Montag, 11. Oktober 2021
Mittwoch, 6. Oktober 2021
Auf altem Weg mal wieder weg
Die Sonne steht nun jeden Tag tiefer
Die Schatten der Burg werden stetig länger
In jedem Jahr - im Hie und Da - kommt so der Herbst
Schwarz ist am Brunnen der sonst lichtgraue Schiefer
Und in Kopf und Herz täglich immer bänger
Stellt sich die Frage: Wie lange noch bis du sterbst?
Das Ankommen und Abschied nehmen
Welches Heimweh plagt wen denn nun?
So waren aller Pläne vor langem doch!
Winters nach Sonne im Süden sich sehnen
Und sommers kein Drängen zu rastlosem Tun
Trotz allem rasen einem die Jahre davon
Das Vorgenommene gar nicht erst begonnen
Kann es doch warten bis zum nächsten Jahr!
In München lockt nun das andere Leben schon
Also los geht's - rastlos und gar nicht besonnen
Auf altbekannten Wegen immer grübelnd zwar
Denn im Glashaus flattern die Themen davon
Steine zu sammeln, habe ich ja am Meer begonnen...
"Steine aus dem Glashaus" - zu lesen wieder ab dem 15. Oktober
Bleibt mir trotz meiner Stolper-Strophe auch dort noch gewogen!
Montag, 4. Oktober 2021
Wie soll die Welt denn da gesunden...
...wenn schon die Dinge, die uns gesund machen sollen, derart gegen alle Vernunft verpackt werden?
Jede Woche rege ich mich wieder auf, wenn ich meine Siebentage-Ration an Medikamenten zusammenstelle. Ganz generell würde ich einen Krieg gegen die Verpackungs-Industrie führen, wenn ich von diesen Verschwendungen nicht so entmutigt wäre. Denn kaum ein Medikament ist so verpackt, dass man Umverpackung und Hüllen bei der Müll-Trennung einfach zuordnen könnte.
Nur ein Fünftel der Verpackungen, von Medikamenten, die dem Blogger verschrieben werden... |
Lieferketten sollten von den kommenden Regierungs-Koalitionen nicht nur zum Wohle der Schwerindustrie unter die Lupe genommen werden, sondern generell unter Berücksichtigung des Umweltschutz-Gedankens hinterfragt werden. Kleinvieh macht eben auch Mist. Aber bei wem liegt dann die Schuld, wenn doch die Konsumenten gar keine Chance mehr haben, Produkte nach der Wiederverwertbarkeit ihrer Verpackungen auszusuchen? Die muss wohl erst unpopulär von einer ernsthaft wollenden Gesetzgebung vorgeschrieben werden.
Aber klappt das dann? Neulich erklärte eine Expertin, dass durch das Wegwerfen von Handys und dem Sperrmüll überlassenem Computer-Schrott weltweit bis zu sechs Tonnen Gold pro Jahr auf nimmer Wiedersehen verschwinden (ganz zu schweigen von weiterhin seltenen Rohstoffen). Bei einem Feingehalt-Durchschnitt von ca. 30 Euro pro Gramm im Ankauf wären das 18 Millionen Euro. Damit ließe sich gut die Forschung für alternative Energien unterstützen...
Donnerstag, 30. September 2021
Von der Abhängigkeit
Wer meinen Blog häufig besucht, wird es schon gemerkt haben: Die Erscheinungstage haben sich in dieser Woche zwangsweise geändert. Am vergangenen Sonntag tobte ein unheimliches Gewitter über dem Borgo. Ein Blitz (fulmine) schlug fulminant nur wenige Meter von uns entfernt krachen in eine Leitung und sorgte für Überspannung. Diese überlebte weder mein Router noch die Nrtzkarte in demvon meinem Sohn zusammen gesteckten, neuen Haupt-Computer.
Zum Glück hatte ich noch zwei Entwürfe "auf Halde" die ich mit dem Smartphone veröffentlichen konnte. Ich entschuldie mich für alle Fehler, weil ich in der gebotenen Vorsicht nicht mehr korrigieren konnte.
Bis heute bin ich durch die Hölle gegangen, weil ich mir nicht annähernd die Entzugserscheinungen ausmalen konnte, die ich mittlerweile habe, wenn ich ohne Internet und ohne schreiben zu können vier volle Tage offline bin.
Die Wahl konnte ich zumindest im Fernsehen verfolgen, aber da fehlte mir dann die Möglichkeit zum Überspringen, wenn auf allen Kanälen beim Zappen inhaltlich von wechselnden Politikern irgendwie das selbe gesagt wurde.
Aber so hatte der "cold turkey" auch etwas Positives. Bis das neue Modem gestern eintraf, habe ich mal wieder zwei Bücher aus dem Stqpel der ungelesen Literatur ertielgt. Eines davon kann ich aus aktuellem Anlass nun weiter empfehlen: Der preisgekrönte Roman des Italieners Fabio Geda erzählt die Flucht-Odyssee eines afghanischen Knaben, der von seiner Mutter aufgegeben wurde und sich ohne Bildung in den Westen durchschlägt. Im Meer schwimmen Krokodile
Wer nach dieser Lektüre Achtloses überMigrqnten daher plappert, muss eine schwarze Seele haben.
Weil ich die letzten Briefe von hier mit meinen Knubbelfinvern schreiben muss, melde ich mich erst am MONTAG 4. Oktober im alten Rhythnus wieder..
Dienstag, 28. September 2021
Die Wander-Venus
Was das nun mit der "Armlosen Venus" von Milo zu tun hat? Als sie noch die "Zweitbeste Ehefrau von allen" war, kaufte die als Schnäppchen-Jägerin bekannte für unseren großen Münchner Garten im Alleingang ein übrig gebliebenes Konvolut an Garten-Dekoration aus Spritzbeton. An das Gejammer der Möbelpacker beim Raufschleppen auf Piazza und Terrasse möchte ich mich noch heute nicht gerne erinnern. Dann stand die Schönheit jedenfalls derart in der Ecke, dass sie zu einer Art Sonnenuhr wurde. Je nach Sommer- oder Winterzeit wussten wir jedenfalls so immer, wann die Zeit für den ersten Drink des Nachmittags war...
Anderthalb Jahrzehnte schliffen dann der Schirokko mit seinem transportierten Sahara-Sand und der Tramontana mit diesen immensen Sturzbächen die Venus derart ab, dass sie ihre Locken zusehends verlor und das klassische Profil so weich wurde, dass sie meiner verstorbenen Schwiegermutter im Profil mit ihrer flotten Kurzhaar-Frisur immer ähnlicher wurde. Dazu muss ich aus meiner Sicht des Schwiegersohns sagen, dass sie dem gängigen Klischee in keinster Weise entsprach und ich sie sehr verehrte. Der überraschend hohe Anteil ihrer Hinterlassenschaft für meine Frau sorgte zudem dafür, dass wir bei der Suche nach einem Altersdomizil in Ligurien landeten (und nicht - wie von mir geplant - an der Cote d'Argent unweit von Bordeaux).
