Sonntag, 29. Oktober 2023
Lebenszeichen in eigener Sache
Sonntag, 30. Juli 2023
Der letzte Brief
Irgendwie war in unseren italienischen Momenten heuer von Anfang an der Wurm drin, aber so lautet eben Murphys Gesetz.
Ich verschone Euch mit den Highlights der ĺetzten Tage. Nur soviel: Es musste ein neues Hüftgelenk her, und jetzt warte ich auf meinen Rücktransport zur Reha nach Deutschland.
Vor ein paar Tagen dachte ich, dass wär's ein für alle mal von der Burg, so weit hatte sich meine Motorik vom Körper entfernt. Aber dann müsste ich an meine Freundin, die Bürgermeisterwitwe, denken, die sich mit über 80 noch zwei Hüften hat einbauen lassen. Mit 84 zieht sie hier oben ihren Einkaufswagen treppauf, treppab und ist fast beleidigt, wenn man ihr Hilfe anbietet.
Das müsste mir doch auch gelingen. Noch bin ich allerdings derart traumatisiert, dass der Weg zurück in die Zukunft mir unendlich lang erscheint.
Wenn zwei Stufen Reha vollbracht sind, ist auch der Sommer vorbei und eine nochmalige Rückkehr nach Ligurien eher unwahrscheinlich.
Wann ich in unserem Appartement im Glashaus das Steinewerfen wieder aufnehmen kann, ist ja auch noch fraglich.
Es würde mich glücklich machen, wenn Ihr meine Posts auch nach mindestens einem Monat Pause weiter in steigender Zahl frequentieret...
Ciao by nie!
Sonntag, 23. Juli 2023
Mitleid in Mitleidenschaft
Selbst so in Mitleidenschaft gezogen, bin ich doch überrascht, dass mein Mitleid für meinen Bettnachbarn Jon doch größer ist, als die Besorgnis, wie es mit mir in den nächsten Tagen weiter geht.
Was das über meinen Gemütszustand aussagt, versuche ich noch zu ergründen.
Jon ist ein sportlicher Mittfünfziger, dessen zwei bildhübsche Töchter ihn im Wechsel mit ihrer Mutter täglich besuchen und zusätzlich versorgen. Ihn im Rollstuhl aus der Enge unseres Zimmers herauszufahren, dafür reicht die Personaldecke der Pflege nicht,
Jon hat am linken Oberarm ein flächiged Tatoo im Maori-Style, und wenn man sich die Mädchen genauer ansieht, ranken sich an ihnen filigrane, farbige Märchenmotive unter den Sommerblusen.
Obwohl wir täglich öfter miteinander reden, sparen wir aus, was uns widerfahren ist. Demnach hat es Jon viel schlimmer erwischt als mich, denn er ist schon seit über einem Monat hier, ohne dass sich wohl etwas gebessert hätte.
Er beklagt sich nicht, aber ich höre ihn stöhnen, wenn er nachts den Spannmechanismus seiner Orthesen nachjustiert.
Samstag, 22. Juli 2023
Krankenhaus-Geschichten
2. Und dann kam der Hundertjährige mitten in der Nacht und verschwand gleich wieder. Aus dem Fenster konnte er ja nicht. Das liegt im vierten Stock hoch über Sanremo und ist aus gutem Grund nicht zu öffnen.
Als er im Morgengrauen plötzlich wieder im Bett lag, kam Leben in den liegenden Dreimännerbund. Ich verstehe nicht alles, was er sagt, und manchmal kommentiert er auch nur sein Hörbuch, das ihn flach liegend wie weggetreten wirken lässt. Dass er ein respektierter Mann ist, macht auch sein Umgaang mit den weiblichen Pflegekräften deutlich. Dann kommt noch täglich ein hochgewachsener Mann, der ihn liebe- und respektvoll mit Padrino anspricht, um ihm von Tagesaktualitäten zu erzählen,
Jetzt weiß ich ein wenig mehr über den Dottore. Gestern ist Giuseppe 100 Jahre alt geworden. Es könnte leicht sein, dass er noch ein paar Jährchen draufpackt..
Forte Flusso
Krankenhaus-Geschichten mag man nur hören, wenn man gerade eine glücklich überstanden oder schon genug Abstand zu ihr gewonnen hat. Aber deshalb keine Bange. Ich werde Euch nicht zumuten, darob dem Mitleid zu verfallen. Aber neben all dem täglichen Leid muss einer auch mal der Ironie freien Lauf zu lassen:
1. Unser malträtierter Gesundheitsminister sieht ja leider immer so aus, als hätte man ihn für den Schleudergang zu lange in der Trommel gelassen. Deshalb stellte ich ihn mir heute Nacht in umserm Dreibettzimmer mit beägstigend tief eingehängter Decke vor, dass er als Professore Carlo Forteflusso gegen die täglichen Unwägbarkeiten dieses seit Jahrzehnten konglomerat aus sich herauswuchernde Klinikums angeht. Dann werden Sie sehen - Herr Minister - Dass sie es als Lauterbach ganz gut hinbekommen haben, eines der besten Gesundheitssysteme der Welt nicht nur durch Krisen zu führen. Vielleicht schaffen sie das Ehrgeizigste ja nicht. Dann haben wir es aber immer noch besser getroffen als Italien...
Morgen schreibe ich von meinem Bettnachbarn Giuseppe, der heute Geburtstag feierte
Donnerstag, 20. Juli 2023
Transport-Logistik
Zugegeben - eine leichte Liebe war Casanna in all den 23 Jahren nicht. Dazu verlangte sie einem viel zu viel ab. Zurück gab sie Schönheit und Willkommen, aber mitunter blieb sie doch einiges schuldig. Vor allem dann, wenn sie neben einer liebevollen Ausbesserung mal wieder das nächste Bruchstück auf den Teppich warf.
