Aquarell: Claus Deutelmoser |
Am vergangenen Freitag servierte sie uns den von mir gar nicht mal so geschätzten ligurischen Casareccia-Klassiker "Polpo con Patate". In einer Perfektion, wie ich ihn zuvor noch nie gegessen hatte. Das heißt wohl, dass sie sich jetzt auch als Köchin von solchen Gerichten dem Olymp nähert.
Irgend etwas hat sie gegenüber ihrer bislang recht ordentlichen Variante noch einmal verbessert. Mir jedenfalls ist es noch nie gelungen, den Kraken so geschmeidig weich zu bekommen, obwohl ich es aus Verzweiflung schon einmal mit Tipps aus der Japanischen Internet-Serie "Cooking with Dog" https://www.youtube.com/watch?v=hUfc_3OErYw versucht hatte. Und noch etwas fiel (nicht) auf: Obwohl wir wegen des Sturms alle Fenster schließen mussten, roch es im Haus kaum.
Bei acht "Achselhöhlen" hätte der Oktopus einen ganz schönen Bedarf an einem Deo, das ihn nicht im Stich ließe Quelle: crustanova.com |
Deshalb witzelte ich, als wir uns an den Tisch setzten. ob sie vielleicht ein Deo für Oktopoden entwickelt habe. Molusken müffeln einfach. Egal ob frisch oder aufgetaut aus dem Tiefkühl-Regal. Wir haben den Purismus für Frische bei denen längst aufgegeben, seit wir die Tiere portionsgerecht (ca.800 g) und geputzt gefroren kaufen. Das setzt uns auch beim Zeitpunkt seiner Zubereitung nicht unter Zugzwang.
Meine Frau hat also mit großer Muße diesmal alle klassischen Zutaten als Hauptgericht für zwei Personen separat gekocht und schließlich in einer großen flachen Pfanne mit unserem Olivenöl bei kleiner Hitze zusammengeführt:
500 g junge Kartoffeln geschält und gewürfelt in Salzwasser knackig gegart
Den Polpo 45 Minuten mit ein paar Kräutern auf keinen Fall kochen, sondern unterm Siedepunkt bei geschlossenem Deckel simmen lassen, abgießen und dann gleich noch im lauwarmen Zustand würfeln - dann Deckel wieder drauf. Das minimiert tatsächlich die Geruchsentwicklung
300 g Bohnen garen, bis sie beim Biss-Test noch leicht quietschen, abgießen und nötigenfalls halbieren
Diese Vorgänge kann man gut zwischendurch vorweg machen, so dass die eigentliche Zubereitung letztlich kaum fünf Minuten dauert:
Alle Würfel und Schnippel dann flach im Olivenöl verteilen. eine Handvoll gehackte Petersilie hinzu geben und mit Salz und frisch gehacktem Peperoncino abschmecken. Das Öl muss so temperiert und bemessen sein, dass das Gericht glasig aber nicht matschig wird und es darf keinesfalls den Siedepunkt oder gar Brathitze erreichen.
Ein weiteren Schuss Öl kann ja jeder nach Gusto noch am Tisch drüber geben, da das Gericht auch tiepido - also lauwarm entzückt. Für meine Frau gehören in jedem Fall vor dem Genuss ein paar Spritzer Zitrone drüber. Ich bevorzuge hingegen den unverfälschten Geschmack der einzelnen Zutaten. Die Omas hier indes rühren traditionell gerne noch in der Pfanne zusätzlich ein zwei Esslöffel Pesto genovese unter.
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