Anna-Elisabeth zu Ehren trägt unser Haus hier nicht nur ihren Namen sondern aus dem ohnehin kitschigen Vorbild der nachgegossenen Venus von Milo wurde nach der Wanderschaft ein Unikat: Nämlich die Wolken-Anne vom Borgo...
Sonntag, 26. September 2021
Hai-Alarm
Zugegeben! Zunächst waren wir doch sehr irritiert vom plötzlich über die Piazza hereinbrechenden Leben. Es gab ja nur das Visavis mit den Musik-Professoren und die gelegentlichen Traversen der Nachbarn. Aber seit der ersten Hälfte des Augusts und dann besonders rund um Ferragosto war die Piazza eine Party-Meile. Pures italienisches Leben, wie wir es aus der Vergangenheit und den Fellini-Filmen kannten.
La Perla und ihr Daniele erfreuen sich eben großer Beliebtheit im Borgo. Da kommt auch der gelegentlich mal vorbei schauende Hotelier aus Rom nicht gegen seine Mutter an. So wie es aussieht, wird sie ihr Haus wieder in Vollzeit bewohnen, und das ist gut so. Trotz ihrer Parkinson-Erkrankung mobilisiert sie ihre ebenfalls betagte Nachbarschaft zu mehr Miteinander. An heißen Tagen sitzt der sonst so einsame Vicenzo bereits in den frühen Morgenstunden wie eine Lebend-Installation draußen vorm Haus der ehemaligen Gymnasial-Lehrerin. Wenn die dann ihre tägliche Morgenrunde von der Piazza hinunter in die Via Colombo und zurück durch den nördlichen Torbogen der Piazza gemacht hat, kommt Leben auf die Piazza. Denn auch die Zwei von den Zinnen gegenüber sind froh über die neuen Gesprächspartner im Eckhaus. Da müssen sie nicht mehr mit uns radebrechen, sondern können sich auch über die Tagespolitik auslassen, zumal das so unterschiedliche Ehepaar mit den Professori in gleicher, leicht linkslastiger Wellenlänge sendet...
Jetzt, da die heißen Tage vorbei sind und der Schatten sich fast den ganzen Tag über die Piazza legt, kommt eine alte Leidenschaft der Nachbarschaft wieder voll zum Zuge: Das Karteln.
Für Vicenzo und unsere Bürgermeisters-Witwe könnte es nicht bequemer sein. Sie müssen nun nicht mehr so oft in den Hauptort hinunter, um ihrer Leidenschaft zu frönen. Und eine Vierer-Runde findet sich immer, weil auch erstaunlicher Weise die Professori nichts gegen ein temperamentvollen Karten-Klopfen nach alter Sitte haben. Und temperamentvoll geht es beinahe immer zu, weil die wechselnden Buben im Quartett wohl von den Damen verschiedenster Couleur stets abgezockt werden.
Vicenzo hört man immer am lautesten protestieren, wenn sich einmal mehr das Blatt gegen ihn gewendet hat. Und auch Daniele setzt wohl öfter auf die falsche Karte. Einmal sprang er verzweifelt auf und rannte kopfschüttelnd aber doch auch stolz grinsend die Piazza-Treppe hinunter, um sich um Feriengäste zu kümmern. Als ich ihm nachrief, ob er wieder einmal verloren hätte, meinte er nur verschmitzt:
"Sono squali le signiore" Diese Frauen sind Haie.
Während dessen zählten die Bürgermeister-Witwe (83) und La Perla (77) genüsslich und in aller Ruhe
die Punkte ihrer Stiche zusammen...
Freitag, 24. September 2021
Last but not... - lost
Von den Nazis als entartet verunglimpft und zum Teil zerstört, aber durch seine Selbstporträts unsterblich: Der "Brücke"-Künstler Ernst Ludwig Kirchner 1880 - 1938 Quelle: brueckemuseum.de |
Wäre ich von Sendungsbewusstsein und vom Alter unabhängigen Größenwahn beseelt, so wäre ich vielleicht Präsident einer Supermacht. Wäre ich ein wirklich guter Mensch, täte ich mich gütlich am Gutes Tun...
Leider kein Treffer! So bleibt mir eigentlich nur das Philosophieren. Philosophieren kostet nichts - auch wenn es ums Nachdenken über die eigenen Unzulänglichkeiten geht. Aber ist es nicht arrogant zu glauben, schon zu sein, nur weil man denkt?
Seit zwei Jahrzehnten sind mein Nachbar Peer und ich - egal ob beim Golfen, auf meinem Boot oder im Vorbeigehen auf der Piazza - immer wieder nach kurzer Zeit dabei, die Tiefen den Seins auszuloten. Längst blähen sich unsere Nasenlöcher beim Angeben nicht mehr so auf, wie einst, als wir gerade begannen, mit Nichtstun unseren Lebensabend zu gestalten und den Zeiten nachzuhängen, da wir noch im Beruf das Sagen hatten.
Im Gegensatz zur morgendlichen Sozialisation mit meiner Schweizer Freundin, bei der es gerne auch zu Rechts-Links-Reibereien kommt, sind Peer und ich uns mittlerweile richtungsneutral über den tragischen Zustand der Welt einig, Das spannende an unseren Gesprächen ist, dass wir gegensätzlich reagieren. Peer, der ehemalige Spitzenmanager aus einer Zeit, da die Computer mit großen Zuwachsraten der Welt das Rechnen abnahmen, stammt aus einer Gegend Deutschlands, in der man den Leuten nachsagt, den alles prägenden Pragmatismus bereits mit der Muttermilch eingeflößt zu bekommen.
Daher meint er, wieso sich aufregen, wenn er doch nichts ändern könne? Ihm ginge das alles - gelinde ausgedrückt - am Gesäß vorbei.
Mich hingegen bedrückt meine Machtlosigkeit leider nur allzu oft: wie auch heuer der Tod mir nahe stehender gleichaltriger Menschen. Dabei ist doch klar, dass wir jetzt die letzte Generation darstellen und genauso beim gleichen Fatalismus angekommen sind wie einst unsere Eltern. Die meinten ja tatsächlich im Hinblick auf unsere Zukunft und mit Rückblick auf die vom Massentod geprägten und überlebten Kriege sowie der allgegenwärtigen atomaren Bedrohung, sie hätten es so gut gehabt, wie wir das Leben in Zukunft nimmer mehr erlebten.
