Mittwoch, 25. August 2021

Baustelle

Vom 11. bis 24. August gab es in Ligurien 2219 Neu-Infektionen und zwei Todesfälle. Trotz seiner Nähe zu den benachbarten Französischen Höchstrisiko-Provinzen rangiert es damit konstant im untersten Drittel der Italienischen Corona-Liga, obwohl es ja von seinen Hafenstädten aus wichtige Fährverbindungen zum westlichen Mittelmeer hat... Ungebrochen ist hier tatsächlich die Disziplin beim Maskentragen  und Abstandhalten. Alle Nachbarn sind doppelt geimpft und so erwarten wir das auch von den Ferien-Gästen.

Dass Italien dennoch mal wieder - wie es in meiner Kindheit hieß - am offenen Grab tanzt, ist seiner auf viel Kleinklein und Individualismus aufgebauten Infrastruktur geschuldet. Am besten ist das an dem zweimal pro Woche stattfindenden Markt zu erkennen, der nach meinem Empfinden währende der Pandemie und den Lockdowns komplett seinen Charme verloren hat und dabei noch zu den wenigen Zonen gehört, in denen  offensichtlich mehr Risiko eingegangen wird.

Bei dem seit zwei Monaten anhaltenden, schönen und warmen Wetter konnte die Gastronomie aufholen, und der Einzelhandel, so er überlebt hat, brummt auch wieder. An der Piazza Dante flanieren sie wie eh und je, und der Badebetrieb an den Stränden ist - wie die 24-Stunden Feeds der Webcams zeigen - für die Hochsaison eher moderat.

Unsere politisch interessierten italienischen Nachbarn, die auf den Macher Mario Draghi setzen, schielen natürlich nach Deutschland und die Wahl am Ende der hier nie besonders geschätzten Merkel-Ära. Es ist kein Geheimnis, dass der Ministerpräsident der angeordneten Technokraten-Regierung gerne einen technokratischen Partner als Deutschen Bundeskanzler hätte. Sein Verhältnis zum SPD-Kandidaten Olaf Scholz basiert auf fachlicher Akzeptanz und europapolitischen Konsens, und mittlerweile hat sich Himmelstürmer Emmanuel Macron von der Pandemie derart die Flügel sturzen lassen, dass er wieder als Bank für eine zweite Amtszeit nach Frankreichs Wahl im Frühjahr 2022 gilt.

Ginge es allein um Europa, wäre ein derartiges Trio für die Baustellen der EU wohl ein gutes Rescue-Team:
Der 74jährige Draghi, der 63jährige Scholz und der 43jährige Macron, wären von der Mischung der Temperamente und den Kenntnissen im Finanzwesen welche, die Europa von der enormen Schuldenlast in eine Zukunft ohne Überhandnahmen des Einbahn-Kapitalismus führen könnten.

Aber ob das die nationalistisch ausgeschaufelten Klein-Baustellen überhaupt zulassen?

Die vielen kleinen Baustellen, das Aufreißen und das dann liegen Lassen
könnte die Europäische Erholung mit Halteverboten bremsen..




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