quedat.cat


"Quanti anni hai tua figlia? fragte der Metzger, dem es neu war, dass sein Stammgast überhaupt Vater geworden sei.
"Tre anni", antwortete Cesare wahrheitsgemäß.
"Du kannst doch deiner dreijährigen Tochter nicht so ein riesiges Porchetta-Brot zu Essen geben!. meinte der Metzger besorgt.
 "Vieni e vedi", entgegnete Cesare milde lächelnd.

Beide waren kaum in der Nähe von Cesares Auto, da reckte sich lüstern schnüffelnd ein riesiger Hunde-Schädel aus dem Seitenfenster. Die Überraschung gelang noch besser, als das Brötchen mit zwei Happs verschnabuliert war.

Cesare spricht von meiner Beauceron-Freundin Mia gerne als "mia figlia", wo das doch für seine  Freundin, die Mia in punkto Länge lägst eingeholt hat, eigentlich eher passend wäre...

Foto Claus Deutelmoser: Gleichlang, gleich lieb

Freitag, 13. September 2024

Ein Mafia-Märchen

Es war einmal in einem Land, das von einem blonden, bösen Engelchen mit braunen Flügeln regiert wird: Das Engelchen hatte zuvor mit Kreide und Grappa gegurgelt, damit alle Welt ihr glauben möge, in ihrem Land gäbe es bald durch faschistische Reinkultur weder politische Verfolgung noch Korruption.

Allenthalben kam die Botschaft an, nicht aber in einer verschwägerten, verschwisterten und gerne hinterrücks agierenden Gemeinde in der abgeschiedenen Talschaft eines Hinterlandes. Ein fleißiger junger Mann vom Absatz des Italienischen Stiefels, der sein Glück vor Jahrzehnten beim Bau der Autobahn gemacht hatte und es in der Folge zu einem gut beschäftigten Bauunternehmen gebracht hatte, ging eine Liaison mit der Dorfschönheit eine alteingesessenen Familie ein. Der Wohlstand wuchs durch seinen Fleiß und den Erwerb von Latifundien, aber die Liebe schwand. Wie das so oft ist im Leben und in Blut-und-Boden-Geschichten: Zurück blieb nur Böses, das mutwillig zur Rache immer wieder zum Überkochen gebracht wurde. 

Quelle: tinapics
Dörfer im Dunst der Zwietracht unter der Macht der Sindaci

Die Verwandtschaft der einen Dorfschaft schwappte böse Gerüchte wie ein schleichendes Gift hinüber zum anderen Gemeinwesen und führte so zwar zu keinen Gewalt-Delikten aber immerhin zu einer Vendetta aus Rufmord und Geschäftsschädigung. All das steckte unser Held weg, und dann macht der Verfolgte auch noch mit seiner neuen Partnerin im paradiesischen Talboden eine Azienda Agricola auf. Mal verschwand  von dort eine Baumaschine, mal wurde der natürliche Teich leergefischt oder ein Beet mit Setzlingen zertrampelt. Heuer verschwanden gleich über Nacht die gesamten zur Ernte gereiften Auberginen, und es gab Löcher im Zaun des Hühnerhofes.

Wenn sich Ausländer schon kaum auf Rechtshändel in diesem Land einlassen sollten, weil die Anwälte hier schneller im Zahllungen Eintreiben als im Verfahren Beschleunigen sind. Wie ergeht es dann einem aus dem Süden Zugewanderter im Freundschafts- und Gefälligkeits-Dschungel solcher Talschaften? Da hört er schon mal, wenn er Anzeige verfolgen und juristischen Beistand will: "Gegen den kann ich Dich nicht vertreten, das ist ein alter Studienkollege und ein Vetter des Sindaco, des Bürgermeisters."

Ja, und wenn einer schon ein Vetter des Sindaco ist, dann hat man es in so kleinen Gemeinden auch schon gleich mit seiner ganzen Sippschaft zu tun. Zu der zufällig auch die Angestellten der Gemeinde gehören oder ihr in Nibelungentreue verbunden sind. Da warten Angehörige  anderer "Kostgänger" schon mal eine Stunde auf ein simples Dokument, oder es werden Rechnungen per Einschreiben verschickt, wenn die Verwaltung sich sicher sein kann, dass die Empfänger nicht vor Ort sind.

Quelle: Katholisch.de
Ein Mensch betrachtete einst näher
die Fabel von dem Pharisäer,
der Gott gedankt voll Heuchelei
dafür, dass er kein Zöllner sei.
Gottlob! rief er in eitlem Sinn,
dass ich kein Pharisäer bin!