Aber erst als wir alle Peobleme endlich von Experten lösen ließen, war es das einst erträumte Domizil in Italien. Es ist trotz aller Umbauten ein verwinkeltes Haus, das wohl zu Beginn des 16. Jahrhunderts seinen Baubeginn erfuhr. Je älter wir werden, desto riesiger erscheint es uns. Wegen der Sicherheit hatten wir an Gefahrenstelllen extra Handläufe installiert. Aber wenn gerade auf so einer schönen Treppe uns der schlimmste Unfall ereilt, dann müssen wir uns eingestehen, unser Haus wird wie alle andren hier mit den Jahren immer gefährlicher. Dass jemand nach einem Sturz in seinem Haus schon vom ADAC heimugeholt werden musste, hatten wir schon öfter. Mit meinem gleichschweren Nachbarn Moritz geriet die Freiwillige Feuerwehr auf einem zu.gewagten Weg aus dem Borgo in die Klemme. Die Bare hatte sich so fest gefressen, dass der arme Moritz eine Stunde auf das Ersatz-Gerät warten musste, ehe ihn die Vigili del Fuoco rausgeschmitten hatten.
Und dann kommt der nicht gerne schwere Rettungaufgaben provozierende Obelix und beweist, dass jeder Verletzte aus Castello heraus geholt werden kann. Es braucht nur einen Plan.
Der.Blogger erinnert sich.nicht gern, wie er per Feuerwehr aus dem vierten Stock vom Glashaus gekurbelt wurde. Aber auch die Aussicht an einem Heli hängend nach Sanremo zu gondeln, stimmte ihn nicht hoffnungsfroher.
.Auch in Italien scheint es ein Wettrennen der Ambulanzen zu geben. Jedenfalls war die eine schon unter der Burg zu hören, während die Einsatzleitung einer anderen noch haarklein alles wissen wolĺten.
Ob sich die beiden Ersten über ihre Schnelligkeit lang freuen konntenbleibt fraglich. Jdenfalls machten sie gute Mine zum professionellen Spiel. Als sie meine 130 Kilo Elend so abschätzten, riefen sie schon nach Verstärkung. Kurze Zeit später waren die zu zehnt. Wie die alle auf der engen Treppe samt meiner.zurecht kommen wollten?
Ich hatte offenbar viel von der Arbeit meiner Bergwacht-Fteunfe vergessen, denn.es klappte wie am Schnürchen oder sollte ich besser sagen - am Seil: Vier hinten mit zwei Seilen am Rettumgsbrett, die zwei Stärksten zum Bremsen vorne. Zwei mit ungelenkten Seilen als Sicherung von.der Balustrade. Aber damit waren die engen Winkel noch nicht ausmanövriert. Türen mussten raus, vollgepackte Schränke bis an ihre Belastungsgrenze verschoben werden.
Ich machs jetzt kurz: Die schlimmsten Schmerzen.meines Lebens hätte ich durch den Formel 1-Aspiranten am Steuer des Sankas..
Dienstag, 18. Juli 2023
Behindert
Als die Olympiade für Sportler mit Handicap aus Berlin übertragen wurde, habe ich tatsächlich mal wieder Sport geguckt. In Erinnerung blieb mir von allen eine junge Gymnastin mit Downdyndom
Als sie ihre Übung beendet hatte, breitete sich auf ihrem Gesicht ein derart zufriedenes und glückliches Vollbracht aus, dssd ich sie fssr ein wenig beneidete. Inklusion von der schönstem Seite darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass es weiter erhebliche Defizite gibt. Vor allen in.den Köpfen der Normalos. Auch ich muss mich im Umgang immer wieder zusammenreißen...
Seit dem vergangenen Wochenende weiß ic - hoffentlich nur vorübergehend - was es bedeutet, wenn einem 80 Prozent der Körperfunltionen aufgrund von Schmerzen nicht mehr zur Verfügung stehen. Ein Segen, dass ich die "Fürsorglichste" an meiner Seite habe.
Sonntag, 16. Juli 2023
Mamma mia!
Akropolis über Mittag geschlossen, 10 italienischen Städte unter Hitze-Alarm, Rom mit Rekordtemperatur von 41,8 Grad. Auf Sizilien und Sardinien soll es noch heißer gehen, Der Blogger ist heute Nacht die Treppe hinunter gestürzt und kann sich kaum bewegen
Deshalb gibt es heute nur ein Mazschhirn-Gedicht:
Mamma Mia! Mamma mia che Caldo! Ruft die Madonna von den Zinnen visavis. Auch ich wär lieber auf dem Monte Baldo! So heiß wär's auf der Piazza hier noch nie. Das Wandern mit dem Stuhl zum Schatten, Macht nur dann wirklich eiinen Sinn, Wenn die brezze tese nicht ganz ermatten. Die Hitze siegt egal, wes Geistes Kind ich bin
Und wieder ein Hauch, mich zu entspannen Die Kanne Tee ist auch schon wieder leer! Verlorner Schweiß füllte so viele Wannen. Ich komm mit dem Trinken kaum hinterher. Was, wenn das Wasser wieder knapp ist ? Dörre ich dann wohl aus wie Trockenobst? Gibt uns der Klimawandel noch eine Frist, Wenn du den Morgen vor dem Abend lobst?
Fragen, die niemand lösen will oder kann. Dabei war der Planet uns doch nur gebongt. Jetzt hält wütendes Wetter uns im Bann! Zu spät der Blick zum Himmel nun besorgt! Kommt da gleich ein Starkregen-Gewitter? Über'm Tal das immer gleiche Schauspiel: Und im letzten Akt wird"s dann bitter. Dramatisch, aber der Dramaturgie zu viel!
