Donnerstag, 29. Juli 2021

Ich bin keine beleidigte Leberwurst

Aus aktuellem Anlass und ausnahmsweise:

 Hörmann hat mit dem misslungenen Krisenmanagement erneut gezeigt, dass er weder für das Amt des DOSB-Präsidenten noch für das des Delegationsleiters in Tokio der richtige Mann ist."

Hajo Seppelt ARD

Vor 16 Jahren hat der Baustoff-Löwe Alfons Hörmann meiner 30 Jahre währenden Berater-Tätigkeit als  Berater beim Deutschen Skiverband ein rabiates Ende bereitet, indem er seinen neuen Gefolgsleuten sagte, ich genügte weder dem Stil nach noch im Auftrete den aktuellen Anforderungen. Vorausgegangen war ein Streit, weil ich mit meinem Team nicht quasi gratis die Öffentlichkeits-Arbeit für die anstehenden Nordischen Skiweltmeisterschaften in Oberstdorf machen wollte. Für die war nämlich kein klares Budget und Anforderungsprofil ausgewiesen. Die Veranstaltung war wegen der Schnee-Verhältnisse und dem Abschneiden der deutschen Athleten ein Riesen-Erfolg (für den Hörmann ja noch gar nichts konnte) aber hinterließ einen ziemlichen Schuldenberg (für den Hörmann allerdings etwas konnte).

Ehemalige Spitzensportler in der Verbandsführung sagten ihm sogar vor seiner Wahl auf den Kopf zu, mit seinem Diktatorischen Führungsstil sei er nicht wählbar. Ich machte in punkto auf die Weiterbeschäftigung von mir  allerdings den Fehler, da der Narzisst ja einer der größten Baustoff-Lieferanten für Dächer war, "er solle das halten wie ein Dachdecker"

Als DSV-Präsident scheiterte er, in der Folge, alte Sponsor- und TV-Verträge auf früherem Niveau abzuschließen, weil er dachte, er könne mit denen genauso umspringen wie mit seinem Personal im Verband und auf seinen Baustellen: hemdsärmelig, bei Reden eitel wie ein Pfau durch die Reihen schreitend, aber auch unglaublich machtgeil. So habe ich ihn eingeschätzt und auch gewusst, dass die Laufbahn des gut vernetzten CSU-Mannes als Sportfunktionär weder beim DSV noch beim  DOSB zu Ende gehen, sondern in die große Politik führen sollte.

Das bleibt der Sportpolitik so wohl erspart, aber wer weiß das schon bei der Klüngelei auf diesen Ebenen. Im Herbst jedenfalls entgeht er einer Demontage durch die Verbands-Oberen, indem er nicht mehr zur Wahl ansteht.

Ich war zu lange im Geschäft, um eine beleidigte Leberwurst zu sein, aber der "Fall" Alfons Hörmann bereitet mir eine späte Genugtuung.

Mittwoch, 28. Juli 2021

Späte Liebe

 Wer rechnet schon damit, dass die Frau, die es zwei Drittel unseres Lebens an meiner Seite ausgehalten hat, noch eine Romanze eingeht?

Pippo ist ein Nachbar und lebt eigentlich zusammen mit Don Coniglio in einer flotten Dreier-Beziehung bei der einstigen Trägerin buntester Jogging-Anzüge. Und wie ihr aus meinen Erzählungen wisst, ist die Dame im Umgang mit untreuen Alpha-Männchen nicht nur sehr bewandert, sondern auch wachsam. Deshalb wäre ich auch überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass Pippo sich an meine Frau ranmacht.

Sie hat wohl geglaubt, ich hörte ihr Liebes-Gesäusel nicht, das von der Piazza herauf durchs offene Fenster in meine Arbeitszimmer drang. So hat sie mich nämlich schon lange nicht mehr betütelt. Ich schlich mich ans Fenster, und da lag der gertenschlanke, geschmeidige Stenz mit seinen Ringel-Socken hingegossen zu ihren Füßen. Natürlich hat der geübte Fremdgeher mich sofort bemerkt und guckte, gar nicht ertappt, ungeniert zu mir herauf, um mich gleich wieder sich lässig an die Fürsorglichste ran scharwenzelnd als Rivalen zu ignorieren.

Als Hintergrund zu diesem Bild muss der Betrachter wissen, dass ich
meine Frau wegen ihrer Katzenhaar-Allergie schon mit angeschwollenem Gesicht nahe dem
Erstickungstod erlebt habe. Pippo, der deutlich sichtbar über Gene des früheren Piazza Gattos namens Lazaro verfügt (siehe auch Post "Von wegen armer Lazaro"), versucht also trotz seiner Jugend schon in dessen "Pfoten-Abdrücke" zu steigen. Dieser längst verstorbene, sexuell überaus aktive Zottel-Kater galt ja nicht zu Unrecht als Charles Bukowski der hiesigen Mäuse-Jäger...

Montag, 26. Juli 2021

Hauptsache die Geldmaschinen rattern

Wäre die Pandemie vielleicht weniger wüst verlaufen, wäre sie nicht in Zeiten wichtiger Wahlkämpfe ausgebrochen. Längst ist sie ein Politikum geworden, an denen sich Regierungen und Oppositionen mit immer neuen Maßnahmen und Gegenargumenten abarbeiten.

In den Vereinigten Staaten ist es jetzt nach der Trump-Nierderlage so weit gekommen, dass Impfen demokratisch und Impfen zu verweigern republikanisch ist. Hauptsache Biden scheitert mit seiner Zielvorgabe.

Was er auch macht, die Macht
der Dummheit, macht ihn hilflos
quelle: aerzteblatt.de

Hier in Italien isst es so, dass die Administration des früheren EZB-Präsidenten Draghi jetzt schon zeitig auf die Bremse tritt, um eine erneute Schädigung der Wirtschaft durch Lockdowns zu verhindern. Ab 6. August werden die vor kurzem beschlossenen Lockerungen erst einmal schrittweise zurück genommen. Nicht zuletzt vermutet man im Siegestaumel um die Europameisterschaft der Squadra einen Grund für den Anstieg der Fallzahlen.