So, das sind wir also wieder! Glauben wir, nur weil wir heute besser über die Verkommenheit mancher Mitmenschen informiert werden als damals, weil das Querdenken digital multipliziert und manipuliert gerade in Mode kommt, Diktaturen auf dem Vormarsch sind und das Säbelrasseln der Supermächte wieder lauter wird, müssten es unsere Deszendenten schlechter haben?
Tatsächlich formiert sich gerade - so rasant wie sich das Klima wandelt - auch ein gesellschaftlicher Wandel, den wir nicht mehr verstehen und schon gar nicht ändern oder beeinflussen können. Es wachsen im Guten wie im Bösen Genrationen nach, die allein auf sich gestellt aus der Zukunft machen müssen, was ihnen eingebrockt wurde, Auch Despoten und Diktatoren werden mal sterben, aber es werden sich auch immer wieder neue aus diversen Gründen an die Macht drängen. Genau wie hie und da dann zum späten Ausgleich wieder "Friedenstauben" aufsteigen. Die Erkenntnis tröstet nicht, aber sie generiert Hoffnung: In der Geschichte wiederholt sich immer alles
Gut vernetzter Philosoph: Richard David Precht auf Facebook |
Die Philosophie, die uns die Dinge vordenken möchte, kommt ja auch nicht länger mit Rauschebärten und Professor-Brillen daher, sondern wird nun wohlfeil in Massen-Medien aufbereitet und auch im Netz gut vermarktet.
Uns bleibt als derzeit letzte Generation aber die dankbare Erkenntnis in den eigenen Grenzen keinen weiteren Krieg erlebt zu haben. Die historisch bislang einzigartige Segnung von über sieben Jahrzehnten Frieden in Deutschland kann uns trösten. Wir sind deshalb beileibe keine verlorene Generation, Wir hatten - der Vorsehung sei Dank - auch keinerlei Zeitverlust, wie er jetzt schon von den "Pandemie-Generationen" so arg betrauert wird.
Wir sind schon last, but not lost!
Als Philosoph ebenso dürftig wie wenig vernetzt: Der Blogger mit Pandemie-Bart und Professor-Brille. Wo es an Kunst mangelt, muss fürs Selbstporträt dann eben ein Selfie her... |
Wie sich einer den Lebensabend vorstellte, der noch nicht so richtig alt war: Goldene Götterdämmerung Claus Deutelmoser 2009. Oil on Canvas |
Mittwoch, 22. September 2021
Samurai gegen Stinker
Quelle: pinterest |
Winzig aber wirkungsvoll: die Samurai-Schlupfwespe wird nun zunehmend auch im übrigen Europa eingesetzt Quelle: schweizerbauer.ch |
Hier beginnen die Samurai ihre Gegen-Offensive: Im Blattwanzen-Gelege Quelle. Plantura |
Dieses Kunstwerk der Natur stinkt leider gen Himmel Quelle: lokalkompass.de |
Vorsicht wenn sie vollgesoffen, dann sind von ihrem Gestank oft auch Zimmer betroffen Quelle: pixabay |
Schon Küken lassen sich Blattwanzen schmecken. Aber bei ihren Rülpsern danach sollte man lieber auf Abstand gehen... Foto: Ludescher |
Montag, 20. September 2021
"Fachkräfte"-Mangel
Was ist unser Deutschland doch für ein pandemisches Paradoxon geworden! In den aktuellen Wirtschafts-Foren liest der Interessierte vom bedrohlichen Mangel an Fachkräften: als einer verspäteten Nebenwirkung der Lockdowns.
Der Bundes-Adler braucht einen größeren Kropf, sonst Platzt er bald aus allen Nähten Quelle: bundestag.de |
Was immer die Ära Merkel an Segnungen gebracht haben mag, wird derzeit eben dadurch beschädigt, dass in ihrem noch so kleinen Schatten kein wirkliches Polit-Talent ersprießen konnte. Wie auch immer die Wahl am kommenden Sonntag auch ausgeht - unser Land wird in jedem Fall quasi von einer Ersatz-Mannschaft in die schwierigste Zeit nach der Wiedervereinigung gesteuert. Beinahe jede Konstellation der Koalitionen verspricht nur ein begrenztes Haltbarkeits-Datum.
Wie weit verkommen ist denn das Spiel um Macht? Seit fünf Jahrzehnten bin ich wahlberechtigt, aber diesmal habe ich wirklich gezögert, meine Stimme überhaupt abzugeben - zumal bei der Zuverlässigkeit der Poste Italiane zu bezweifeln ist, ob die kodierten, auffällig roten Briefwahl-Umschläge überhaupt zählbar in Deutschland ankommen...
Wurden zum Teil doppelt verschickt oder gar nicht. Schaden sei aber durch rechtzeitige Entdeckung nicht entstanden Quelle: ksta.de |
Freitag, 17. September 2021
Ex Libris
Oberflächlich betrachtet bin ich ein Mensch, der es gerne schön übersichtlich ordentlich hat. Aber in den von mir angelegten Mikro-Kosmen herrscht dennoch mehr Chaos als in einem Spiralnebel. Schon allein, dass ich diesen veralteten Begriff für eine Spiral-Galaxie benütze, zeigt ja, dass ich ein alter Wirrkopf bin.
quelle: wiki.org |
Mit schöner Regelmäßigkeit räume ich aber auch auf: Mein Regal im Arbeitszimmer und meinen Schreibtisch zum Malen in der Cantina. Dann fegen wieder allzu bald Tornados, die von keinem Wetterbericht angekündigt werden, über sie hinweg oder durch sie hindurch, Danach sieht es bei mir fast so aus. wie man sich ein Übungsgelände für den Katastrophen-Schutz vorstellt.
Wer finden will, muss stöbern! Dass das manchmal zu schönen Überraschungen oder dem Auffinden von Memorabilien führt. lindert die hysterischen Anfälle kaum, die ich beim Suchen habe.
Und dann diese Verhöhnung aus längst vergangenen Tagen als extreme Büchernarren: In einem kleinen Bücher-Regal auf dem Treppen-Absatz hinauf zum Wohnzimmer, in dem ich meinst zu aller Letzt suche, sticht mir ein venezianisches Pappkästchen ins Auge, wie wir sie früher gerne innerhalb der Familie verwendet haben, um darin kleine Geschenke zu überreichen.
Und siehe da; Das war sogar ein Geschenk für mich gewesen. - Zu den Mahagoni-Regalen, die ich mir einst hochmögend für mein im englischen Stil eingerichtetes Arbeitszimmer in München gegönnt habe.
