Witwen trauern oft für den Rest ihres Lebens, überwinden aber den Katzenjammer.. Claus Deutelmoser: Hangover, Aquarell auf Bütten |
Als ich am vergangenen Wochenende auf die Burg zurück kam, begegnete ich beim Hochschleppen nacheinander vier Frauen, die mir Gelegenheit gaben, beim Plauschen nach Luft zu schnappen: Starke Frauen!
Die erste, die ich noch auf dem Parkplatz unten traf, ist und bleibt eine echte "Sola". Sie war zwar mal verheiratet und ist Mutter und Großmutter. Aber dann mehrfach liiert, ohne sich auf Dauer auf einen Partner einzulassen. Meine Leser kennen sie als die einstige Sammlerin buntester Jogging-Anzüge und die heutige Sonnenblumen-Wirtin unseres Sozial-Cafes im Hauptort. Sie ist keine besonders attraktive Frau, aber sie strahlt immer noch Verlangen aus, was offenbar die Zeit spurlos an ihr vorüber ziehen lässt. Seit bald zwei Jahrzehnten sind wir Nachbarn, aber wirklich verändert hat sie sich in den Jahren nicht. Es sein denn ihr seriöser Wirtinnen-Look hat die Jogging-Anzug-Phase hinter sich gelassen. Ich denke immer noch gerne daran, wie sie früher auf unserer Bank vor dem Haus meiner Frau beim Schwatzen geduldig Italienisch beibrachte.
Es kommt stets darauf an, was sie bereit sind, aus dem möglichen zweiten Frühling zu machen: Claus Duetelmoser: Secunda Primavera, Öl auf Leinwand |
Dann auf den letzten Metern traf ich "Gutemine", die ich vor annähernd zwei Jahrzehnten so getauft habe, weil sie der Comic-Figur als Ehefrau von "Majestix" aus "Asterix und Obelix" so ähnlich sah. Noch immer türmt sich die nun nachgefärbte, geflochtene Haarpracht um ihren Kopf. Sie ist wie immer in Eile, weil sie ja noch immer viel Familie hier oben hat, die sie selbstverständlich vollständig versorgt.
Auf unserer Piazza dann noch so ein Phänomen weiblicher Reife: Unsere direkte Nachbarin, die Bürgermeisters-Witwe. Sie könnte sich unten in Imperia in einem ihrer Häuser bei ihren Kindern und Kindeskindern einen schönen Herbst machen. Zumal sie mit beinahe 80 noch eine neue Hüfte bekommen hat, ist ihr die unabhängige Mühsal des Schleppens über Treppen hier oben offenbar immer noch wichtiger. Denn Hilfe lehnt sie energisch ab.
In der Ruhe liegt ihre Kraft, sich in Gelassenheit den kleinen Dingen des Lebens hinzugeben... Claus Deutelmoser: Maturata, Ölkreide auf Mal-Karton |
Übrigens haben italienische Männer und Frauen im Vorderfeld eine um einige Jahre höhere Lebenserwartung als Deutsche, die weltweit nur im abgeschlagenen Mittelfeld "überleben". Auf dem gesamten Globus sind es immer die Frauen, die ausnahmslos länger leben als Männer. Die Wissenschaft vermutet, das läge an dem grundsätzlich gesünderen und weniger risikobereiten Leben, und auch daran, dass die zwei XChromosomen den Ausschlag gäben, während uns Männern das immer wirkungsloser werdende Testosteron im Endeffekt Lebenskraft raube...
Wieso geben wird nicht einfach zu, dass das sogenannte schwache Geschlecht in Wahrheit das stärkere ist?
P.S. Honkong liegt in der Langlebigkeit an der Weltspitze, aber die Burg-Gemeinschaft hier dürfte sie noch toppen.
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