Wolken türmen sich drohend zu Bergen auf, Aber werfen kaum kühlen Schatten. Dann warner Wind vom Meer kurz drauf, Lässt uns erneut in Ohnmacht ermatten. Azurblaue frisst die schönen Wolkenhaufen. Feucht schwül und wieder drückend heiß! Da hilft wohl nur noch, weiter zu saufen. Das Klima im Wandel kümmert's "nen Sch
.
..
Donnerstag, 13. Juli 2023
Von Freunden in der Fremde
Ein Freund, ein guter Freund, das sei das beste, was es auf der Welt gäbe - singen die ,"Drei von der Tankstelle" in dem immer noch köstlich anzuschauenden UfA-sw-Film aus den Dreißigern. Da war Freundschaft -wie die einzig wahre Liebe vielleicht noch der heilige Gral.
Heute empfinde ich Freundschaft oft als inflationären Begriff. Gerade wurde der Jahrestag des Deutsch-Französischen Frrundschaftsvertrages gefeiert. Als ob eine vetragliche Freundschaft nach Jahrhunderten, in denen man sich die Köppe einschlug, die nächsten Generationen davon abhielte, das Kriegsbeil wieder auszugraben. Im Begriff Freunde fürs Leben liegt schon die Tücke, weil dieser ja eigentlich erst posthum vom überlebenden Teil so gewertet werden kann. Es sei denn, sie stürben in aller Freundschaft gemeinsam...
Es muss ja nicht allein ein drohender oder angedrohter Tod sein, der Freundschaft auf die Probe stellt. Oft kann ja bereits ein minderschweren Casus knacksus zum Ende einer Freundschaft führen.
In meinen wenigen Freundschaften sind alle Szenarien vorgekommen: Am häufigsten sorgten tatsächlich die zu frühen Tode für Schmerz, der bis heute anhält. Das Abdriften in ein anderes Leben nach beispielsweise einer Scheidung, einem beruflich bedingten Ortswechsel oder durch einen anderen Freundeskreis empfinde ich rückblickend als inakzeptabel. Aber ergibt sich aus Letzteren nicht automatisch die Gegenfrage, ob ich selbst nach meinen eigenen Maßstäben immer ein guter Freund gewesen bin.
Früher wurde ich häufig nach Freundschaften gefragt, die ich in der Fremde geschlossen hätte. Es gab so viele herausragende Begegenungen mit einzigartigen Menschen in unwiederbringlichen Erlebnissen und Abenteuern, aber das unstete Reporterleben läßt keine Freundschaften - höchstens später gemeinsame Erinnerungen zu.
Die eine Ausnahme war die Begegnung mit einem Kunden bei einem Inzentiv. Der Mann war zwar 25 Jahre älter als ich, aber Humor, Interssen und die Liebe zu den gleichen Sportarten festigten eine Freundschaft, die ich als die beste bezeichnen würde.
Es war abzusehen, dass der Altersunterschied und die Tatsache, dass er an der französischen Atlantik-Küste lebte, einer tieferen Freundschaft im Wege stehen würde. Aber wir fanden alljährlich Wege diese echte Männer-Freundschaft, selbst als der Krebs ihn gepackt hatte, immer aufs Neue zu beleben.
Dass ich in seinen letzten Stunden nicht bei ihm sein konnte, veranlasste mich tatsächlich, ihm mit meinem Manuskript "Strohfeuer" mein persönliches Denkmal zu setzen. Siehe mein Blogg "Der Burgschreiber".
Habe ich denn hier auf der Burg keine Freunde? Wir haben freundschaftliche Verhältnisse zu unseren Nachbarn, und unser "Social Life" mag hier intensiver sein als in München, aber irgendwie bleiben wir Eindringle wie seinerzeit die Sarazenen oder die Piraten der Grimaldis.
Dienstag, 11. Juli 2023
Vom Abfahren und Ankommen
Mal sehen, wohin mich dieser Post führen wird? Und das Rätseln liegt nicht daran, dass mein Hirn bei Außentemperaturen von annähernd 40 Grad die reinste Synapsen-Sauce ist. Es liegt daran, dass ich es angesichts der von russischen Medien selbst ermittelten 45 000, eigenen, gefallenen Soldaten in diesem alles amdere als "Vaterländischen" Krieg für unstatthaft halte, über eigene Befindlichkeiten zu reflektieren.
Obwohl, wenn man es philosophisch betrachtet, ja auch der Soldat zu einer ungewissen Ankunft hin abfährt. Der Vater meiner Mutter war bedtimmt kein Parade-Krieger, als er in den Ersten Weltkrieg aufbrach. Aber er vertraute den Befehlshabern: "Wenn das Herbstlaub fällt, seid ihr wieder daheim". Es folgten für ihn jedoch vier Jahre in den Gräben am "Chemin des Dames". Gleich nach seiner offenbar nicht traumatisierten Rückkehr zeugte er meine Mutter, die gerade noch rechtzeitig im Jahr 1918 ankam.
Noch nicht einmal zwei Jahrzehnte später stimmte er ihrer Hochzeit mit dem Sohn des Mannes zu, der im Oberkommando West mit seinen Nachrichten "aus dem Westen" mit dafür gesorgt hatte, dass das "Stahlgewitter" so absurd lange gedauert hat Schade, dass die Betroffenen von damals keine Kritik mehrzu dem durch Oscars hoch gejubelten Siegerfilm dieses Jshres abgeben können.
Auch die dramatischen Lebensläufe meiner Eltern haben wohl nie dazu geführt, dass sie nach all dem Abreisen ins Ungewisse, jemals das Gefühl hatten, im Leben nicht angekommen zu sein.