Ein schlauer Sindaco verteilt seine Gunst derart präzise und gewissenhaft, bis er mit Fug und Recht sagen darf: "Il Comuno sono io!"  Manche sind derart geschickt, dass sie es schaffen trotz der vielen politischen Händel in diesem Wunderland - selbst nachdem sie schon mal abgewählt wurden - immer wieder auf dem Stuhle des Bürgermeisters zu landen. Dann sind sie quasi Diktatoren, für die es keine oder kaum noch Gegenkandidaten gibt. Das kann zu großkotzigem von Carabinieri unterstützten Machtmissbrauch wie bei einem Mafia-Padrino führen.
Nachdem die Gemeindestraße nach mehr als einem Jahrzehnt endlich erneuert worden war, sei sie plötzlich für schwere Betonmischer nicht mehr befahrbar, aber für den Sperrmüll-Transporter und Feuerwehr-Tankwagen  schon noch? Und das gerade, als der Geschundene aus unserem Märchen, den Beton für den Terrassen-Neubau seiner Freundin braucht?
Während ein zu geheirateter Bauherr einer einflussreichen Sippe im Panorama des Ortes seinen Bau-Kran schon zwei Jahren vor den Dach-Terrassen seiner  ausländischen Nachbarschaft stehen lassen darf? Keiner mahnt den ab, wenn er regelmäßig dann in aller Frühe mit seinem Baulärm terrorisiert, wenn Gäste sich hier im Urlaub entspannen wollen! Währenddessen muss der in Ungnade Geratene für die Lieferung seines Betons vom Sindaco eine geradezu mafiöse Bedrohung bis hin zur persönlichen Einschüchterung seiner Lieferanten hinnehmen.

Wie das böse Mafia-Märchen wohl enden wird? Bin ich Agnostiker jetzt auch ein Pharisäer, weil ich dankbar bin, dass ich nicht in so einem Dorf lebe wie jenem dort.(Lukas 8,11)?. Oder vielleicht doch?
Was weiß denn schon ein Geschichten-Erzähler von der wahren Wirklichkeit?

Vielleicht soviel aus der Gerüchte-Küche: Während unsere Märchen-Gestalt die Terrasse unter dem Sindaco-Terror stabilisierte und befestigte, rutschte in unmittelbarer Nachbarschaft am vergangenen Starkregen-Wochenende eine Mauer samt Teilen des wunderschönen Gartens die steile Böschung bis fast zur Staatsstraße hinunter. Ein Schaden, der kaum zu beziffern ist und weiteren Hanghäusern daneben beim nächsten Gewitter ebenfalls droht. Trockenmauern halten eben nicht für die Ewigkeit.
Bis heute ward der Sindaco dort in der Gefahrenzone nicht gesehen.

Ich hoffe, mir fällt für das Märchen aus gegebenem Anlass noch ein glückliches Ende ein. Wenn sie nicht alle gestorben sind...

Mittwoch, 11. September 2024

Schlimmä geht immä!

 Zugegeben, der Spruch stammt von meiner pfälzisch-hessisch intonierten Nachbarin Folletto Buono. Vorgestern saßen wir zu einem Abschieds-Schluck  vor unserem Haus im Schatten der Piazza und resonnierten über unsere vergleichbar lange Vergangenheit hier auf der Burg. Ihre bessren Hälfte ging es ausgerechnet in den kostbarsten Tagen des Jahres nicht so gut. Corona war es nicht, aber es könnte der Sahara-Staub gewesen sein, der auch meinem Enkel die Atemwege verengte. Jedenfalls blieben wir wie nie zuvor bei dem hängen, was wir hier lieben und früher alles noch konnten.  - Und auf was wir nun zunehmend verzichten müssen.

Die Wolken-Anne auf unserer Terrasse könnte ein Symbol sein:
Sie hat im Sandstrahl-Gebläse des Saharastaubs nahezu
ihr Gesicht verloren und hält dennoch Stand seit einem Vierteljahrhundert


Angefangen bei all den Restaurants, die uns die ligurische Küche so schmackhaft nahe gebracht haben und längst nicht mehr existieren und Nachbarn, die leider auch nicht mehr sind.

Folletto, die heiße Motorrad-Braut von einst reitet die PS-Protze  zum Beispiel  nicht mehr, seit ein Unfall sie für vier Tage ins Koma schickte. Dafür ist sie zur Pferdenärrin und Reiterin mit eigener Isländer-Stute mutiert, was ihre Aufenthalte in ihrem niedlichen Häuschen beschränkt, mit dem wir uns Mauern teilen. Ihr Mann schraubt, nachdem er jahrelang mit den schweren Maschinen zu tun hatte, nun lieber teure Rennräder und E-Bikes zusammen. 

