Mir kommt es so vor, als seien die vedove nicht allein übrig geblieben, weil sie jünger waren als ihre Männer, sondern weil sie mehr innere und physische Stärken haben. Das führt zu einer Art Matriarchat, was aber nicht unangenehm ist. Im Erscheinungsbild sind sie sich ähnlich, auch wenn sie weitgehend auf den Sexappeal verzichten, dem der Lüstling Fellini den donne maturate ein Denkmal setzte. (Die Marktfrauen im Film Amacord zu Beispiel).
Die beherrschenden Frauen gehen hier immer noch täglich, um sich um ihr Gemüse zu kümmern, in ihre Faschen, die keinesfalls alle in unmittelbarer Nähe liegen. Unsere Bürgermeister-Witwe, die gerade erst ihre Krücken los geworden ist, fährt nun wieder in ihren Obst- und Gemüse-Garten, Giordana, die ihren Falco erst im letzten Winter verloren hat, geht beinahe täglich zu den Wasserfällen. Sie ist über 80 und wirkt drahtig wie braun gebrannt gut 20 Jahre jünger.
Es ist für mich immer wieder verblüffend, dass die Gespräche dann genauso lang werden, wie die mit ihren Schwestern daheim.
Heute war kurz nach dem Aufstehen die kleine Gesangs-Lehrerin von Gegenüber zu einem deutschen Kaffee und einem Dauer-Plausch bei ihr. Als ich das Geschnatter hörte, bin ich gleich zurück ins Bett. Marina, die eine sagenhaft jazzige Alt-Stimm beim Singen performt, dramatisiert beim Reden einige Oktaven höher.
Ich finde das toll, dass die Damen sie so einbeziehen, und noch toller ist es, nachher den ganzen Dorf-Klatsch zu späten Frühstück dargereicht zu bekommen...
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