In Ligurien hat es im Juli noch kaum ansteigende Zahlen gegeben, obwohl der Anstieg in der benachbarten Französischen Provinz Alpes Maritimes schon wieder Besorgnis erregend ist. Aber die eigentliche Hochsaison beginnt ja jetzt erst...

Das Problem ist der Impf-Stillstand in den Nationen, die eigentlich Vorbild für den Rest der Welt sein sollten. Immerhin gehen deshalb ihre so verursachten Überproduktionen schon mal nach Afrika.

Als gegen Polio die Impf-Pflicht
noch nicht infrage gestellt wurde
Quelle: stern.de
Die Franzosen haben gerade eine partielle Impfpflicht durchs  Parlament geboxt, während die Spitzen-Politiker bei uns wenige Wochen vor der Wahl dieses heiße Eisen lieber nicht anpacken und dabei Grundrechte vorschieben. Vielleicht täuscht mich da die Erinnerung an meine Kindheit, aber ich denke, es bestand eine gesetzlich Pflicht, dass Kinder gegen Kinderlähmung geimpft wurden. Von 1946 bis 1954 waren auch Impfungen gegen Diphtherie und Scharlach gesetzlich vorgeschrieben, Epidemien, die in den Nachkriegsjahren Deutschlands verheerend wüteten...

Wer es noch nicht kapiert hat: Wir befinden uns längst in einem Stellungskrieg gegen ein Virus, das immer noch gefährlicher mutieren kann. bevor die sogenannte Herden-Immunität erreicht wird.

Und gerade dann werden bei den dicht aufeinander lebenden Japanern, die nur gerade mal zu einem Drittel geimpft sind die Olympischen Spiele zwar unter Quarantäne-Bedingungen eröffnet. 

"The Games must go on!" Dieser Spruch von Avery Brndage nach dem Olympia-Attentat 1972 in München hat heute eine ganz andere Bedeutung. Die Spiele müssen weiter gehen, weil sonst die längst zu riesigen Geldmaschinen gewordenen sportlichen Großveranstaltungen wirtschaftlich implodieren würden.

Was zählen da schon die im kommenden Herbst garantiert wieder weltweit explodierenden Fallzahlen und Todesfälle im maskierten  Angesicht des Triumphes einiger weniger. Die am ehesten gesicherte Erkenntnis beim Anrollen der nächsten Corona-Wellen: Die Geldmaschinen rattern in jedem Fall munter weiter, nur haben die armen Infizierten und die Todesopfer nichts davon.

Olympia. ein Maskenball mit Spätfolgen?
quelle: rbb.de

Freitag, 23. Juli 2021

Das Eieruhren-Theorem


Am Ei scheiden sich trotz seiner eindeutigen Form weltweit die Geister. Und das hängt nicht nur mit der Frage zusammen, was zuerst da war: Das Huhn oder das Ei?
Ich gehöre zur Fraktion, die überzeugt ist, dass das Huhn zuerst da war und im Laufe der Evolution festgestellt hat, dass das lebend Gebären von fedrigem Nachwuchs mit Schnabel und Füßen nicht nur schmerzhaft, sondern auch auf Dauer zu unbequem war. Also kam es zu diesem Kalk-Container mit der geschmeidigen Form.

Seit es das Ei gibt, empfindet der Mensch diesen verpackten Embryo in gekochter oder gebratener Form als äußerst lecker  - es sei denn er ist Veganer der jetzigen Generation.


 Seit Eier unterschiedlich
groß gezüchtet werden,
ist die gute, alte
Eieruhr mit Quarzsand
 längst auch kein
Garant mehr 

In meiner Kindheit waren Frühstücks-Eier ein Luxus, den es nur sonntags gab, und bei der Lektüre von "Emil und die Detektive" lief mir jedes Mal das Wasser im Munde zusammen, wenn sich der Schurke auf der Restaurant-Terrasse "Eier im Glas" als etwas besonders servieren ließ. Ich weiß nicht mehr, wann das Ei bei mir seinen Sonderstatus verlor, aber es hing damit zusammen, dass Menschen meiner Umgebung mitunter an den Rand des Nerven-Zusammenbruchs gerieten, wenn das bestellte oder vom Partner fürsorglichst bereitete Ei von seiner Konsistenz her nicht den Erwartungen entsprach. Bei einem meiner Schwäger musste man sogar bereit sein, in Deckung zu gehen, denn der pfefferte es schon mal mit Schmackes durch die Gegend, wenn es ihm zu glibberig war...

Ob hart oder weich - diese Frage stellt sich bei uns schon lange nicht mehr: In München löffeln wir die Eier überwiegend weich, und hier schneiden wir sie hart aufs Brot. Was nur dann besonders Geschick verlangt, wenn es zu lange gekocht wurde und ein völlig bröckeliges Eigelb hat.

Ja, und da sind wir gleich mitten im Thema "Überraschungs-Ei": Denn die fürsorglichste aller Ehefrauen an meiner Seite will auch - wenn die Eier hart werden sollen - auf ihre lieb gewordene Eieruhr nicht verzichten. Die begleitet uns schon mehr als zwei Jahrzehnte aus der Auflösung unseres großen Haushalts in München.

Auch einer Leifheit-Eieruhr
schlägt mal das 
letzte Stündlein

Das zeitigt bei jedem Frühstück die bange Aussage: "Ich weiß nicht wie die Eier geworden sind. Die Uhr hat mal wieder nicht geklingelt..." Allenfalls brächte mich das in die Bredouille ob ich das Ei mit einem scharfen Schlag mittig halbiere oder pelle und in Scheiben auf mein "Kult-Brot" (Majonäse, feine Tomaten-Scheiben, Zwiebelringe, dann das Ei halbiert oder in Scheiben und schließlich Sardellen on top) lege. Aber so einfach komme ich nicht davon. Technische Dinge sind in unserer Ehe schließlich mein Ressort.