Deshalb verbiete ich mir hier und jetzt - nach einem Leben voller Ab- und Anreisen - darüber zu jammern, dass es mir von Mal zu Mal schwerer fällt, abzureisen, weil ich Angst vorm Ankommen habe...
Es geht wohl dabei auch um das Abwerfen von Ballast, wenn wir nach all den Jahren immer noch packen, obwohl hier alles im Haus ist, was wir zum Übersommern brauchen.
Unten im Auto warten derweil immer noch meine Reisetasche und das Köfferchen, meiner Frau auf den Transport zur Burg hoch. Wir sind einfach zu faul geworden. Und so wird es sein.wie im vergangenen Jahr. Unser Gepäck reist unberührt so wieder ab, wie es angekommen ist. Ein Luxus, von dem die Millionen Flüchtlinge auf dieser Welt nur träumen können.
Montag, 10. Juli 2023
Postpandemisches Prädikat
Das Phänomen war uns ja schon von München her bewusst: Nach der Pandemie war in der Gastronomie kaum etwas noch so wie vorher. Restaurants, die hier am Meer lagen, hatten im Juni 22 nicht nur ihre Preise radikal hoch gefahren, sondern gleichzeitig ihre alte Qualität in Küche und Service vernachlässigt. Eines der traurigsten Beispiele: Unser Lieblingsrestaurant Al Pescatore am Kai in Borgo di Focce von Porto Maurizio.
Wenn so ein kulinarischer Meilenstein im Brackwasser versinkt, ist es um so wichtiger, einem pandemischen Überlebenskünstler ein Prädikat zu verleihen
Wir fuhren und fahren zum Essen - eigentlich egal, was uns dort kulinarisch erwartete - immer gerne nach Riva Ligure. Deshalb kennen wir das Restaurant zwischen der sehenswerten Kirche und dem Strand in allen Aggregatszuständen seit zwei Jahrzehnten. Einst als Piazetta in den Nullerjahren ein Schickimicki-Treff hätte es mit seinen enorm großen und verzweigten Innenräumen und dann auch mit diversen Wirten zu kämpfen.
Noch vor der Pandemie trat dann ein gastronomischer Sinneswandel ein. Fast nach dem alten Spruch: Wir kochrn nicht mehr für die Reichen, um arm zu werden, sondern für die Ärmeren zu Preisen, die uns überleben lassen...
Wie die "Trattoria della Salute" - so lautet ihr Name jetzt - es einerseits geschafft hat, nicht nur die Preise und die Qualität von vor der Pandemie zu halten, sondern auch das Personal. Das bleibt ein Rätsel, das uns der junge Cameriere aus Tunesien, der uns dort seit mehr als einem Jahrzehnt bedient, auch nicht verraten wollte...
Einen Platz zum Mittagessen im Schatten des Außenbereichs ohne Prenotatione zu bekommen, war schon jetzt in der Vorsaison schwierig. Das war im Juni letztes Jahr noch nicht so. Wir hatten da die Karte inklusive der spektakulären Desserts rauf und und runter gegessen.Diesmal bestellten wir, was wir sonst nie machen, das selbe, weil wir vorher auf diverse Teller und ihre Anrichtung geschielt hatten.Wir begannen mit einem in kleinen Würfeln dargereichten Tartar vom Thunfisch. Es war nur zart gebeizt, was mir eigentlich gereicht hätte, aber meine Frau war von den beiden in Streifen über den Teller gewischten Saucen derart begeistert, dass ich den rohen Fisch auch eintauchte. Echt was Besonderes!
Schon vorher hatten wir gesehen, dass sich das Fritto Misto di Paranza sehr hoch und dekorativ auftürmte. Da wurden wir von Gier und Hunger geleitet. Auch der war von der leichten Pannade her ohne Fehl und Tadel, hatte aber den einzelnen Bestandteilen seinen individuellen Geschmack bewahrt.
Tatsächlich waren wir dann zu satt für den berühmten in einer Espresso-Kanne ausgebackenen Nachtisch.
Wo gibt es an der Riviera dei Flori noch ein Thun-Tartar für 9.50 oder so ein Gourmet-Fritto für Zwölf Euro? Selbst die Insalata Mista für zwei war weit über Standard dekoriert und abgestimt (5€).
Wir gehen wieder hin und schauen, ob dieser Standard in der Hochssison gehalten wird:
Trattoria Della Salute SRLS
Piazza Matteotti 6
Riva Ligure IM
00490184637064
Die "Skyline" von Riva Ligure mit entzückenden, kleinen Stränden |
Samstag, 8. Juli 2023
Albicocca
Ach könnte ich doch den erzwungenen Handy-Posts auch Bilder hinzufügen. Aber meine Kinder und ich sind immer noch auf der Suche nach einer adäquaten Lösung, bei der mich der Provider während der halbjährigen Abwesenheit nicht über den Tisch zieht. Auf alle Fälle werde ich manche Posts im Spätherbst nachträglich mit den geschossenen Fotos bestückeni
Ich hätte Euch gerne gezeigt, was die Natur an unbeugsamem Überlebenswillen von selbst entfaltet. Wenn nicht wieder einmal ein riesiger Meteor einchlägt, bin ich mir deshalb sicher, dass die Natur uns Menschlein und unsere leichtfertige Zerstörung dereinst mit Vergessen überwuchert und die Erdoberfläche so nutzt, wie sie in ein paar Millionen Jahren verschoben sein wird.
Immerhin war ja die heutige Antarktis - wie jüngste Funde belegen - einst eine Tropenlandschaf mit entsprechender Fauna und Flora.