Wie muss mich die Zeit überrannt haben, dass ich mit dem Einkleben der Ex Libris, die Familien-Namen und -Wappen zeigen, nicht nachgekommen bin? Das Kästchen mit den Selbstklebern ist noch halb voll und weckt die schmerzhaften Erinnerungen vor den Tagen, als wir zunächst ganz nach Italien gezogen sind.
Als Buchhändler waren meine Frau und ich so stolz auf jedes Buch, das wir erworben oder geschenkt bekommen haben. Nur die, die wir unbedingt wieder haben wollten, wurden zu jener Zeit vor dem Ausleihen mit dem Ex Libris versehen, aber ob wir je alle zurück bekommen haben, ist fraglich und hat sich dann auch erübrigt. Angesichts der vielen schweren Kartons, die zur Burg hätten hoch geschleppt werden müssen, haben wir dann rund die Hälfte aller Bücher verschenkt und einen Teil, der uns nichts mehr bedeutete, sogar der Müllabfuhr und der Papiertonne überlassen.
Hier auf der Burg waren es dann immer noch so viele. dass sie sich auf drei Etagen mit insgesamt fünf Regalen verteilen. Die zunächst angestrebte Ordnung nach Autoren-Namen hielt nur grob, weil ein paar Jahre lang jeder Besuch in die "Literatur-Diaspora" an der Bestseller-Liste orientierte Neuerscheinung mitgebracht hat. Die stapeln sich nun teils immer noch im Endregal. Offensichtlich haben wir dann eingedenk des erfahrenen Verlustes auch auf das Einkleben der Ex Libris verzichtet.
In meinen Augen wäre das auch ein Hohn gewesen. weil ich angeheizt durch meinen Amerikanische Literatur studierenden Sohn im E-Reader dank das Gutenberg-Projekts dessen gesamte Pflichtlektüre nachvollzog. Letztendlich aber las und schrieb ich soviel am Computer, dass ich nur noch ganz selten ein echtes Buch in der Hand hielt.
Während meine Frau seit zwei Jahren wieder das Lesen für sich entdeckt hat, weil die vielen Fernsehprogramme ja immer schlechter wurden, konnte das Buch bei mit kein Comeback feiern. Zu sehr hatte sich bei den meisten neuen Literaten der verschiedensten Sprachen die Mechanik des "Creative Writings" durchgesetzt. als dass die mich noch neugierig genug machten, meine Bücher-Müdigkeit zu überwinden. Auch das Fordern der Verlage, dass meine Lieblingsautoren in kurzen Abständen für mehr verkaufte Auflage immer schneller nachliefern mussten, erhöhte deren bis dahin genossene Qualität nicht wirklich.
Mir schallt da zum Hohn der altbairische Autoren-Spruch immer wieder durch den Kopf, den ich so gerne benutzt habe:
"S'weng, wos i lies, schreib i selm!"
"Das wenige, was ich lese, schreibe ich selbst!"
Mittwoch, 15. September 2021
Sakrifizium
Die Menschheit hat sich nie vom steinzeitlichen Denken befreien können. Quelle: archaelogie-online.de |
Quelle: breito.net |
Vor ein paar Tagen fand das Gedenken zum zwanzigsten Jahrestag von " Nine Eleven" statt. Dabei schossen mir diese widersprüchlichen Opfer-Gedanken durch den Kopf. Einerseits: Welcher Fanatismus muss in Menschen gepflanzt werden, um ihr womöglich einziges Leben dem Hass auf andere zu opfern? Und andererseits: Welchen Edelmut braucht es, um sein Leben einzusetzen, um andere aus aussichtsloser Lage retten zu wollen?
Die Feuerwehrleute und die freiwilligen Helfer, die nicht nur ihr Leben beim Einstürzen der WTC-Türme eingesetzt haben, sondern tagtäglich ihr Leben beim Retten anderer Menschen verlieren, verdienen als einzige wirklich den Odd des Sakrifiziums oder sogar Helden genannt zu werden.
America At War und der Westen zog ohne etwas zu hinterfragen mit in den Krieg Quelle: pixabay |
Ich gehe nicht so weit wie Kurt Tucholsky und bezeichne Soldaten als Mörder, weil sie ja unter der drohenden Bestrafung bei Verweigerung politisch motivierten Befehlen folgen, die potenziell zum gedungenen Töten anderer führen. Der Verteidigungs-Gedanke, der dabei gerne angeführt wird, ist ja gerade durch die aktuelle Situation in Afghanistan und im Irak ad Absurdum geführt worden. Dort ist ja das einstige Ziel - die zu sanktionierende Bekämpfung des Terrorismus - längst aus dem Blickfeld geraten.
Die Geschichte lehrt: Töten führt zu immer mehr Töten, aber die Spirale der Gewalt schraubt sich dennoch immer weiter in Höhen, in denen sie nicht mehr zu deckeln ist. Also ist sie doch allein im Interesse all jener, die sie immer wiedere antreiben. In diesem Zusammenhang betroffen vom Helden-Tod, Opfern der Gewalt und Menschen-Opfern zu sprechen. ist daher nichts als blutiger Zynismus.
Keine der drei Parteien, die sich gerade ums Regieren und die Kanzlerschaft bemühen, ist im Zusammenhang mit den Deutschen Soldaten die am Hindukusch völlig unnütz ihr Leben hin gegeben haben, von Schuld frei zu sprechen. Und die Bushs, Clintons, Obamas, Bidens und Trumps auch nicht, die aus purer Rachsucht und Konzeptlosigkeit bei der Bekämpfung des Welt-Terrorismus den gesamten Nahen Osten in Schutt und Asche gebombt haben.
Opfer sind immer allein die Machtlosen. daran ändert weder der Mythos des Sakrifiziums noch verlogenen Helden-Verehrung etwas!
Auf Befehl belogen, betrogen und am Ende noch beinahe im Stich gelassen... Doch es gab ja "nur" 59 Todesfälle bei den Deutschen Soldaten im Afghanistan-Einsatz Quelle: deutschlandfunkkultur.de |
Montag, 13. September 2021
Zum Glück gibt's die Gesundheitskarte
Einer, der wie ich gut sieben Jahrzehnte nicht nur durch die Welt gezogen wurde, sondern sie dann auch noch selbst intensiv bereist hat, kann ein Lied davon singen, wie die Gesundheits-Systeme weltweit funktionieren. Auf Basis dieser Erkenntnis behaupte ich, dass wir Deutschen die sozial gerechteste und technisch bestens funktionierende Gesundheits-Fürsorge genießen; auch wenn wir oft meckern.
In meinen reisenden Kinderjahren nahm ich vom Balkan bis Marokko alles an Rotkreuz- oder Roter-Halbmond-Stationen mit, was auf der Route lag. Mal war es rätselhaftes Fieber, mal ein Riesen-Furunkel dann wieder eine Verletzung, die sich beim Herumtoben mit fremden Spielgefährten entzündet hatte.