Seit meiner Kindheit bin ich ein leidenschaftlicher Manipulator von Dingen mit Federmotoren. Die Aufzieh-Loks meiner ersten Eisenbahnen tunte ich zum Beispiel derart als Kurzstrecken-Raser, dass sie bereits in der ersten Kurve von den Schienen flogen und ihre Dynamik schnell aushauchten wie ein auf dem Rücken liegender Maikäfer. Da wäre es doch gelacht, wenn ich diese - wie eine Muschel geschlossene Konstruktion (siehe rechts) nicht zum verlässlichen Funktionieren brächte...

Wiederholt zog ich unsere Eieruhr bis zum Anschlag bei  60 Minuten auf und stellte sie auf Eier-Kochzeit ein, und sie klingelte brav, wenn diese abgelaufen war. Die Fürsorglichste hat's halt nicht so mit der Technik.

Aber dann war bei mir die Pasta plötzlich Matsch, weil das Ding nicht geklingelt hat. Wo ich doch normalerweise sowieso die "Al-dente-Probe" mit meiner inneren Uhr und dem Holzlöffel mache. Wie ich also traurig in das morbide Nudel-Ergebnis guckte, sprang es mich förmlich an:

Das Eieruhren-Theorem:
Diese Eieruhr tickt doch eigentlich irgendwie im Rhythmus meiner letzten Jahre. Wäre mein Leben ab 60 jedesmal beschleunigt worden, indem ich es auf Anfang erneut aufgezogen hätte, kämen mir die 72+ unerreichbar vor. Mit dem Eieruhr-Theorem kann es mir aber fünf Minuten vor dem Ablaufen egal sein, wann und ob es überhaupt klingelt. - Ich hörte es ja sowieso nicht mehr...

Mittwoch, 21. Juli 2021

Ein Mord, der keiner war

Soll niemand glauben, dass in unserem verschlafenen Borgo nichts passiert, was wirklich für Aufregung sorgt:

Am Sonntag kam unsere schwäbische Nachbarin Diana und ihr Mann Udo über die Piazza gehastet und konnten vor Aufregung kaum sprechen. Sie hätten das Feuer unterhalb des Ortes gesehen. Da seien Menschen ums Leben gekommen. Details hätten sie vom Frantoio, der mutmaßte etwas von Mord oder gemeinschaftlichen Selbstmord. Jedenfalls seien zwei Menschen verbrannt.

Fakten und Beobachtungen verschmolzen innerhalb von wenigen Minuten mit schaurigen Vorstellungen, denn ein Hubschrauber hätte über dem Szenario gestanden, und sogar unser Bürgermeister Agnesi sei an Ort und Stelle erschienen. Gerüchte samt gruseliger Vorstellungen hielten sich den ganzen Sonntag lang. Dabei war das ganze durch den Polizeibericht wahrhaftige Drama bereits am Nachmittag im Netz.

So lief das vermeintliche Verbrechen aus Sicht der Feuerwehr ab:
Das Ehepaar aus Turin (sie 73, er  74)  kam wie jedes Jahr, um unter ihren Olivenbäumen das Kroppzeug zu entfernen, damit dann zur Erntezeit die Netze unter den Bäumen leichter zu verlegen sind. Und wie das hier leider üblich ist, fackelt man nicht lange und zündet den zusammen getragenen Haufen der Einfachheit halber gleich an. Alljährlich ist der leichtfertige Umgang mit dem Feuer hier Schuld an verheerenden Waldbränden (in diesem Blog nachzulesen). Obwohl es in der Nacht zuvor geregnet hatte, war die nach Süden ausgerichtete Fasche wohl schon wieder derart ausgedörrt, dass das Feuer die Signora, die ursprünglich von hier stammte und es eigentlich besser hätte wissen müssen, regelrecht ansprang. Ihre Kleider fingen dermaßen schnell Feuer, dass ihr zur Rettung herbei eilender Mann ebenfalls in Flammen aufging. Während die Frau nicht mehr zu retten war, flog der herbei gerufene Hubschrauber den Mann mit schwersten Verbrennungen zur Spezial-Klinik nach Genua.

Den folgenden Bericht von Riviera24.it habe ich mehrfach mit anderen abgeglichen: Einfach cursorn und in den Übersetzer kopieren!

 Chiusanico. Un fuoco di pulitura in campagna, sfuggito di mano, che si allarga e si propaga tra la vegetazione in poco tempo. Marito e moglie, i proprietari di quel pezzo di terreno nell’entroterra di Imperia, che cercano di spegnerlo ma il fuoco è più veloce. E’ morta così Gabriella Ghirardo, 73 anni, ormeasca d’origine ma residente a Collegno (Torino). Gravissimo il marito, Sergio Gaio, 74 anni, di Collegno: l’uomo ha riportato ustioni su circa il 70 per cento del corpo e, nel tentativo disperato di salvargli la vita, è stato trasportato all’ospedale Sampierdarena di Genova, specializzato nella cura dei grandi ustionati.

Wir sind hier jedesmal froh, wenn die großen Feuer-Flieger nicht über uns zum Einsatz kommen:


Montag, 19. Juli 2021

Weshalb ich nicht ins All will


Milliardäre könne sich alles leisten. 2.800 gibt es weltweit. Allein während der Pandemie sind noch einmal 700 dazu gekommen. Da muss man sich schon etwas einfallen lassen, damit man nicht zum Fußvolk der "Neunnulligen" gehört. Was liegt da näher, als privat ins All zu düsen.

Vergangene Woche hat nun Richard Branson  Elon Musk und Jeff Bezos zunächst einmal auf die Plätze verwiesen. Dabei hat er allerdings in einer ballistischen Kurve nur mal kurz hinein geschmeckt in die Unendlichen Weiten - also kaum mehr vollbracht als Alan Sheppard 1961 als erster US-Astronaut.

"Das All gehöre zur Kultur der Menschheit", philosophierte die Italienerin Samantha Christoforetti anlässlich ihre nächsten Mission auf der ISS. Und da hat sie gar nicht mal so unrecht. Angesichts der Müllberge rund um den Globus, ist es nur zu einleuchtend mit der Vermüllung im Orbit weiter zu machen.