Ich erlebe in unserem alten Gemäuer Wunder, die ich in unseren früheren Gärten gar nicht hätte bestaunen können, weil wir denen bei der Gestaltung keine Möglichkeit zur Entfaltung gaben:
Seit 23 Jahren kümmert in einer großen Amphore auf unserer Dachterrasse ein Weinstock dahin, der einst prächtig kletterte und sogar gut essbare Trauben trug. Er nahm uns dann aber den permanenten Ortswechsel übel. Bis nach dem kalten, letzten Winter. Jetzt hat er mit ein wenig Hilfe meiner Frau offenbar sein Überleben selbst übernommen. Er rankt auf einmal wieder mit kräftige Blättern, und vielleicht gibt es im nächsten Jahr ja auch wieder Trauben...
Dem Wein gegenüber steht ein nicht ganz so altes Zitronenbäumchen. das wir wegen eines Schädlingsbefalls eigentlich schon entsorgen wollten. - Wenn da nicht dieses Transportproblem gewesen wäre. Also musste es zunächst radikal bis auf den Hauptstamm zurück geschnitten werden. Das weckte offenbar seine Überlebenskräfte. Jetzt steht es nach ein paar Wochen voll im Laub und trägt herrlich duftende Blühten.
Doch das größte botanische Wunder vollbrachte die Urmutter aller meiner Yukkas, die sich leider im vergangenen Herbst so prachtvoll zu Tode geblüht hat. Vor ein paar Jahren hat da offenbar jemand in der Erde an ihrem Stamm Aprikosenkerne entsorgt. Das daraus entstandene Pflänzchen ließen wir im Palmenschtten zunächst unerkannt weiter wachsen. Aber dann wurde es frech immer größer und stellte uns nun vor die Entscheidung, die beiden zu trennen. Der Tod der Yukka machte den Weg frei für das Überleben eines neuen Baumes, der sich dann auch mit zwei süßen, wohl schmeckenden Früchtchen als Aprikose - wie erahnt - zu erkennen gab.
Der Professore als Gartemann der Tat zögerte nicht lange und säbelte die Yukka am Stumpf radikal ab. Ich sicherte das nun hochgebundene Bäumchen gegen Stürme ab, und nach ein.paar Krümeln Dünger reckt sich der kleine Albicocca jetzt kerzengrade dem nächstjährigen Pflücken entgegen. Für die Burggeister rund um die Piazza wird das als ein Zeichen gewertet.
Übrigens - an die zurück liegende "Machtübernahme" der Yukkas erinnernd, ist sich Il Professore sicher, dass auch aus dem Stumpf wieder neue Generationen erwachsen. Mal sehen, ob der Albicocca ähnlich schützend diese Triebe auch gedeihen lässt.
Donnerstag, 6. Juli 2023
Die Spazzatura-Spionin
Es begab sich aber, dass Ligurien oder gar ganz Italien eine Müllverordung erließ: Ein jeglicher hatte sich in der Gemeinde einzufinden, um sich mittels namentlicher Registrierung einen Schlüssel abzuholen. Fortan sollten nämlich alle verschlossenen Müllcontainer zu Füßen des Burgbergs nur den "Aufgeschlossenen" zur Entsorgung zugänglich sein.
Da erhob sich aber oben auf der Burg ein lautes Schreien der Betagten und der Gastgeber mit ihren Ferienwohnugen. - Womit hinfort tonnenmäßig dort oben alles beim Alten blieb... Vorerst!
So oder so ähnlich wird es dereinst über den kommunalen Schildbürger-Streich in den castellaren Chroniken vermerkt sein.
Schon vor Jahren habe ich in einem Post über das Verhältnis unserer Valli zum Müllmann gemutmaßt. Dieser ist durch seine Pünktlichkeit und seinen Fleiß in der Gemeinde-Hierarchie mittlerweile aufgestiegen. Seinen Nachfolger ereilt aber nun das selbe Schicksal: Kaum lässt er seine Ape rückwärts leise im Leerlauf unter unser Haus zum Unterstand mit den diversen zur Mültrennung dort untergebrachten Tonnen rollen, schießt die Valli aus einem Hinterhalt daher. Und dann beginnt ein nicht enden wollendes Geschnatter, zu dem dem armen Müllmann keine Gegenrede gestattet ist. Das ganze wäre nicht so nervtötend im Morgengrauen, wenn die Valli nicht jede ihrer Feststellungen mit einem krächzende Äääh bestärkte.
Bis vor ein paar Tagen glaubten wir, die Valli litte an einem nicht ausgelebten "Müllmann-Fetisch". Bei einem Abendessen mit Nachbarn erfuhren wir endlich die ganze Wahrheit: Die Valli sieht sich als selbsternannte Müllbeauftragte des Borgos, die den Müllmann per Telefonino dirigiert, obwohl der ja von.selbst montags, mittwochs und freitags anrollt. Das erklärt nun auch, wieso sein Davonrauschen mit Vollgas die enge Gasse hoch immer derart nach Erlösung klingt.
Er will möglichst rasch der gnadenlosen Spazzatura-Spionin entkommen. Wer hält die wie von einem menschlichen Maschinengewehr ohne Stottern im ligurischen Dialekt abgefeuerten Wortsalven über die Müllsünden der Nachbarn auf Dauer schon ohne Blessuren aus?
Mittwoch, 5. Juli 2023
Wieder einmal Wetter
Es heißt ja immer, wenn einem nichts einfällt, redet einer übers Wetter. Aber was soll einem denn zum aktuellen Wetter ünerhaupt noch einfallen?
Seit wir hier sind, schauen wir voller Erstaunen auf die Temperaturen nördlich des Alpenhauptkammes. In Deutschland soll es der zweitsonnigste Juni aller Zeiten gewesen sein, während wir durchwachsenes wechselhaftes Wetter hatten, bei dem wir einen Tag fröstelten, um am nächsten in der feuchten Schwüle zu stöhnen.
