Freitag, 14. Juni 2024

In Erklärungsnot

 Als einer, der seit einem Vierteljahrhundert seinen Zweitwohnsitz in Italien hat, treibt mich eine Woche später das Ergebnis der Europawahl  immer noch um. Ich bin ja nicht so naiv, zu glauben, dass Äußerungen und Interpretationen von Politikern von dem Willen zur Wahrheit geprägt werden. Es geht vielmehr darum, dem politischen Gegner - wenn er Verluste hat hinnehmen müssen - noch schädigender ans Bein zu pinkeln.

Wenn ein ministerieller Totalversager wie Jens Spahn aber schon Stunden nach der Wahl öffentlich rechtlich verkünden darf, die Ampel sei abgewählt und das Erstarken der AfD sei allein Schuld des Kanzlers, geht das meiner Ansicht nach zu weit. Hat denn er Gesundheits-Reform-Verzögerer denn total vergessen, dass es schon unter seiner Kanzlerin hieß "Merkel muss weg", und hält er uns Mitdenkende für blöd, wenn er behauptet, die Ampel sei bei der Europawahl (!) abgewählt worden. Sie hat zurecht einen Denkzettel für Unvermittelbares bekommen, aber Rechnerisch liegt sie in Europa (!) gleichauf mit den Christlichsozialen. Sollten die aber nicht vor allen das Achte Gebot respektieren, nicht falsch Zeugnis zu reden wider Deinen Nächsten?

Und wenn Olaf Scholz in der Verantwortung für den Rechtsruck wäre. Wie sehr sind es dann seine europäischen Mitregenten in ihren Ländern, denn mit Ausnahme von Polen haben die Populisten und Ultrarechten doch wesentlich kräftiger zugelegt als die AfD in Deutschland. Hält sich da ein zutiefst nationalistischer Kanzler-Kandidat Marcus Söder (Slogan: Für ein starkes Bayern in Europa) womöglich ein Törchen in der "Brandmauer" zur AfD frei? Wer solche Narrative einstudiert herunterleiert wie der ehemalige Gesundheitsminister, trägt doch auch eine Mitschuld, wenn er den Kanon des "gemeinsam gegen Rechts" mit solchen "Analysen" schwächt.

Quelle: tagesschau.de
Was, wenn Schneewittches böse Stiefmutter zum Zünglein an  der Waage wird?

Ich sage voraus, dass gegen ein weiteres Erstarken des Nationalismus in ganz Europa nur Koalitionen der Gemäßigten helfen.

Denn Meloni und Le Pen haben mit ihren "Charme-Offensiven" längst eine Verkleidung gefunden, die sie zu reißenden Wölfinnen im Schafsfell machen, die tumbe Lämmer gar nicht erst zur Schlachtbank führen, sondern einfach verschlingen.

Mal sehen, was die Gastgeberin des G7-Gipfels so alles an gefährlicher Saat säht, gegen die dann auch kein Glyphosat mehr hilft.  In Europa Kreide gurgeln, aber daheim eine "mussolinische" Staatsmacht etablieren. Auch das hatten wir schon einmal.

Quelle: Luxemburger Wort
Giogia Melon: Mit dem kralligen Charme einer Schmusekatze

1 Kommentar:

  1. Zum Thema Jens Spahn, wie besprochen:
    https://fragdenstaat.de/anfrage/untersuchung-bei-frauenarztin/

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