Wir - mehr als ein Jahrzehnt älter - können nur noch neidisch sein, was die beiden dennoch alles an Aktivitäten in ihre wenigen ligurischen Wochen packen. Das heißt, meine Frau eigentlich nicht, die ist dem Lesen, den Kreuzworträtseln, den Sudokus und stetig dem "dolce far niente" unverrückbar treu geblieben...

Im Vergangenen Jahr - kurz vor meinem Treppensturz, der fast alles zunichte gemacht hätte - räumte Nachbar und Trödel-Spezialist Fiorenzo die Überbleibsel meiner Aktivitäten aus unserer Cantina:

- Ein paar Renn-Ski, die ich noch in Isola 2000 und Prato Nevoso fahren wollte.

- Zwei komplette Golf-Sets, weil ich nicht mehr daran glaubte, noch einmal die vier herrlichen Resorts in der Nachbarschaft spielen zu können.

- Meine Expeditions-Ausrüstung, mit der ich im Himalaya und in der Krater-Region von La Rèunion unterwegs war.


- Das Ur-Mountainbike aller späteren Bikes, aber nicht mein 3.000 Euro teures Trek von dem ich sehr hoffe, dass, mein multisportiver Schwiegersohn es einst hier auf dem grandiosen Rad-Wanderweg an der Küste reaktivieren kann. Schau ich auf die Bergstraßen rundherum, kann ich kaum glauben, dass ich die meisten von ihnen noch mit dem Renner gemeistert habe.

Am meisten fehlt mir aber mein kleiner Fischkutter, mit dem ich jetzt wieder gut allein hinausfahren könnte, nachdem ich keine diabetischen Anfälle mehr fürchten muss.

Tempi passati! Jeder Lebensabschnitt hat seinen eigenen Rhythmus, und selbst Verluste und das Verzichten auf Vieles erinnert einen nicht nur an all das Schöne, sondern auch, dass man noch am Leben ist. Es gibt zweifelsfrei ein Leben vor dem Tod, und da ist jeder neue der erste Tag vom Rest des Lebens. Auweia! Da ist er wieder der Herbst-Blues!

Der Engländer sagt: There's no need to cry over spilt milk..."

Folletto Buono in ihrem herrlichen Idiom meint lapidar: "Schlimmä geht immä!"

Als hätte mein alter Freund, der nun emeritierte Chirurgie-Professor mit sezierender Vorahnung eine Vision gehabt, hinterließ er mir vor einigen Jahren schon dieses Gemälde für unser Gästezimmer:
Was wenn der Fisch den Fischer fängt?


Gouache von Prof. Dr. Rainer Grantzow, Castello 2010

Montag, 9. September 2024

Gründerzeiten

Da sitze ich hier mit meinem  Hintern tatsächlich auf einem Sessel aus der sogenannten Gründerzeit am Laptop und schreibe meinen Montags-Post. Diesen Opa-Lehnstuhl schaffte ich mir als erstes Möbel für meine erste Wohnung an, das gleichzeitig das Kernstück für alle meine späteren Büros war. Das unverwüstliche Teil - eigentlich präziser - aus der Epoche des Historismus stammend hat also mehr als 150 Jahre auf seinen Tatzen überstanden und war seit 1971 mein Kreativ-Zentrum, bis mir die Verleger ein Chef-Zimmer nach ihren Vorstellungen aufzwangen.
Aber das ist ja heute gar nicht  mein Thema, sondern die Begriffsverwirrungen, die seither leichtsinnig mit dieser Bezeichnung "Gründerzeit" einhergehen, Wie widersprüchlich, leichtsinnig und fehlinterpretiert sie in den Mund genommen wird, würde den Rahmen dieses Posts sprengen. Deshalb hier nur ein Link zu einem sehr kompetenten Überblick , an dessen Inhalt es aus meiner Sicht nichts auszusetzen gibt:
 https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCnderzeit.
Denn ich will auf eigentlich auf etwas anderes hinaus.

Quelle: wikipedia
Wieso wird nur diese deutsche Epoche, die wahlweise von der Revolution 1848 bis zum Börsenkrach 1873  und auch mal wesentlich kürzer bemessen wird, trotz ihrer zerstörerischer Jahre so überhöht als Gründerzeit angesehen? Etwa, weil 1871 Otto von Bismarcks 19 jährige Regentschaft als Reichskanzler eines später geeinten Kaiserreichs begann? Die danach eine "Belle Époque" vorgaukelte, die nur für das gehobene Bürgertum belle war? Wurde in den Jahrhunderten zuvor nicht auch emsig gegründet und gleich wieder zerstört ? Und was war mit all den Gründungen aus deutschkolonialem Größenwahn, die in auf Umwegen zu den Kriege des 20. Jahrhunderts führten?