Komischer Weise war es das dann, und meine zum Teil abenteuerliche Zeit als beruflich Reisender verlief meist absolut störungsfrei. Von kurzen Darm-Erkrankungen einmal abgesehen. Auch die schwereren Ski-Unfälle meiner Jugend ersparte ich mir später in einer Zeit, in der ich bis zu sechs Monate im Jahr beruflich auf Ski stand.
Wenn ich mich ans Kranksein als Kind in Italien erinnere, fällt mir immer ein Primar aus Padua ein. Es ging darum, dass meine Eltern wegen einer Risswunde an meinem Knie von der Rotkreuzschwester die Empfehlung für eine Tetanus-Auffrischung bekamen. Doch die war schwerer zu bekommen, als sie wohl gedacht hatte, weil die von einem Arzt verschrieben werden musste. Wegen der Sprach-Probleme - mein Vater behalf sich ja meist mit Latein - wollte keiner der angesprochenen Ärzte ran, weshalb wir schließlich beim Chef vom benachbarten Krankenhaus landeten. Der schüttelte nur den Kopf, spritzte mich ohne Wartezeit und nahm dafür keinen Pfennig.
Ob es damals schon den "Codice Bianco" für Ausländer gab, der eine Gratis-Behandlung nach den vorrangig zu behandelnden Einheimischen vorsieht, entzieht sich meiner Kenntnis. Als die später als "zweitbeste aller Ehefrauen" apostrophierte, dann hier an Ferragosto 2008 einen beinahe tödlichen Herzinfarkt überlebte. ändert sich meine Einstellung zum hiesigen Gesundheitswesen schlagartig. Trotz all der bürokratischen Hürden, die mit normalem Krankheitsbild zu überwinden sind, funktioniert der "Pronto Socorso" in Ligurien richtig gut.
Aus Sorge um die verfließende Zeit hatte ich meine Frau noch selbst mit den eindeutigen Symptomen ins Tal hinunter gefahren. Das war wohl Instinkt, denn auf dem Behandlungs-Tisch kippte sie weg und musste wieder belebt werden. Aber dann verlief alles wie am Schnürchen. Als sie stabil war, wurde sie von Ambulanz-Fahrern nach Sanremo gefahren, die ihre Ausbildung wohl in der "Formula Uno" gehabt hatten.
An das versteckt am Berg liegende Klink-Konglomerat hatte ich zuvor wegen meiner "Taucher-Ohren" nur lange Wartezeiten und Unübersichtlichkeit in Erinnerung. Aber die Kardiologie irgendwo im Untergrund gehörte zu den modernsten der Riviera. Zwei Stents und zwei Ruhetage später war sie wider bei mir, und zu unserem Glück übernahm eine Deutsche Ärztin in Porto Maurizio die Nachsorge. Die schloss meine in Berlin geborene Frau wegen ihres Berlinerns sofort in ihr Herz: "Akzeptian se det - se sind nun ne Herzpatientin. Sonst sin sie Neese!"
Wenn jemand mal ein vorrangiges Argument für das Funktionieren des Europäischen Gedankens braucht, muss er hier nun nur mit seiner Gesundheitskarte zum Arzt gehen.
Weil unsere liebe Dottoressa Q in ihren längst überaus verdienten Ruhestand gegangen ist, war ich im vergangenen Jahr bei der Nachbestellung für mich lebenswichtiger Medikamente noch zögerlich. Deshalb ging ich mit meiner Verschreibungs-Liste samt ihrem QR-Code direkt zu unserem Apotheker. Ich bekam alles anstandslos, musste aber später die Rechnung bei der Krankenkasse in Deutschland einreichen, was der gar nicht gefiel.
Wozu hätten wir denn schließlich unsere in ganz Europa geltende Gesundheitskarte???
Jetzt haben wir wieder eine deutschstämmige Ärztin über das Internet ausfindig gemacht, die sogar einmal in der Woche in unserem Tal-Ort praktiziert. Ruckzuck hatte ich meine Rezepte, und die Zuzahlung war sogar nur halb so hoch wie in unserer Münchner Apotheke. Was für ein Segen - im Vergleich zu früher - ist diese Gesundheitskarte. Allerdings leben wir nun in einer Zeit der Daten-Sicherung. Wer seine Termin-Anfrage über das allgemeine Ärzte-Portal eingibt, darf sich nicht wundern, wenn beim ersten Tippen seine kompletten Personal-Daten automatisch erscheinen. So ist es eben - das zunehmend digitalisierte Gesundheitswesen. Hauptsache man ist dann in der Praxis nicht nur irgendeine Nummer...
Freitag, 10. September 2021
Zweierlei Hitze
Im Sommer 2021 wurde in Deutschland eine durchschnittliche Sonnenscheindauer von 615 Stunden gemessen. Am häufigsten zeigte sich die Sonne hierzulande im Jahr 2021 in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin, während Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Niedersachsen die sonnenscheinärmsten Bundesländer waren. Quelle Statista
Hier zum Vergleich die italienische Statistik des Sommers 2021:http://www.meteolampo.it/index.php?option=com_content&view=article&id=120&Itemid=55
Natürlich gucke ich - wenn ich auf der Burg bin - auch beinahe täglich auf das Wetter in der Heimat, um einen persönlichen Vergleich zu haben. Dabei gewinnt der gefühlte Eindruck immer mehr die Oberhand, denn der Wetterwechsel hat hier in den letzten drei Monaten nicht wirklich stattgefunden.
Während die Aufzeichnungen aus Deutschland den Eindruck vermittelten, dass der permanente, unmittelbare Wechsel zwischen abkühlenden Regentagen und schwülheißen Temperaturen über 30 Grad gewissermaßen zur Regel wurden, hat es über der Burg nur zwei oder drei Gewitter mit richtigen Regengüssen gegeben. Ansonsten gab es nur kurzen Sonnenregen bei immer währenden Temperaturen zwischen 26 und 30 Grad. Lediglich im Juli waren einige wenige Nächte zu heiß für entspannten Schlaf.
Gewitter - wie hier vor unserer Küste bauen sich mitunter - quasi unvorhersehbar - innerhalb weniger Minuten auf Quelle: riviera24.it |
Im virtuellen Vergleich ist also heuer das eingetreten, was Meteorologen schon lange prophezeien: Nördlich der Alpen wird der Sommer immer wärmer, führt aber auch durch die Temperatur-Stürze gegenwärtig zu immer heftigeren Unwettern, die Überschwemmungen von nie gekannten, zerstörerischen Ausmaßen verursachen...
