Das mit Adam und Eva aus der Bibel ist im
Prinzip eine Parabel darüber, dass der Mensch immer wieder Schwierigkeiten haben wird, mit dem
zufrieden zu sein, was er hat.
Auf der anderen Seite – also jenseits des Gartens
Eden – gibt es aber auch ohne die einschlägigen Eigenschaften vom Baum der
Erkenntnis Entwicklungen, die jene nicht verpassen sollten, die fest daran
glauben, dass Veränderungen auch etwas bewirken könnten...
Am vergangenen Sonntag, waren wir mit Paula
und Paul in der Nähe vom Nava-Pass in dem Örtchen Cosio D’Aroscia.
Dort findet jeweils am dritten Wochenende im Juli die Fiera delle Erbe
statt, aber das wussten wir eigentlich nicht. Wir hatten den Tipp bekommen, mal
bei Da Maria so einem ligurischen Dauer-Gelage beizuwohnen: Gefühlte 20
Gänge (irgendwann zählt man einfach nicht mehr mit), ordentliche Hausweine in
Rot und Weiß, Mineral- oder Brunnenwasser, Kaffee, Grappa und Limoncello – tutto
compreso für 25 Euro pro Nase. Da kann
über ein, zwei Speisen, die dem teutonischen Gaumen nicht so mundeten,
absolut hinweg gesehen werden. Die Fahrt hätte sich also in jedem Fall gelohnt.
Aber durch die Fiera war der malerische
Ort nicht nur herausgeputzt und in Festtagslaune, sondern bot auch ein
reichhaltiges Programm. Da hat es natürlich nicht geschadet, dass das schmucke
Stadtbild wie eine kostbare Brosche - bedingt durch das regenreiche Frühjahr –
im geradezu explodierenden Grün der steilen Bergflanken prangte.
Die Besucher wurden mit angebrachten Pfeilen durch
den Ort gelenkt, der in der Zeit der Ottonen im frühen Mittelalter bereits
erstmals erwähnt wurde. Es spielte sogar ein Wander-Trio Musik aus jener Zeit,
während Kids auf einer anderen Piazza live Gruppen-Disco-Dance übten.
Dazwischen gab es Stände zum Verkosten oder liebevoll gestaltete Stationen aus
der alten Handwerkszeit.
Paul, der selber einmal einen Handwerksbetrieb
gehabt hat, schwärmte aber vor allem von der handwerklichen Liebe zum Detail
bei der Ausgestaltung des Ortes: Die Bepflasterung zwischen den historischen
Gemäuern war ohne Makel. Brunnen waren nicht einfach aufgeschraubte
Wasserhähne, sondern mit alten Armaturen verschönert worden. Und wenn es
zwischen den liebevoll restaurierten Gebäuden doch mal einen Leerstand gab,
fiel er nicht sonderlich auf, weil eben keine Bretter-Verschalungen oder
Plastik-Folien die Atmosphäre verschandelten. Kaum zu glauben, dass dieser Ort
zweimal komplett zerstört und auch schon mal in der Gegenwart quasi aufgegeben
war...
Uns wurde versichert, Cosio D’Aroscia
atme nicht nur an Festtagen volles Leben, weil die Einheimischen aber auch die
überwiegend aus Italien Zugezogenen sich engagiert um den Ort kümmerten.
Als wir heim in unseren Borgo kamen,
fielen uns als erstes die verrottete Böden unserer Gassen auf. Auch wir haben
schön restaurierte Häuser, aber dazwischen eben ruinenhafte Leerstände mit
zugenagelten Fensterhöhlen, an die wir uns (leider) gewöhnt haben. In Zeiten
der Krise gibt es wenig Hoffnung, dass sich daran so bald etwas ändern wird, weil
die Struktur in unserem Borgo eben eine andere ist. Wir sind zwar nahe
am Meer, aber bieten keine wirkliche Alternative zum Strandleben, während auf
Höhe des Nava-Passes tatsächlich so eine Art gebirgige Sommer-Frische
stattfindet.
Paul und Paula sind - wie die meisten anderen
ausländischen Hausbesitzer höchstens zweieinhalb Monate hier, auch die
Zweitbeste und ich bringen es ja selten auf mehr als sieben Monate. Die Einheimischen aber auch die neuen Burg-Geister sind alle
bereits im fortgeschrittenen Alter. Kinder und Jugendliche gibt es - selbst im Capo
Luogo kaum. Dennoch hat die Gemeinde – wohl für eine andere Zukunft – dort
zwei große Sportplätze anlegen lassen, auf
denen niemand spielt und die sich die Natur beginnt, mit Kohorten
massivem Unkrautes zurück zu erobern...
In Zukunft wird der Linienbus nach einem
Fahrplan verkehren, der die 12 Kilometer in die Stadt hinunter zu einer
Halbtages-Reise macht. Von den ehrgeizigen Kultur-Plänen unserer schönen
Bürgermeisterin ist jetzt – in Zeiten des
elektronischen Umbruchs am Buchmarkt
- die Idee geblieben, im ehemaligen Kinder-Asyl eine Bibliothek zu
eröffnen; für wen, und durch wen geführt?
Seht Ihr! So schnell gerät einer in
Versuchung, sich über ein einzigartiges Paradies Gedanken zu machen, die einen
leicht über Vertreibung nachdenken ließen. Sind wir doch zufrieden, dass wir
noch die Möglichkeit haben, etwas zu ändern...
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