Quelle: wikipedia
Friedrich Ebert
Reichskanzler
1919 - 1925
Hätte nicht die erste echte Deutsche Demokratie - ausgerufen auf den Trümmern und Leichenbergen des Ersten Weltkriegs - auch als epochale Gründerjahre einen Erinnerungs-Stempel verdient. Selbst wenn sie im Weimarer Tohuwabohu endete?

Quelle: Studyflix
Der vermeintlich Demütige
übernimmt die Macht 1933.
Die Mordbuben stehen
da schon direkt hinter ihm.
Der 
vermutlich bereits
demente Kaiser-Krieger
Hindenburg, ebnet fast
wehrlose den Weg zu
den in "Mein Kampf"
angekündigten 
Verbrechen
Am vergangenen Samstag wurden wieder Gründungen gefeiert. In Berlin der Bundestag und in Bonn der Bundesrat. Beide ein halbes Jahr jünger als ich aber auch nicht wesentlich fitter. 90 Jahre nach der Machtübernahme drängen Nazis wieder massiv in die Länderparlamente und scheren sich offenbar einen Dreck darum, wie sei verfassungsrechtlich eingestuft werden. Etwa weil sie sich gar nicht mehr klammheimlich wachsender Rückendeckung aus allen Bereichen der Gesellschaft sicher sind?

Mir war das heiligmäßige Herumsalbadern der Festredner vom 7. September 2024 ein Graus. Vor allem Angesichts der Tatsache, dass keineswegs von den demokratischen Kräften vereint gegen die Braunen vorgegangen wird, obwohl ja einmal wieder Alarmstufe Rot herrscht. Stattdessen werden durch alle Parteien hindurch inhaltliche Anleihen bei den populistisch verteufelnden Gegnern unserer Demokratie genommen. Wobei die Gefahr für unser Land anhand meist ungeklärter Verbrechen und deren Auslöser  auf meist überwiegend ungefährliche Minderheiten verlagert wird. Denn der Großteil der Migranten will doch offenbar zu uns, weil sie die Sicherheit und das wirtschaftliche Wohlergehen in unserem Land suchen. Was hätten die dann von solchen Anschlägen? Das erinnert an die verfolgten Juden, die im Ersten Weltkrieg für ihr Heimatland den Kopf hinhielten und danach die Reparation mit stemmten, um dann während des Zweiten Weltkriegs im KZ zu sterben...

Populistisch dummdreister geht es nicht - am drohenden Ende der dritten (oder aus Nazi-Blickwinkel vielleicht sogar schon vierten??? ) Gründerzeit!

Donnerstag, 5. September 2024

Von Schatten, die Väter werfen

Als es um meine Berufswahl ging, hatten meine Eltern noch ein gewichtiges Wort mitzureden. So geschah es, dass sie zweimal meinen Wunschweg durchkreuzten, bevor ich die damalige Volljährigkeit mit 21 überhaupt erreicht hatte.
Beim ersten Mal war ich live dabei, als ein italienischer Regisseur, der mich auf einer Probebühne für einen Kinofilm gecastet hatte, samt meinem Schauspiel-Lehrer meinen Vater anrief, um mir die Rolle anzubieten. Nicht nur, dass er meine Leidenschaft - nachdem ich gerade das Gymnasium geschmissen hatte - für "brotlose Kunst" hielt. Als er die Rollenbeschreibung hörte, schrie er entrüstet in den Hörer: "Mein Sohn spielt keinen Nazi!" und knallte ihn auf die Gabel.

Vom zweiten erfolglosen Versuch, etwas anderes zu werden als Verlagsbuchhändler, erfuhr ich erst, als ich mit 30 tatsächlich Chefredakteur von gleich zwei Zeitschriften geworden war. Sie hatten zehn Jahre zuvor meinen Versuch, von der Pieke auf mit Volontariat Zeitungsredakteur zu werden, durch einen Besuch beim Verleger abschlägig beschieden. Er hatte sie pflichtgemäß vom beabsichtigten Lehrstellten-Wechsel ihres noch minderjährigen Sohnes informieren wollen, weil ich seine erste Wahl war. - Meinen Eltern hatte die politische Ausrichtung des Provinz-Blattes nicht gefallen...