Statistik als Grafik verdichtet
Quelle: br.de

Geschätzte 6400 Tonnen Schrott schwirren um uns herum. Das klingt bei den Ausmaßen unseres Orbits eigentlich wenig, aber dazu gehören eben auch die mittlerweile fast unzähligen Satelliten, die in Funktion sind. In einer vermuteten Entfernung von rund 300 Kilometern soll jetzt auch noch die Chinesische Raumstation 中國空間站 / 中国空间站Pinyin Zhōngguó Kōngjiānzhàn entstehen. Baubeginn war der 29. April 2021. Die ISS kreist quasi in der Nachbarschaft in einer Entfernung von 400 Kilometern.

Seit ich den großartig gemachten Film "Gravity" mit Sandra Bullock und George Clooney gesehen habe, macht das Horror-Szenario einer Kollision im All durchaus Sinn. Vor allem wenn weitere Milliardäre ihr Ego mit noch privaten Raumfahrt-Missionen füttern wollen. Während der irdische Tourismus weltweit wegen der Delta-Variante bald wieder nur noch eingeschränkt möglich sein wird, stehen dem Weltraum-Tourismus der Reichen virusfreie unendliche Weiten zur Verfügung.

Gut, dass ich nicht mehr so viele Lebensjahre vor mir habe und mir die Kohle fehlt. Da bleibt mir, dem einstigen Weltreisenden, aber immer noch die Lektüre von "Per Anhalter durch die Galaxis".

Freitag, 16. Juli 2021

Fluch der Freiheit

Ligurien
Fälle insgesamt
104.000
+31
Genesen
99.117
+8
Todesfälle
4.354
Zwischen 2. und 15. Juli wurden in Ligurien nur 256 Ansteckungen mit dem Corona-Virus registriert, obwohl ja die Masken-Pflicht für draußen hier schon vor vierzehn Tagen gefallen ist. Schaut man über die Grenze nach Frankreich in die Provinzen Guillaumes und Alpes Maritimes ist die Statistik auch noch eher beruhigend. Aber wieso steigen dann die Fälle in Österreich für den gleichen Zeitraum schon wieder auf über 2000, und weshalb werden die Balearen erneut mit durchschnittlich über 400 neuen Fällen täglich als Risiko-Gebiet eingestuft?

Unsere Nachbarn mit Strand-Abo berichteten letzte Woche noch, dass viele Sonnenschirme und Liegen der Einheimischen - obwohl bezahlt -  bei dem milden Wetter hier frei blieben. Der Unterschied besteht wohl darin, dass die vom Tourismus lebenden Länder heuer unterschiedlich aggressiv werben und Verhalten zulassen, die bekannter Maßen  im letzten Jahr zu dem verheerenden Ausmaß der Pandemie geführt haben. Zum Beispiel Clubs zu öffnen. Dort, wo der Zweck des Urlaubs mehr zum Party machen dient als zur Erholung, wird bei mittlerweile über 70 Prozent Delta-Infektionen der "Rückfluss" in die Heimatländer seine Wirkung zeigen. Im Moment werden ja bei den wieder steigenden Infektionen in Deutschland überraschend viele im Alter zwischen 20 und 30 registriert.

Die nur zu ahnende Bedrohung
für die freie Marktwirtschaft
Quelle: Stiftung Marktwirtschaft
Der Zwiespalt beschäftigt uns dann also wohl auch im kommenden Herbst und Winter. Unsere Wirtschaft samt Vollbeschäftigung und höherer Steuer-Einnahmen ist genauso wichtig für unsere Existenz wie die Volksgesundheit. Wenn jetzt schon diverse  höhere Gerichtshöfe in Europa die individuellen Einschränkungen als unvereinbar mit den von der Verfassung geschützten Grundrechten aburteilen, dann zeigt das, dass Corona durchaus auch den Bestand der Freiheit herausfordert. Wird sie vom Bürger über die Maßen ausgelebt, erweist sie sich  als rächender Fluch.

Unten in der Doppel-Stadt am Meer wird aber auch die Inkonsequenz des Menschleins deutlich. Es mag die Strände vielleicht mit Abstand aufsuchen, aber sobald es ums Konsumieren geht. schleifen die Zügel:

Wir hatten uns so  auf den wegen der Pandemie umgestalteten Markt in Oneglia gefreut, aber die zerpflückte, neue Struktur mit veränderten Ballungen machen den Besuch für Umsichtige nun eher zum Alptraum. Da wird in der Unübersichtlichkeit gedrängelt, an den Ständen wird kein Abstand gehalten, beziehungsweise sich unüblich aggressiv vorgedrängelt. Das alles bei fast senkrecht herunter brennender Sonne. Da geht einer dann doch lieber in den gut gekühlten Supermarkt mit einem Einkaufswagen Abstand an der Kasse....

 