Eines der Gewitter, die im Juni über der ligurischen Hauptstadt tobten: Quelle: MR24 |
Meine Frau und ich sind dankbar, dass wir das heimische "Killer-Wetter" hier fernab aller Inzidenzen und Pandemie-Ängste ziemlich angenehm aussitzen konnten. Deshalb haben wir uns auch entschlossen wieder bis Ende Oktober zu bleiben - so sich die Langzeit-Prognosen für den italienischen Herbst erfüllen.
Mittwoch, 8. September 2021
Haus und Hund
Es ist genau zwei Jahrzehnte her, dass ein Hund hier durch unser Haus tobte. Für unseren Airedale-Terrier "Papageno" war das damals der erste und letzte Mal, dass er durch die alten Gassen streifen konnte. Er war da schon 13, und die Krankheit, an der er starb nagte schon in seinem Inneren. Als er dann in Abwesenheit von uns starb, war das für die ganze Familie ein traumatisches Erlebnis.
Wenn er nicht gerade auf Wanderschaft war, hatte er er es gerne gemütlich: Papageno im Jahr 2000 |
Im Schoss der Familie angekommen. Chewy der Schmuser |
Stilvoll Promenieren mit der Hipster-Family |
Da er schon in der Hundeschule und sehr gelehrig ist, lässt er sich bei weitem besser Zügeln als der unerzogene aber auch unvergessene Freigänger vor zwanzig Jahren. Für 14 Tagen zeigt er uns allen hier auf der Burg, wie sehr wir ein vierbeiniges Familien-Mitglied doch vermisst haben. Hoffentlich überlebt er uns, denn durch seine morgendlichen Nasen-Stupser wenn ich noch im Bett liege, hat er schon einen festen Platz in meinem Herzen...
Montag, 6. September 2021
Doofes Dirty Dancing
Der Film "Dirty Dancing"aus dem Jahr 1987 hat zweifelsfrei einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Patrick Swayze und Jennifer Grey tanzten dabei aus meiner Sicht unwesentlich dirtier als John Travolta genau ein Jahrzehnt früher in "Saturday Night Fever". Beide Filme überzeugten aber nachhaltig durch ihre Titelsongs, die bis heute gut anzuhören sind.
Was mich jedoch immer wieder verblüfft, ist der Umstand, dass eine der blödsten Szenen bis heute präsent und ein Must Know geworden ist"Ich habe eine Wassermelone getragen..."
https://www.youtube.com/watch?v=lFsn9dwkZXQ
Es wird sogar immer beliebter, sie heute als GIF an wenig Sinn gebende Botschaften zu hängen. Das bringt mich zum eigentlichen Thema von heute:
Cesare, der emsige Gärtner hat hier mit seiner Schweizer Lebensgefährtin dafür gesorgt, dass wir je nach Reife-Zeit in diesem Sommer eine vielseitigere Melonen-Verkostung hatten, als wir es ansonsten von den Supermärkten der Gegend gewohnt sind. Die Kennen nämlich nur drei Sorten: die Wassermelone, die gelbe footballförmige Honigmelone und die fast runde Netzmelone. Es gab tatsächlich Sorten, die ich vorher weder gesehen, geschweige denn geschmeckt hatte. Auch hier auf dem Bild von Amazon sind die nicht drauf. Vermutlich weil sie geerntet nicht lange halten und sie genau zum Zeitpunkt der Ernte verputzen wwerden müssen. Wieder ein Burg-Privileg, das wir durchaus zu schätzen wissen.
Jetzt gerade ist allerdings die bekannten italienischen Wassermelonen dran. Vor zwei Tagen musste Cesare für zwei Exemplare immerhin einen Schubkarren zum Transport über die Piazza bemühen. Das für die gestern eintreffende Familie bestellte Exemplar musste daher schon erheblich kleiner ausfallen, wenn wir auch noch etwas anderes zu Abend essen wollten. Meine Fürsorgliche machte am Vorabend dennoch einen kurzen Versuch, sie vom Boden zu heben. Dann bat sie aber mich- wohl mit Hintergedanken ein Foto zu machen: "Kannst du die bitte zum Cantina-Kühlschrank hinunter tragen..."Ich machte dann nach dem geglückten Balancieren die Gasse hinunter ein möglichst entgeistertes Gesicht wie Jennifer Grey und sprach sie tatsächlich aus - die ewigen worte:
"Ich habe eine Wassermelone getragen."
Allerdings habe ich beim Hinuntergehen nicht "The Time of My Life" gesummt, sondern der aktuellen Hitparade folgend den nervigen Refrain des Harry-Styles-Songs "Watermelon Sugar" geträllert:
Ich habe sie aber nicht für mich, sondern für die Familie getragen. Von den rund zehn Kilo darf ich so gut wie nichts essen |
Tastes like strawberries
On a summer evenin'
And it sounds just like a song
I want more berries…
Botanisch gesehen ist das Riesending tatsächlich eine Beere, eine sogenannte Schießfrucht.
https://www.youtube.com/watch?v=E07s5ZYygMg
Freitag, 3. September 2021
La regina di Chiusanico
Gut, dass ich da meinen Blog habe, den mittlerweile meine italienischen Nachbarn auch lesen, indem sie auf den Übersetzer klicken. Allerdings ist der auch nicht immer in der Lage meinen Sarkasmus wahr zu nehmen - und schon gar nicht meine Ironie:
Natürlich ist Italien eine Demokratie - selbst wenn mitunter ganz schön mit ihr umgesprungen wird. Und natürlich wird auch auf kommunaler Ebene in den vorgeschriebenen Abständen gewählt, obwohl vor allem in der Gemeinde, in der ich seit zwei Jahrzehnten zu Gast bin, die "Ballance of Power" wie einst zwischen Don Camillo (Himmel) und Bürgermeister Pepone (kommunistische Hölle) längst nicht mehr gegeben ist. Hier werden überwiegend Berlusconis "Forza Italia" oder noch schlimmer die "Fratelli d'Italia" gewählt, seit es Giulio Andreottis Schurken-Partei die "Democrazia Cristiana" so nicht mehr gibt.
Da wird hier unterhalb der Burg jedenfalls - trotz des anhaltenden Mangels an Kandidaten - immerhin noch kräftig durch gemischt. Aber der Wechsel im Amt des Sindacos hat auf das "bene essere" der Gemeinde für uns Ausländer nicht unbedingt spürbare Auswirkungen gehabt. Das liegt aus meiner Sicht daran, dass der Bürgermeister/innen-Stuhl nicht unbedingt von Leuten mit Kompetenz, sondern eher von Leuten mit eher bekannten Namen von mehr Geltungssucht als Führungswillen besetzt wird. Repräsentation war denen offensichtlich stets wichtiger als Administration.
