Aber ich will ja heute keinen Wein-Excurs veranstalten, sondern erstmals die tief in uns allen sitzenden Ängste thematisieren, und darauf hat mich eben der Name dieser Cuvee gebracht: Sie heißt "Vipera Bianca" und wird von einem gut reputierten Weinproduzenten aus Orvieto in Umbrien verschnitten, der auch den "Est!Est!Est!" im Angebot hat.
Eine der häufigsten Fragen, die uns auf der Burg gestellt werden, ist nämlich die nach den Weinberg-Vipern (Vipera aspis). Die Einheimischen machen sich einen Spaß daraus, diverse Horrorgeschichten zum Besten zu geben: Mal haben sie schon welche auf der Terrasse gehabt, weil sie angeblich in der Lage sind, die Abflussrohre der Regenrinnen hinauf zu kriechen. Mal hat der Hund eine aufgespürt und sei um ein Haar gebissen worden (was für den meist tödlich endet). Ich habe den Verdacht, dass die wenigsten je eines der scheuen Wesen in Natura gesehen haben, sonst würden sie nicht jedwede Schlange, die ihnen begegnet, brutal niederknüppeln. So müssen hier immer wieder harmlose Nattern wegen dieser Urängste ihr Leben lassen. Typisch war ein Ereignis auf der Piazza: Unser sonst so smarte Nachbar Luigi war im letzten Herbst ganz aufgeregt zu meiner Frau gekommen, sie möge doch beim Blumengießen aufpassen, in dem einen Topf an der Fontana hause eine Viper. Den Knüppel hatte er schon in der Hand... Und meine Frau, dieses sanfte, angeblich gewaltfreie Wesen wollte das Killerkommando ergänzen.

Tatsächlich kringelte sich dort eine kleine Schlange, deren einziger Schutz es ist, gefährlich auszusehen. Die Vögel würden sie sonst als eine Art Regenwurm verspeisen. Diese hatte einen blutroten Kopf und schob ihn aggressiv hin und her.Aber ihr Kopf war oval.Eine Viper hat einen dreieckigen Kopf und sieht gestreckt aus wie ein Silberpfeil.
Ich bat jedenfalls um Aufschub des Hinrichtungstermins und schaute schnell zur Artenbestimmung in den Computer. Es stellte sich heraus, dass es sich um ein ganz junges Prachtexemplar der unter Naturschutz stehenden und völlig harmlosen Zornnatter handelte. Sie durfte weiterleben und war auch bald verschwunden, denn nur die kleinen Exemplare halten sich zum Selbstschutz in altem Gemäuer auf.

Jedenfalls muss keiner - weder im Frühjahr noch im Herbst - morgens mit kurzen Hosen und Sandalen in die Campagna gehen. Es sei denn, er will die von den kühleren Nächten noch starren, sich auf den Wegen wärmenden Wesen unnötig herausfordern. Fest auftreten hilft immer, denn tatsächlich haben Schlangen meist real mehr Angst vor den Menschen als umgekehrt...
Habe gerade erst jetzt das Italien-Blog entdeckt, nachdem ich jetzt monatelang traurig war, dass nichts mehr aus dem Glashaus kommt. Aber jetzt hab ich die Burg entdeckt und abonniert - die Themen sind ja viel erfreulicher! Und bitte immer her mit den Rezepten.
AntwortenLöschenViele Grüße vom Elmo