Wann muss der Staat selbst "stempeln gehen"?
Quelle: br.de

Mittwoch, 14. Juli 2021

Nachwuchs

 In den letzten Tagen häufen sich schlechte Nachrichten in einer derart absurden Dichte an, dass der Denkende den Eindruck gewinnen könnte, es handele sich um eine neue Variante von Dantes "Göttlicher Komödie":
Nehmen wir allein den pompösen Zapfenstreiche für unsere aus Afghanistan abgezogenen Beitrag an der ISTAF-Truppe. 20 Jahre wurden Menschenleben und Steuergelder geopfert, damit das Feld am Ende doch wieder den Taliban überlassen wird. Aber am nächsten Tag verkündet Flinten-Anneliese oder besser AKK die Schaffung einer Bundeswehr-Einheit fürs All. Wo doch schon auf Erden so viele ihrer Ausrüstungsteile nicht funktionieren...
Dann wird auf Haiti, dem ja seit Jahrzehnten eh schon so schrecklich heimgesuchten Bruchstück der einstigen Traum-Insel gleichen Namens, der Präsident von einer Söldner-Truppe ermordet - wie in einem schlechten Actionfilm. Wenn es sich erweist, dass da Kolumbianer von einem haitianischen Exilanten aus Florida angeheuert worden sind, um die Macht an sich zu reißen, dann kann man sich ausrechnen, dass das Interesse an diesem maroden Staat nur ein Ziel hat: Der "Flugzeug-Träger" für ein weltweites Drogen-Netz zu werden, denn so ein Drogen-Kartell macht in einem Jahr soviel Umsatz, wie  Haiti  in einem Jahrzehnt nicht erwirtschaften könnte...
Und dann wird es überall höllisch heiß, wo es eigentlich kalt bleiben sollte. Kanada wird mit bis zu 50 Grad ausgedörrt, und  unzählige Brandherde müssen in Nordamerika from Coast to Coastda auf einmal bekämpft werden...
Hingegen laufen der Schweiz gerade die weltberühmten Seen über die Ufer, und in Bayern wechseln sich tropische Tage unmittelbar mit Überschwemmungen durch Starkregen ab. Unsere hiesigen im Rheinland beheimateten Nachbarn, mit denen wir eigentlich am Wochenende zum Essen gehen wollten, haben soeben den Borgo Richtung Flughafen Nizza verlassen, weil ihr Zuhause zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit von einer Flut heimgesucht wurde...

Und dann noch die sich durch langsam steigende Zahlen der Delta-Variante ankündigende "Vierte Welle" der Corona-Pandemie!

Unser neuester Herz-Erwärmer heißt
Chubakka, ein paar Monate alter Irish Terrier,
der die Familien meiner Tochter
bald auf die Burg begleiten wird
Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass ich mich in jungen Jahren auch mit nicht zu mir passenden Boulevard-Zeitungen eingelassen habe, weil die im Vergleich ordentlich Kohle rüberwachsen haben lassen. Stolz bin ich nicht und gelernt habe ich dabei auch nichts, aber einen witzigen Begriff habe ich da noch in Erinnerung: Wenn sich auf den ersten Seiten der Ausgaben die Negativ-Schlagzeilen gegenseitig erschlugen, wären die üblichen vollbusigen Pin-Ups an "herausragender Stelle" natürlich unpassend gewesen. "Sucht etwas niedliches, Herz erwärmendes aus", forderte man dann von der Bild-Redaktion. Die nannte das "Welpen-Tage".

Ehe ich vor lauter die "Welt nicht mehr Verstehen", den Verstand verliere, versuche ich das heute auch mal mit diesem Post. Ist ja nicht so, dass es hier keinen Nachwuchs mehr gäbe, der einem das Herz tatsächlich erwärmt.

Die holde Helvetierin, meine Schweizer Freundin, wird allerdings beinahe täglich mit neuen Herz erwärmenden Momenten in ihrem Horto für die anstrengende Arbeit belohnt. Erinnern sich die geneigten Leser*Innen vielleicht an meine ersten Berichte und den Hahn Chianti, den ich ihr geschenkt habe? Inzwischen ist ihr Hühner-Heer auf über 50 angewachsen. Hier ihre Bilder von der neuesten Generation.

Das leben muss eben einfach immer weiter gehen!




Montag, 12. Juli 2021

Von der Kraft der Natur zum Heilsamen der Kunst

In normalen Zeiten ist die Aroscia ein malerisches Flüsschen, das vom Apennin kommend  bei Albenga ins Meer mündet. Hie und da gibt es mal eine kleine Staustufe, und das Wasser ist überall so klar, dass der reiche Fischbesatz zu sehen ist. Wir kenne sie bei Cosio, wo in wenigen Tagen das Kräuter-Fest stattfindet, und von der Knoblauch-Messe in Vessalico, die wir diesmal ausgelassen hatten, weil wir ja gerade erst angekommen waren. Deshalb wollte wir die Schilderungen kaum glauben, dass die uralte malerische Brücke und das romantisch bewachsene Flussbett vom Frühjahrs-Hochwasser derart in Mitleidenschaft gezogen war, dass dieser traditionelle Zugang zum Ort für einig Zeit nicht mehr benutzt werden kann.

Wir sehen ja oft diese Filme im Fernsehen, in denen zu ahnen ist, welche verheerenden Schäden mittlerweile ja auch in Deutschland Stark-Regen in Minutenschnelle anrichten kann. Aber was nach so einer Flut an Zerstörung zurück bleibt, muss man mit eigenen Augen sehen. Was muss das Wasser der Aroscia für eine unvorstellbare Wucht gehabt haben, dass sogar die Balustrade oberhalb des Brückenbogens aussieht, wie nach einem Bomben-Angriff. Gestern war extrem wenig Wasser im Fluss, und da konnte man sie sehen - die Geschosse. Zentner schwer und über Jahrtausende rund geschliffen lagen sie dort, als hätte eine außerirdische Kraft sie dort hin "gestreuselt", wo sich im vergangen Jahr  noch die Forellen getummelt haben.

Deutlich verbotener Weise haben wir den Fluss auf dem schmale Fußpfad überquert, der eigentlich für die Bauarbeiter gesichert wurde.. Unsere Freunde, die schon im Frühjahr zur Trattoria "Da Maria" gepilgert waren, stellten fest, dass seither noch keine weiteren Arbeiten durchgeführt wurden. Wann die Brücke und das Flussbett wieder so aussehen werden wie wir sie kannten, steht bei der allgemeinen Knappheit der kommunalen Mittel in den Sternen.

Was mir als Überleitung im doppelten Sinne zur künstlerischen Ausgestaltung der anderen Seite dient. Dort ist die Hauptstraße zur "Strada del Arte" umfunktioniert worden. Türen und Portale wurden da zu Wandgemälden. Und als erstes strahlt einen dort in Koinzidenz Italiens Weltraum-Heldin Samantha Cristoforetti an, die sich just in diesen Tagen zu ihrer zweiten ESA-Mission ins All begibt.

Hier jetzt Bilder, die für sich sprechen und deshalb unkommentiert bleiben:






Freitag, 9. Juli 2021

Un deux trois qui a la clé?