Wir trösteten uns damit, dass die Gärten dadurch wenigstens die Chance hatten, das kalte Frühjahr noch wett zu machen. Aber die Gemüse-Lieferungen unserer Schweizer Freundin blieben bislang dennoch hinter den Erwartungen zurück
Allerdings könnte uns der Wassermangel der vergangenen Jahre hier eventuell erspart bleiben, denn nach den gefährlichen Regennassen im Frühjahr setzt jetzt mit einer gewissen Regelmäßigkeit kurzer, gerade herabfallender Landregen ein. Den nimmt der Boden begierig auf.
Wie wird es dann weiter gehen? Reisen die Italiener in.Zukunft nach Deutschland zum Strandurlaub, während wie hier eine echte "Sommerfrische" erleben?
Vermutlich nicht. Die aktuelle Prognose lautet, dass die Temperaturen bis zum Sonntag auch auf der Burg bis auf 35 Grad ansteigen werden.
Dann hätten wir mal wieder in etwa Gleichstand mit München.
Montag, 3. Juli 2023
U(h)rzeiten
Wem die Stunde schlägt, dem sei stets angeraten, mit zu zählen. Wir treiben dahin in einem Meer aus Momenten, in dem sich Monate kaum von Minuten unterscheiden. Dadurch wirken diese wie ein einziger in die Länge gezogener Augenblick.
Wenn ich von wir sprechen, meine ich die sechs bis zwölf Leute, die nur in der wärmeren Zeit noch an der Piazza leben, oder jene, die sich dann zu denen gesellen. Leben zieht Leben an.Ich habe aktuell einmal nachgerechnet: Zusammen kommen wir je nach dem auf über 700 Jahre bereits überwiegend gelebten Lebens. Wobei Daniele, Mitsechziger - der junge Ehemann unserer ehemaligen Gymnasiallehrerin, die in.dieser Woche 80 wird - und die gleichalte, ehemalige Trägerin buntester Jogging-Anzüge den Schnitt ja sogar noch senken.
Aus Frust und Jux haben Daniele und ich im vergangenen Jahr nach der Wahl von Giorgia Meloni die RLDPC als über den Wolken schwebende Zuflucht ausgerufen -die "Republica Libera della Piazza Castello"...
Ein dummes Unterfangen, weil wir zu fünfzig Prozent Berlusconi-Anhängerinnen hätten akzeptieren müssen. Ob wir jetzt -nachdem der Cavaliere verstorben ist - bessere Chancen haben, nicht in einem Reichsbürger-Millieu zu enden, ist fraglich.
Also beschränkt sich die politische Diskussion lautstark auf die täglichen Auseinandersetzungen an den Kartentischen. Ist auch friedlicher so. Denn wir können die Welt von hier aus ja sowieso nicht mehr ändern. Aber auf unserem "Zauberberg" können wir die Zeit ja trefflich ausblenden. Mehr noch, wir könnten sogar gänzlich wie in Urzeiten auf Uhren verzichtet. Denn pünktlicher als zum Glockenschlag unserer Kirchenuhr müssen wir ja nirgends mehr hin.
Aber da gibt es eben doch noch die Handys. Jeder von uns Alten hat nstürlich eines. Zur Sicherheit hier haben unsere Kids auch meiner Frau vor dem Ortswechsel ihr Steinzeit-Telefonino entzogen und durch ein nicht allzu kompliziertes Smartphone ersetzt. Tatsächlich ist es eine im Format kleinere Version meines Modells. Aber es funktioniert über ein anderes Display. Einer der Gründe für sie, es abzulehnen. Bislang hat die ansonsten so Fürsorgliche nur Nummern gespeichert, die sie wirklich braucht. Aber sie läßt es meist liegen und lernt nur peu a peu mal eine weitere Funktion.
Sie ignoriert sogar die Zeit auf dem Display oder die Timer-Funktion, die ihr gegen das permanente Vergessen oder beim Kochen helfen könnte. Stattdessen schielt sie auf die winzige Uhr, die sie vor sechs Jahrzehnten zur Kommunion bekommen hat. Ein Handaufzugs-Model, das es mit der Genauigkeit nicht mehr so drauf hat und gerne mal stehen bleibt.
"Mist", höre ich ihre Stimme dann über die Piazza schallen, wenn ihr deswegen mal wieder etwas angebrannt oder übergekocht ist.
Sehr "uhrsprünglich" ist eben, das Leben hier oben!
Freitag, 30. Juni 2023
Scholz kann die Ampel nicht weiter "merkeln"
Unbestritten: Kein Kanzler der Bundesrepublik trat sein Amt unter schwierigeren Bedingungen an als Olaf Scholz. Die Nummer eins, Konrad Adenauer, regierte zwar auf den Trümmern des Untergangs, jedoch war er der vom Westen unterstützte Nachkriegskanzler.
Scholz ist nicht nur der erste Kriegskanzler der Bundesrepublik, er musste das durch Covid geschwächte Deutschland auch mit den wehrpolitischen Altlasten von 16 Jahren Merkel übernehmen. Dass eine Ampel, die gleichzetig mit allen drei Farben leuchtet, nicht funktionstüchtig sein kann, sollte der Richtungsweisende nach anderthalb Jahren eigentlich endlich begriffen haben...
Aber die Chance, öffentlich wirksam auf persönliche Handbedienung umzuschalten, hat er dieser Woche im Einzel-TV-Talk mit Maybritt Illner verstreichen lassen. 60 Minuten politischer Smalltalk mit den immer selben Fragen, die schon von anderen vorher auch nicht konkreter besntwortet wurden!