Das bringt mich dazu, endlich einmal die einzig permanente und konstante Kraft des kommunalen Unfriedens zu würdigen: die Gemeinde-Sekretärin des Capo Luogo. Die Bürgermeister/Innen mögen wechseln - sie nicht. Und weil sie dadurch natürlich mehr weiß als ihr jeweiliger Chef oder eine Chefin führt sie ihr Amt nicht selten an der Grenze zum Macht-Missbrauch.
Weil ich bei unserem halben Dutzend Begegnungen jedesmal wegen ihres Unwillens zu Helfen und ihres unverholenen Hasses auf uns ausländische Hausbesitzer auf der Burg mit ihr aneinander geraten bin, habe ich bei dem aktuellen Schildbürger-Streich meine "Fürsorglichste" vorgeschickt. Die ist ja für Sanftmut bekannt. Meine beste Freundin hat mir nämlich zudem auch von der ausgeprägten Männerfeindlichkeit der "Dottoressa" berichtet. Was mich in Erinnerung an ihre früher in knappen Blusen oft zur Schau gestellten Auslagen, dann doch einigermaßen überrascht hat...
Der Gemeinde-Terror begann eigentlich damit, dass uns erst vor kurzem auf dem normalen Postweg eine Wasser-Rechnung aus dem Jahr 2019 erreicht hat. Mit der konnten wir absolut nichts anfangen. Dann tauchte gestern unser zum Sonder-Berater des Bürgermeisters in allen Burg-Fragen aufgestiegene, ehemals muntere Müllmann mit einem Klemmbrett auf, und gab den Befehl weiter, wir hätten binnen 24 Stunden unsere ausstehenden Rechnungen zu bezahlen, er anderenfalls gezwungen wäre, uns das Wasser abzudrehen.
Diesmal kam der Verdacht eines ausländerfeindlichen Aktes aber gar nicht erst auf, weil auch einheimische nicht permanent hier wohnende Hausbesitzer wie unser Hotelier aus Rom und seine vorübergehend hier hoch gezogene Mutter samt Ehemann der "Ausständigkeit" bezichtigt wurden. Letzerer fuhr dann gestern wohl wissend, dass er für die Ferienwohnungen alles ordnungsgemäß bezahlt hatte, extra nach Imperia hinunter, um die Belege zu holen. Allerdings schaffte er es nicht mehr bis Büroschluss der Gemeinde (13 Uhr)...
Meine Frau war schneller und wurde persönlich bei der "Dottoressa" vorstellig. Arrogant und pomadig wie immer fischte sie mit spitzen Fingern einen Einschreibe-Brief aus einem Stapel. Der konnte uns im März natürlich nicht zugestellt werden. Trotz der chronisch knappen Gemeinde-Kasse war er aber mit über vier Euro Porto frankiert worden. Wohl gemerkt zwischen dem Palazzo Municipale und der Burg gibt es eine nicht allzu steile Treppe oder eine Straßenverbindung von nicht einmal einem Kilometer, die vom "Sonder-Berater" dreimal pro Woche mindestens benützt wird. Der hätte - genau wie seine giftige Vorgesetzte - wegen des geringen Müll-Aufkommens auch gewusst, welche der Hausbesitzer zur Zeit des Postversands nicht anwesend gewesen wären. Aber dann hätte man sie eben nicht schikanieren können.
Das ganze eskalierte natürlich, weil die "Fürsorglichste" ihren eben nur mit Speisekarten-Italienisch ausgestatteten Mund nicht halten konnte und sich nicht nur über diese Verschwendung, sondern auch die bürokratische Dummheit aufregte. Die ausständige Forderung stammte nämlich aus dem Jahr 2015. Wurde aber eben erstmals im März 2021 angemahnt. Ob es überhaupt je einen zeitnahen Rechnungs-Versandt mit normaler Post gab, ist also mehr als fraglich. Der Verdacht liegt nahe, dass die Gemeinde das regelrecht verpennt hat.
Aber die "Regina di Chiusanico" - die Königin, wie wir sie fürderhin natürlich im Appellativ ansprechen werden, ging gar nicht auf die Einlassungen meiner Frau ein, sondern machte nur ein Geräusch, das nach "Schnipp,Schnapp" klang und von einer Scheren-Geste mit Zeige- und Mittelfinger begleitet wurde, damit die Doofe auch kapiert, dass es keine Gnade für die Sperrung des Wassers gäbe.
Daran potenzierte sich der "Dorf-Funk". Unser ja ebenfalls betroffener Nachbar, der meine besten Freundin auf der Treppe traf, berichtete ihr brühwarm von einem heftigen Streit zwischen den beiden Damen. Darauf rief Petronella ihrem neapolitanischen Temperament freien Lauf lassend direkt den Bürgermeister an. Was denn das für eine Art sei, mit den Bürgern der Gemeinde umzuspringen, wo doch der Fehler eindeutig bei der Verwaltung läge? Der Bürgermeister wiegelte in die Defensive gedrängt ab, weil er offensichtlich von der Aktion gar nichts wusste.Er meinte nur, der Fulvio sei doch so ein netter Kerl, der hätte das Wasser nie und nimmer so schnell abgestellt...
Meine Frau konnte die 34 Euro ein paar Minuten später noch auf der Post begleichen. Mann und Sohn von "La Perla" überwiesen unter dem aufgebauten Druck beide für beide... Mals sehen, wann sie das Panik-Geld zurück erstattet bekommen? Wir haben von 2019 bis heute vergeblich auf eine Rückzahlung eines versehentlich zweimal überwiesenen Betrags gewartet.
Aber was soll man schon von der Service-Bereitschaft einer Gemeinde erwarten, die aktuell Arbeiten an unserem Parkplatz in Auftrag gegeben hat und ihn just in dem Moment sperren ließ, da er am meisten gebraucht wird: Eine Rücksichtslosigkeit vor allem gegenüber den betagten Steuerzahlern, die hier oben nur motorisiert zurecht kommen. Genau die haben den derzeitigen Bürgermeister - mit Unterbrechungen zwar - zuvor schon dreimal wieder gewählt. Hoffentlich erinnern sie sich bei der nächsten Kommunal-Wahl an dessen Administration!
Mittwoch, 1. September 2021
Requiem
Cesare, der Lebensgefährte von unserer Schweizer Freundin und mittlerweile auch uns ans Herz gewachsen, macht sich fürchterliche Vorwürfe, dass er Uli gebeten hatte, während der Abwesenheit des Paares im Orto nach seinen Hühnern zu schauen. Uli ist, als er für das Feder-Vieh besonders leckeren Salat pflücken wollte, über eine Mauer abgestürzt und hat sich dabei mitten im Unwegsamen tödliche Verletzungen zugezogen...