So, wie das in der Gerüchte-Küche im Borgo so gekocht wird, könnte wieder einmal eine Geschichte von den komischen Deutschen im Umlauf sein. Sie werden hinter unserem Rücken tuscheln, dass wir die jungen Frauen, die bei uns das Haus in Ordnung bringen, so lange einsperren bis wir sie nach Prüfung ihrer Leistung wieder rauslassen...

Die wahre Geschichte ist natürlich eine ganz harmlose. Wenn Selia - unsere Vertraute seit vielen Jahren - sich daran macht unser Chaos halbwegs zu beseitigen, nutzen wir die Gelegenheit, zum Einkauf und einem Snack am Meer. Selia hat ja ihren eigenen Schlüssel und schließt dann nach getaner Arbeit hinter sich ab, Natürlich erfolgt jedesmal die Frage zur Absicherung: "Hai la chiave die noi?" Und sie beruhigt uns: "Si, si certo!"

Also schließen wir sie ein. Damit niemand eindringen kann, wenn sie wie immer im dritten Stock anfängt.

Es gibt ja nichts Schöneres als nach einem gemütlichen Einkaufs-Vormittag in ein blitzendes Haus zurück zu kehren. Nur gestern nicht. wir hatten gerade unseren genussvollen Meerblick bei einen Gläschen Wein, da rief meine beste Freundin ein wenig vorwurfsvoll aber doch eher in Panik an: "Ihr habt die Selia eingesperrt! Die muss ja unbedingt raus, sonst bekommt ihr verwöhnter Lebenspartner nicht sein Pranzo!"

Also die sonst so nervig langsam die kurvige Straße hinauf schleichende Fürsorglichste von allen im Rallye-Tempo hoch, und ich mit nur den halben Einkäufen auf dem Rücken am Krückstock die 200 Meter hinauf gehastet, um die Holde aus ihre "Verlies" zu befreien. Diese allerdings war viel schuldbewusster als ich, weil sie schlichtweg die Schlüssel verwechselt hatte...

Als ich dann versuchte, wieder Luft in meine Lungen und vor allem ins Hirn zu bekommen, kam mir eine uralte Geschichte aus meiner Kindheit in Erinnerung:

Aus "eins zwei drei wer hat den Ball" wurde
abends die Frage: "Eins zwei drei wer hat den Schlüssel"
Der Autor (Mitte) mit seinen Schwestern...

"Les tantes", die natürlich keine Verwandschaft-Tanten waren, sondern dem "Harem" angehörten, den mein Vater während seiner Studienzeit in Frankreich unterhielt, hielten alljährlich ein Ferienhaus irgendwo an der Cote d'Azur bereit, damit die "Trololos" - wie sie unsere Familie nannten - eine Anlaufstation für ein zeitnahes Wiedersehen hatten. Die Vier hießen nach dem Alter gestaffelt Marcel, Marguerite, Alice und Criquet. Alice fehlte meistens, weil sie die einzige war, die verheiratet war und selbst Kinder hatte. Die drei anderen wurden samt uns Kindern und meiner Mutter von meinem Vater unerbittlich zu diversen hochsommerlichen Wander-Ausflügen getrieben. 

Meine pragmatische Mutter (links) mit Marguerite auf
einer stets unvermeidlichen Wanderung:
Die Freundinnen meines Mannes sind auch meine...

Von denen kamen wir allesamt so fertig  zurück, dass die Tanten gerne vergessen hatten, wer von ihnen den Schlüssel der Unterkunft bei sich trug. So entstand aus dem französischen Kinderlied "Un deux tris qui a la balle" unsere bis ins Teeny-Alter ?" im Chor gekreischte Variante "Un deux troir qui a la clé?"

Den werde ich der Selia beim nächsten Mal vorsingen...

Freundschaften, die über den Krieg ein
Leben lang hielten: Hier ein letztes Foto
vom traditionellen "Piquenique"
in den Alpes-Maritimes.
Mein Vater ganz rechts hinten an der Wand


Dienstag, 6. Juli 2021

Federlesens

Seit dem 16. Jahrhundert ist eine Redensart bekannt, die heute kaum noch gebräuchlich ist. Ich hole sie aber gerne aus der Versenkung:

Kein Federlesens machen!

Die ursprünglich Bedeutung war wohl, dass zwei aufeinander zugehen, ohne ihr Gewand vorher von Staub und Federn zu Befreien. Im positivem Sinne also: Man war sich ohne großes Ritual gewogen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Sprichwort in Ungeduld umgedeutet.

Ich möchte Federlesens heute zum Anlass nehmen, um unsere gefiederten Freunde mal wieder in den Focus zu nehmen. Denn aus der einst nahezu "vogelfreien" Burg ist in den zwei Jahrzehnten, die wir hier leben, ein ornithologisches Paradies geworden. Früher wäre ich nie auf die Idee gekommen, die Arten bestimmen zu wollen. Mittlerweile ist mir das mit Hilfe verschiedenster, großartigster Apps zu einem Zeitvertreib geworden. Da gibt es akustisch die Vogel-Stimmen aus ganz Europa, und Wikipedia ist auch nahezu "update". Dass es solche gratis Bereitgestellten mittlerweile auch von italienischen Organisationen ins Netz gestellt werden, lässt mich glauben, dass sich die Einstellung zu den Gefiederten auch hier gründlich geändert hat. Allerdings hat unsere deutsch-italienische Bekannte aus dem Nachbardorf eine eher ernüchternde Analyse abgegeben:
"Es gibt bei euch hier nur mehr Vögel, weil alle weg gestoben sind, die noch auf sie geschossen haben..."

Wie groß das Interesse an unserer hiesigen Vogelwelt ist,
zeigte beim Vortrag im vergangen Jahr,
dass auch die Einheimischen nahezu vollzählig
ins Auditorium unserer Bibliothek kamen

Ich hatte mich schon oft gewundert, wieso drüben bei ihr auf der anderen Talseite die Ballerei meist immer noch mit Doppel-Knall zu hören ist. Je kleiner das Ziel desto mehr Schüsse braucht es eben.Dort werden sie offenbar verbotener Weise immer noch auf "spiedini" gesteckt.