Mit 30 wurde ich aber auch zum ersten Mal Vater. Und deshalb schwor ich mir, meine Kinder freigeistig zu erziehen und jedes ihrer Talente mit allen Mitteln zu fördern. Vor allem aber wollte ich mich auch aus ihren beruflichen Wünschen herauszuhalten, wenn es soweit sein sollte.
Meine Tochter und mein Sohn verfügten über hervorragende Singstimmen, deshalb nahmen sie das Angebot eine Gesangslehrerin aufzusuchen auch gerne an. Hinzu kam, dass sich mein Sohn autodidaktisch Musik-Instrumente beibrachte und für sich und "For the Boys in the Band" einen Raum zum Proben brauchte. Also räumte ich meine Werkstatt im Keller und ließ sie ein schalldichtes "Mini-Studio" daraus machen. Meine  Tochter absolvierte aussichtsreich einen Vorbereitungskurs für die Akademie, entschied sich dann aber für die legendäre Designer-Schule "U5".

Von klein auf waren sie ja auch dabei gewesen, wenn ich Familien-Urlaub mit meinen Reportage-Zielen kombinierte. 
Als sie mit dem, was sie bis dahin an Erfahrungen und Ausbildung erfahren hatten, immer noch auf keinen bestimmten Beruf zu schlingerten, war ich in der glücklichen Lage, ihnen zusätzlich  Ausbildung und Arbeit in meinem Büro anbieten zu können...

Heute sind beide in den Vierzigern und sozusagen nach schließlich eigener Berufswahl gesettelt. Die Musik und der Gesang in ihren jeweiligen Bands sind nur noch ein Hobby, das ihnen bei Auftritten immer noch Spaß macht, aber zum Lebensunterhalt nie Gereicht hätte
.Den Schatten ihres Vaters - wenn er denn jemals auf ihnen lag - haben sie autonom und souverän abgestreift.



Hin und wieder blitzt bei meiner Tochter auf, was sie an Kreativität auch als Künstlerin entfaltet hätte. Wie gestern Nacht während sie bei einem Vater-Tochter-Gespräch dieses Foto unten schoss und im Family-Chat postete.
Das werde ich mir jetzt immer ansehen und mir dabei den Song meines Sohnes anhören: "Timt Well Spent" - die Zeit wohl genutzt - von "House Of Leaves".
Mehr braucht es nicht, um stolz auf seinen "Nachwuchs" zu sein: https://soundcloud.com/wearehouseofleaves/time-well-spent

Foto: Magdalena Panta
Der Schatten meines Vaters
oder "No Foto, Sir!"

Dienstag, 3. September 2024

Oskars Rache

 








Niemand hat auf "Schweinchen Schlau" gehört:
"Die Wiedervereinigung geht doch viel zu schnell!"
Jetzt ist unsre Republik so wie noch nie gestört.
War's allein der Höcke? - Der doppelzüngige Gesell?

Quelle: makellosmag











Nein, das Böse kommt wie Schneewittchens Stiefmutter daher.
Sie sanktioniert sogar noch Putins kriegerische Verbrechen.
Ich versteh' längst "dieses, unser Land" nicht mehr.
Was bleibt, ist da nur noch das "kollektive Erbrechen".

Von Null auf über Zehn durch kommunistischen Personen-Kult?
Wie konntet ihr 40 Jahre "Sozialmuss" denn nur so schnell vergessen?
Daran ist doch nie und nimmer allein diese gestörte "Ampel" schuld!
Sogar das "Merkel muss weg" war ja schon frech und sehr vermessen.

Quelle: open mining












Wie blühend sollten denn eure verkommenen Landschaften werden?
Wo eure Städte nun so prachtvoll saniert sind, wie im Westen nicht.
Eine Wiedervereinigung - gestemmt wie kein andres Land auf Erden!
Verliert ihr Ossis schon wieder die Demokratie aus eurer Sicht?

Zählt meine Meinung nicht - als Mensch so alt wie diese Republik?
Für mich habt ihr absolut verdient, was ihr euch grad gewählt habt.
Immun und stur, ja renitent gegen jegliche, historisch begründete Kritik.
Erstickt doch am Fascho-Kommu -Mächtemix, an dem ihr euch gerade labt!

Quelle: Fernsehserien









Kommt nur nicht jammernd nochmal so verzweifelt daher.
Wenn sie euch erneut durch Mauern und Todesstreifen isolieren.
Ich bereue
 den viel zu viel bezahlten "Soli" nun um so mehr,
Je länger wir Wessis hilflos auf die Gewählten von euch Ossis stieren.

Quelle: Tagesspiegel
Ist Schneewittchens böse Stiefmutter seine
Sprechpuppe oder Oskars Langstrecken-Vergeltungswaffe,
weil niemand ihn als Kanzler wollte?