Anstatt endlich mal auf den Putz zu hauen und gegebenenfalls dabei auch den Hammer seiner Richtlinen-Kompetenz auf die grüngelben Profilneurotiker niederkrachen zu lassen, muss er sich jetzt auch noch die Schuld an der Wiedererstarkung der AfD-Nazis in die Schuhe schieben lassen.
Wenn er die ehrgeizigen Ziele des Koalitionsvertrag retten will, müsste er mit dem "Merkeln", also dem ruhigen Moderieren, das in der Zweierkoalition noch funktionieren konnte, Schluss machen. Selbst wenn dadurch die Ampel ausfällt: So "schaffen wir das" nämlich nicht und werden die braunen Geister, die andere bewusst aus der Dunkelheit herbei rufen kaum mehr los!
Es wäre ja noch nicht einmal Halbzeit. Nur die Taktik muss sich für die zeite Hälfte der Spielzeit ändern, sonst wird ihr stets freundliches Grinsen, Herr Bundeskanzler, bald als Clownsmaske fehlinterpretiert
Donnerstag, 29. Juni 2023
Sinn und Sinnlichkeit
Gestern kam eine Nachbarin zu mir in den Schatten der Piazza. In den letzten Jahren war ihr vom Schicksal mehr abverlangt worden, als das, was einem weit jenseits der 70 ohnehin schon erwartet.
Sie fragte allen Ernstes: Was mache ich hier eigentlich noch? Warum bleibe ich nicht einfach in Deutschland? Ich spüre hier nichts mehr von der einstigen Schönheit, wegen der wir hierher kamen.
Die zierliche Freundin wirkt auf mich immer noch attraktiv. Sie ist eine leidenschaftliche Strandgängerin, was man ihr ansieht und sie kleidet sich unverkrampft, jugendlich schick.
Vielleicht haben manche von Euch vor einigrn Wochen meinen Post über die Daseinsberechtigung gelesen: Auch wenn ich selbst nicht selten daran zweifle, so bin ich doch der Auffassung, dass das Leben einen Sinn macht, so lange wir noch enigermaßen über alles nachdenken können.
Der Hollywood-Diva Mae West zugeeignrte Spruch, dass alt zu werden, nichts für Feiglinge sei, trifft die Problematik nur unzureichend. Natürlich ist es bitter, wenn man auf einmal nicht mehr begehrt wird oder die eigene Begierde einen nur noch lächerlich macht. Wenn nichts mehr funktioniert, was einen einst als Sportler, Macher oder Schönheit ausgezeichnet hat.
Wieso flüchten sich denn soviele voller Altersgeilheit in die Politik, wo sie für eine Zukuft, die sie ja gar nicht mehr erleben, nur noch Schaden anrichten? Wem im Machtrausch einer abgeht, der säht doch meist nur Böses.
Eines ist sicher, man braucht sich nur an die Sinnlichkeit zu einnern, um sie zu voller blühte erneut zu beleben. Wozu haben wir denn unsere Phantasie - selbst wenn die Erinnerung oft verblasst?
Ein Grund, weshalb ich.immer noch schreibe und mit zitternden Händen für mich auch noch einen neuen Malstil ausprobieren werde... Er muss etwas anderes als die letzten "Wutbilder" zum Ausdruck bringen. Vielleicht meinen persönlichen Frieden mit dieser von schrecklichen Menschen regierten Welt? Ist das schon ein Anflug von Altersmilde?
Montag, 26. Juni 2023
Putin ohne Input!?
Eine Überschrift mit Ausrufe- und Fragezeichen signalisiert auf Bayrisch: Nix g'wies woaß ma net.
Ist das nicht irgendwie irre? Hacker können quasi in jeden Datenraum eindringen, um wahllos zu erpressen. Durch unsere Bewegungsprofile und unser Kaufverhalten geben wir uns freiwillig der totalen Überwachung hin. Dabei werden unsere Heimatländer ja auch schon von "Freunden" nach Strich und Faden von deren Diensten mit Hightech ausgespäht.
Und da sollen wir wirklich nicht in der Lage sein, herauszifinden, wie der aktuelle Zar aller Reußen tickt? Haben die Amis von der Entwicklumg wirklich schon vorher gewusst?
Wochen lang beschimpfen sich der Wagnerianer Prigoschin und der Verteidiger des Vaterländischen Schoigu mitten im Ukraine-Krieg in einer Art, in der früher in KGB-Zeiten sich einer von beiden einen Kopfschuss zugezogen hätte. Aber von Putin hört man nix!
Wie hilflos da der Westen dieser Situation entgegen trat, dukumentierten die sogenannten Insider in Anne Wills Talkrunde vergangenen Sonntag: Es bleibt beim gesammelten Spekulieren. Als ob Putin das nicht hätte kommen sehen, und dann ist Blutsbruder Lukaschenko ebenfalls im Scheinzustand der Grenzdebilität der glorreiche Retter? Der Mann ist seit kurzem im Besitz vom taktischen, Nuklear-Waffen.
Was, wenn er Prigoschin bei seinem Vormarsch im Sinne Putins eine Götterdämmerung angedroht hätte? Nur mal so als Abschreckung nach innen und außen.
Irre genug wären sie beide. Sollte doch keiner glauben, der Giftzwerg im Kremmel bekäme keinen Input mehr...
Sonntag, 25. Juni 2023
Glut-Hochzeit
Nach einem Jahr Planung und viel Kreativität ist sie ja nun auch schon wieder vorbei: Die Großhochzeit in den historischen Mauern unseres Borgos. Um die hundert Gäste groß und klein, alt und jung waren sommerlich gestylt und mit eleganten Sonnenhüten fast zu viel für das Geviert unseres Burghofes.