Also kein Wunder, dass die alle zu uns herüber gewandert sind.

Momentan herrscht Brut-Hochbetrieb: Die Schwalbe unter Signora Idas Überbau sitzt vermutlich schon zum zweiten Mal auf ihrer Brut, während die zuvor schon Geschlüpften im noch fürchterlichen Zappel-Flug verzweifelt versuchen, es den geschmeidigen Mauerseglern gleich zu tun... Echt jetzt? Tandaradei? Bin ich Walter von der Vogelweide? Dass ich mich beinahe ins heischende Deutsch des Minne-Gesangs versteige?

Nö! ich bin ja gerademal soweit, diese Sprach-Malerei nach zu erleben, die mir vor langer Zeit eingepaukt wurde:

Tiriliert sie wirklich?
Egal, fü mich ist
ihr Gesang wunderschön.
Es sei denn, ich sitze auf der Bank
unter ihr und hindere sie daran,
ihrer Brut das Fliegen beizubringen.
Quelle: wikipedia
Tandaradei ist der Gesang des Nachtigall. Walter von der Vogelweide wusste eben noch nicht, dass bei dieser Spezies allein das Männchen singt. Bei der Blaumerle lag er richtig; die tiriliert. Tauben gurren, Finken schlagen, Elstern meckern oder schimpfen. Allerdings ohne Grund, denn mit den aktuell zahlreich bevölkerten Nestern ist für ihre Leibspeise bestens gesorgt. Nächtens hört man die Sperlings-Käuze pfeifen. Den dumpfen Ruf der Uhus habe ich heuer allerdings noch nicht gehört, obwohl mir ein Prachtexemplar beim lautlosen Start von unserer Dachterrasse schon einmal einen gehörigen Schrecken eingejagt hatte. 

Aber schwirrten vor allem so viele Vögelchen um unser Haus herum, gäbe es die fürsorglichste aller Vogel-Mütter nicht? Jeden Tag füllt die Frau an meiner Seite den Vogel-Swimming-Pool auf der Terrasse zweimal mit frischem Wasser. So frequentiert ist der während der Hitze. Ganze Familien kommen da, damit auch die Kleinen lernen, sich ordentlich zu waschen. Ein Erwachsenes sitzt immer auf dem Sims, um Wache zu halten. Eine Dauerkarte scheint die Familie Bergstelz für die Saison gelöst zu haben.

Ich habe bei all der Planscherei versucht, ein  scharfes Foto von ihm beim Baden zu machen, aber ich bekam es nicht gesendet. Deshalb hier meine schon bekannte Tusch-Zeichnung als Platzhalter, bis ich den "Schnappschuss" gepostet habe:

Eine Aufnahme hat's dann innerhalb von 36 stunden doch noch geschafft:

Danke google.com!

Montag, 5. Juli 2021

Auch wer das Kommen sieht, wird von ihm meist nicht verschont

"I  saw it coming", sangen Axwell und Ingrosso vor einigen Jahren in ihrem Tophit. "More Than You Know", und obwohl sie das "from miles away" sahen, geriet die Liebe, die da besungen wird, ins Wanken.

Axwell und Ingresso
Quelle: cevirce.com
Etwas kommen zu sehen, bedeutet ja nicht, dass es einen verschont, und oft bleibt ja auch keine Zeit mehr, sich auf das Kommen vorzubereiten. Es ist ja nicht so wie in der Heiligen Schrift, als die drei Weisen aus dem Morgenland nur einem Kometen zum Christkind folgen mussten.

Heute ist die Wissenschaft mit Technik und Geräten derart ausgestattet, dass sie vieles kommen sehen kann. Aber denken wir an den Tsunami, an die Hurrikanes, Erdbeben und Vulkan-Ausbrüche, die trotz warnender Vorhersagen immer noch so viele Menschen sterben lassen.

Es sind jedoch nicht nur die Naturkatastrophen, die sich aufgrund unserer Lebensweise in Umwelt-Katastrophen manifestieren und so auf ein nicht mehr zu verleugnenden und kaum noch zu verhinderndes Klima-Desaster hinweisen, das die meisten Studien schon vor Jahrzehnten kommen sahen.

Es ist zu analysieren, wieso die Menschheit zwar etwas kommen sieht, aber es immer wieder ignoriert, Lehren daraus zu ziehen?

Keiner hat diese Virus-Pandemie offenbar kommen sehen, aber es gab schon andere Szenarien, die zumindest zu einem Notfall-Plan und zu strukturiertem Handeln hätten führen müssen. In der Zwickmühle zwischen Wählerstimmen und dem Schutz der Wirtschaft wirkten viele Maßnahmen der Politik überhastet aber vor allem reaktiv waren. Der potenzielle Überträger - nämlich der Bürger - wurde von der Politik in erster Linie durch Maßregelungen eingeschüchtert und selbst da, wo ein Einsehen herrschte bevormundet.

Kein Zweifel, in allen Staaten in denen das Virus und die von ihm ausgehende Gefahr nicht verleugnet, sondern sofort bekämpft wurde, ist das schlimmste verhindert worden - aber zu welchem Preis? Das wird sich nämlich erst in der Zukunft erweisen. Die Last der kommenden Generationen einschließlich der benachteiligten "Generation Covid" werden so horrend sein, dass sie zu Unfrieden führen könnten.

Aber da das Virus mit seiner neuen Delta-Variante immer erbarmungsloser zuschlägt, wird es immer weniger darauf ankommen, das Kommen zu sehen, sondern im Hier und Jetzt das Schlimmste abzuwenden.

Alle haben sich einen Urlaub unter weniger erschwerten Bedingungen verdient. In Österreich wurden die Clubs wieder eröffnet, in Italien ist die Masken-Pflicht im Freien aufgehoben und am Ballermann beginnt der Massen-Tourismus wieder abzuballern- Währenddessen wird andernorts wieder ein Lockdown und die Massen-Quarantäne ausgerufen. Die Politik schlingert. Das Delta-Debakel akzeleriert und das Volk feiert. Das ist ein Teufelskreis in dessen Mitte die "Vierte Welle" Schwung aufnimmt.