Obwohl Cesare kein Kirchgänger ist, und Uli und seine Doris eher nicht an Gott glaubten, ließ er es sich nicht nehmen, unserem Freund ein Requiem auszurichten. Dass er nicht nur in der Abwesenheit unseres eigentlichen Pfarrers einen Ersatz-Gottesmann aufgetrieben hat, sondern dass zu diesem Anlass auch wieder einmal unsere älteste Kirche, Santa Anna, für dieses Requiem aufgesperrt wurde, zeigt wie wichtig ihm vorgestern dieser Anlass war.
"Ich bin doch Christ!", meinte er nur lapidar zu seinen Beweggründen...
Szene aus "Amadeus" von 1984 |
Wie immer, wenn ich mich zu so einem Anlass in eine Kirche zwinge, oder von meiner katholischen Frau dazu genötigt werde, packt mich das Ritual. Aber vermutlich auf andere Weise wie die übrigen Trauergäste. Dann habe ich zu Requiem - Mozarts letzter Komposition - eine im Film dramatisch umgesetzte Rivalität zu Salieri vor dem inneren Auge.
https://www.youtube.com/watch?v=Dp2SJN4UiE4 Mozart war ja kein verkanntes Genie, sondern eher ein leichtsinniges, leichtlebiges. Uli hingegen schuf quasi in dieser Abgeschiedenheit hier Grafiken, Gemälde und Skulpturen von einer Qualität, der ich ein größeres Publikum und mehr Anerkennung zu Lebzeiten gewünscht hätte.
Uli Kreh: Schutz-Vogel |
Beim Ritual mit Oblate und Wein habe ich leise das Kirchlein verlassen. So weit reicht dann bei meinen eigenen, einschneidenden Erlebnissen mit diesem kirchlichen Brauch während meiner Konfirmation und dem mit ihr herbei geführten Ende meiner Gläubigkeit, die Toleranz eben doch nicht.
Ich setzte mich friedlich auf die Bank im Schatten und stellte mir vor, wie Ugo der Bewahrer sich über dieses Requiem in Santa Anna gefreut hätte. Schließlich hatte der im vergangenen Winter verstorbene Mäzen erheblichen Anteil an der Renovierung der mehrere hundert Jahre alten Kirche. Ich sah in meiner Phantasie sein gleichzeitig gütiges aber auch verschmitztes Lächeln.
Uli Kreh: Meerjungfrau - gefasste Skulptur aus Oliven-Holz |
Vielleicht kann ich ja Doris - wenn sie etwas Abstand gewonnen hat - dazu bewegen, in der auch von Ugo initiierten Bibliothek hier oben eine Ausstellung von Ulis Werken anzuregen. Zwar un tedesco, so war er doch gewisser Maßen auch ein lokaler Künstler...
Montag, 30. August 2021
Weniger Meer
In diesen heißen Tagen, an denen alle zum Meer hinunter streben fällt die Bilanz zwischen mir und den Meeren dieser Welt nicht ausgeglichen aus. Das hängt nicht damit zusammen, dass ich wegen meiner Erkrankungen nicht mehr schwimmen und nicht mal am Strand hinein gehen darf, sondern dass meine Liebe zu ihm oder ihnen in ihrer Gesamtheit nicht derart erwidert wurde, dass ich heute meinen Frieden mit ihnen machen könnte.
Ich war zumindest an den Gestaden aller Ozeane. Die meisten - bis auf die Polar-Meere - habe ich sogar befahren, bin in ihnen geschwommen und getaucht. Ausgerechnet das Mittelmeer jedoch ist mir aus meiner Sicht so viel schuldig geblieben, dass er mir heute schwer fällt. mich länger in seiner unmittelbaren Nähe aufzuhalten. Dabei kam mir ja das "Mare-Monti-Konzept" hier in Ligurien letztlich als bester Alters-Kompromiss vor, denn eigentlich war ich ja seit meiner Jugend ein überzeugter "Atlantik-Mann".
Es ist jetzt schon ein paar Jahre her, dass ich mein kleines Fischer-Boot verkaufen musste, weil ich nicht mehr alleine hinaus fahren wolltte, und alle mir lieb gewordenen Mitfahrer verstorben waren. Beinahe zwei Jahrzehnte hatte es mir einzigartige Glücksgefühle von Einsamkeit und Freiheit vermittelt. Ob ich etwas fing, war dabei nebensächlich. Südlich war der Horizont, nördlich die auf Mini-Spielzeug-Größe geschrumpfte Küste mit den manchmal noch verschneiten Bergen dahinter. Ich lernte die Farbe des Wassers zu lesen und erfuhr im Sinne des Wortes, wie ich mit diesem kleinen Gefährt Wellen meistern konnte, die größer waren. Nur zweimal geriet ich dabei in Gefahr, weil ich die Schnelligkeit eines heran stürmenden Unwetters noch nicht einschätzen konnte. Bei den Rasanten Wetter-Wechseln im Klimawandel von heute wäre ich vermutlich untergegangen.Als hätte ich etwas erahnt, wollte ich meine Liebe zum Meer schon früh mit Phantasie zu fassen bekommen. Und wagte ich etwas, das Außenstehende vermutlich für Größenwahn halten:
Unter dem Titel "Der Mann vom Meer" begann ich, mir eine symphonische Dichtung auszudenken und nieder zu schreiben. Sie wird wohl unvollendet bleiben, obwohl der Handlungs-Ablauf, Texte aller Lieder ausgedruckt und alle Melodien samt Intermezzi fest in meinem Gehirn verankert sind. Leider habe ich in meinem Eifer nicht bedacht, dass meine Teilnahme am Musikunterricht derart unaufmerksam war, dass ich weder Noten lesen noch zu Papier bringen kann. Für meine "gute Note" konnte ich mich da stets auf meinen Bariton verlassen, der sowohl solo als auch im Schul-Chor sehr gefragt war und auch benötigt wurde...
So wird die Welt wohl davor bewahrt, sich das anhören zu müssen. Ich hatte immer davon geträumt, dass mein musikalisch multitalentierter Singer-Songwriter-Sohn, das mal so umsetzen würde, dass wir hier auf der Piazza in einer Multimedia-Schau mit seiner Folk-Rockband beim Zusammenspiel mit einem Klassik-Quartett die Premiere hätten durchziehen können...
Tempus fugit, und so ist auch "immer weniger Meer in mir". Vielleicht finden sich ja unter meinen Leserinnen und Lesern doch noch in Kompositions-Lehre Fortgeschrittene, denen ein Thema fehlt. Allerdings kann ich nur freie Unterkunft und Verpflegung anbieten.