Ich sehe die mit schrumpfendem zeitlichen Abstand zum Herbst kommen. Aber ich kann nur hoffen, dass meine Impfungen mich und alle, die sie sich haben geben lassen, irgendwie darunter durch tauchen lässt. 

Wer kann der "Vierten Welle" davon surfen?
Je nachdem wie groß die wird,
ist drunter durch zu tauchen, auch keine Option mehr
Quelle: surfmagazin

Freitag, 2. Juli 2021

Flüchtige Gedanken

Wer wie ich eigentlich nicht mehr etwas wirklich Wichtiges zu tun hat, wird mitunter zum Spielball sich vermischender Gedanken. Als ich gestern zum xten mal ein Bild von einem umgekippten Schlauchboot vor Lampedusa sah und über die Zahl neuerlich ertrunkener Flüchtlinge las, verknüpfte sich das mit einem seltenen Naturerlebnis bei der Herfahrt. Entlang des Raccordo Autostradale zwischen Tortona und Alexandria beobachtete ich gleiche mehrere Vogelschwärme in Wolken-Formationen, wie sie sonst nur von Staren bekannt sind. Diese Vögelchen jedoch waren winzig; kaum größer als Schmetterlinge.

Es gibt Wintergoldhähnchen und
Sommergoldhähnchen. Letztere haben
zur Unterscheidung einen orangen Punker-Schopf
Quelle: wikipedia

Später lernte ich anhand von Flugbilder im Internet, dass es sich um den sehr seltenen Zug von Wintergoldhähnchen gehandelt haben muss. Mit nur knapp über acht Zentimeter Körperlänge und unter sechs Gramm Gewicht ist es das kleinste Vögelchen Europas. Überwiegend im Osten Europas beheimatet macht es sich mitunter in solchen Schwärmen auf, um im Westen und Süden des Kontinents nach neuen Lebensräumen zu suchen. Als Gründe führt die Ornithologie Nahrungsmangel oder Überpopulation auf. Lebensumstände also!

Das war also die Verknüpfung zu dem roten Schlauchboot und den Menschen, die ihrer Heimat auf gefährlichen Wegen verlassen, um dann letztlich für das vage Zeil eines besseren Lebens jämmerlich zu ersaufen. Im Gegensatz zu den Wintergoldhähnchen vermeiden Menschen ein Schwarm-Verhalten auf der Flucht jedoch lieber. Dabei zeigen die jüngsten Ausbrüche bei Ceuta, dass man so Schutzzäune und Wachpersonal viel einfacher überwinden kann...

Jeden Tag zeigen die Nachrichten
solche  Bilder, aber neue Denk-Ansätze
rufen die leider nicht hervor
Quelle: t-online

Natürlich muss man die Wut der Griechen, der Italiener und der Spanier über ihre von Flüchtlingslagern überbordenden Ferien-Paradiese verstehen. Aber ist das die Schuld jener die fliehen, oder doch eher die völlig verkommene Migrations-Ethik der reichen Staaten. Müsste die Welt eigentlich nicht dankbar sein, dass diese "Völkerwanderung" nicht wie einst in der Geschichte mit der Waffe in der Hand und dem Willen gewaltsamer Unterwerfung erfolgt?

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind derzeit mehr als 80 Millionen Menschen  gleichzeitig in den verschiedensten Regionen unserer Erde auf dem oft tödlichen Weg, sich eine neue Heimat zu suchen. Da sind natürlich auch jede Menge Wirtschaftsflüchtlinge unterwegs, an denen wir satten Weltbürger gerne unsere Abneigung festmachen. Aber ist ein Motiv für Flucht nicht letztlich gleichgültig?

Fragen wir uns doch einmal selbst, was wirklich passieren müsste, damit wir unsere Heimat überhaupt für eine ungewisse Zukunft in der Fremde verlassen würden? Sind denn nur Hunger, kriegerische Gewalt, politische Verfolgung und Unterdrückung statthafte Motive. Zählt der Traum, dass es einem mit den Seinen andernorts besser gehen könnte, denn gar nicht? Wieso werden denn sonst so viele Minderjährige oft gar allein auf diese Routen des Todes geschickt? Noch nicht einmal  Rassismus und Fremdenfeindlichkeit oder die Aussicht auf Sammelstellen in primitivster Ausstattung hält die Flüchtenden ab.

Ich gestatte mir trotz dieses Wissens gerne einmal, unaussprechliche Gedanken auszusprechen, die mir bei Fahrten durch die halb verlassen Dörfer hier im ligurischen Hinterland immer in den Sinn kommen. Viele Häuser stehen seit Jahren leer und sind dem Verfall ausgesetzt. Gleichzeitig können viele Faschen aus Altersgründen oder Mangel an ruralem Nachwuchs sowie willigen Arbeitskräften nicht mehr bewirtschaftet werden. Dieser Tage hat hier im Borgo ein albanisches Duo einen zauberhaft verwilderten Garten wieder auf Vordermann gebracht, während offenbar für die Pflege unserer Gassen kein Geld mehr da ist. Überall wachsen schon dicke Grasbüschel aus dem Pflaster.  Die Gemeinde hat seit Jahren einen sehr geschätzten schwarzindischen Priester. Ein Miteinander im Glauben ginge wohl doch. 

In die Nachrichten kommen sie nur,
wenn sie hier wie im Stahnsdorfer
Asylanten-Heim (Brandenburg) gegen
Corona-Auflagen protestieren...
Quelle: maz-online.de
Kann nicht irgendein schlauer Wirtschafts-Soziologe mal ein Konzept entwickeln, das Migranten vorbehaltlos mit Selbstwert durch erlaubte, bezahlte und sinnvolle Arbeit individuell integriert? Nicht nur die G7-Staaten hätten die Ressourcen dazu, und könnten dabei andererseits die Kosten für das unwürdige Wegsperren der Migranten in Lagern kompensieren....