Meine Entlehnung der Überschrift an die blutige Bartholomäus-Nacht ist als feuilletonistischen Trick gedacht. Zum einen weil ja damals der Massenmord aus Anlass einer anderen Gläubigkeit angezettelt wurde, und zum anderen spielt sie darauf an, dass ja diese Hochzeit einem Gelöbnis ohne Glaubensbekenntnisse und Kirche gewidmet sein sollte. Und es herrschte auf der Piazza für die meisten eine mörderische Glut, weil es einfach zu wenig Schattenplätze gab. Großartig, wie das vor allem die Kleinen ohne zu murren, so lange ausgehalten haben.
Denn bis alle gesprochen hatten, waren gut zwei Stunden vergangen, ehe die Brautleute geloben konnten. Zum einen musste ja alles zweisprachig vorgetragen werden und zum anderen wurde der selbstverliebt schwafelnde Vater des Bräutigam wohl nicht damit fertig, dass Gott außenvor bleiben sollte. Da wäre es nett gewesen, wenn der feine Humor des Brautvaters Didi ein wenig mehr zum Tragen gekommen wäre...
Aber was weiß ich da schon als Zaungast aus dem ersten Stock. Meiner romantischen - seit bald fünfzig Jahren Angetrauten - hat es gefallen. Aber da hatte der DJ ja ab elf seine Subwoofer noch nicht bis halbvier Uhr morgens auf volle Pulle getunt. So war final wenigstens gesichert, dass kein Fest der Grafen Gamdolfo noch je ein Angriff die alten Gemäuer hier mehr erschüttert hätte...
Das Gelöbnis |
Mittwoch, 21. Juni 2023
Offerta, Occasione, Promozione, Buon Prezzo
Gestern schulterten wir einen Großeinkauf, damit wir bis zum nächsten Montag die "Zugbrücke" hochziehen können. Es steht für Samstag nämlich eine riesige Hochzeit an. 100 Gäste werden bei dem Ereignis nicht nur unsere beiden Piazze bespaßen, sondern Parkplätze zur Mangelware machen...
Bevor wir aufbrachen kam noch unsere Schweizerin samt Mia vorbei, um wegen der aktuellen Preise zu schimpfen. Sie sprach von einer zehnprozentigen Inflation, die im Baugewebe aktuell sogar noch erheblich überschritten würde, weil es kaum Arbeiter gäbe.
Schon in München war es uns allerdings gelungen, für unser bescheidenes Dasein Mittel und Wege zu finden, die Lebenshaltungs-Kosten einzudämmen. Sowohl im Energie-Bereich als auch bei den Lebensmitteln: Wenn uns beliebte Konsumware im Preis zu forsch angestiegen schien, haben wir sie einfach nicht mehr gekauft oder sind von Marken auf Eigenproduktion umgestiegen. Dadurch hat sich eine Art Preis-Radar enzwickelt, das zudem noch Spaß machte.
Und das ließ sich gestern auch in den hiesigen Supermärkten anwenden. Und siehe da, wir erkannten bald, dass wir günstiger davon kamen als in Deutschland.
Wir haben hier quasi ein magisches Quadrat, das sich aus drei Supersupermäkten und einer fabelhaften Großmetzgerei zusammenfügt. Die Konkurrenz-Überwachung funktioniert derart präzise, dass es kaum echte Preisunterschiede gibt. Mein bevorzugter Whisky - um nur ein Beispiel zu nennen - ist vier Euro billiger als in Deutschla, dafür sind sämtliche Italienischen Biersorten um bis zu dreißig Prozent teurer geworden.
Und damit komme ich endlich zum Sinn meiner Überschrift, der als Vademecum meinen Leserinnen und Lesern heuer in Italien dienlich sein könnte:
Ich griff nämlich zu einem deutschen Dosenbier, das in Promozione nur die Hälfte kostete. Promozione dient für einen kurzen Zeitraum, um das Produkt dann zum echten VK zu etablieren.
Qfferta zeigt fast immer etwas an, was aus den Regalen muss, weil es ausläuft oder nicht genug angenommen wurde.
Occasione sind meist Lockvogel-Angebote, die zu ähnlichen teureren Waren lenken sollen.
Ob etwas zum buon prezzo angeboten wird, kann der Käufer zudem im Laden gelegentlich durch ein angebotenes, elektronisches Vergleichs-System überprüfen. .
Montag, 19. Juni 2023
Fuchs, du hast die...
... Sieben stattlichsten Legehennen meiner Schweizer Freundin nicht etwa gestohlen, sondern regelrecht massakriert. Sie waren außerhalb des Freilaufgehegesdes, als Cesare überraschend zu einer seiner Baustellen gerufen wurde. Der Fuchs muss schon vorher durch den Talgrund geschnürt sein, um derart zuzuschlagen. Mit der Nahrungsbeschaffung für die Füchsslein kann dieser Overlill nichts zu tun gehabt haben.
Das erinnert mich an das frühere Massaker an meinem Gartenteich in München: Jahrelang hatte da ein Enten-Pärchen seinem frisch susgebrüteten Nachwuchs das Schwimmen beigebracht. Dann hatte einer der auch dort immer näher rückenden, schlauen Füchse unbemerkt eine Röhre unter dem Fundament der hohen Gartenmauer gegraben und alle umgebracht.
Waren Füchse schon immer so? Haben wir sie als Meister Reineke romantisiert. Wie in dem Kinderlied, in dem wir ihnen den Jäger mit dem Schießgewehr androhten?
Immer häufiger sieht man in unseren Gassen eine Losung, die nur den Roten zuzuordnen ist. Was die schlauen Füchse wie die in Sielungen eindringenden Wildschweine, Bären und Wölfe jedoch nicht wissen: In Italien gilt seit heuer ein Gesetz, nachdem sie jederzeit und von jedermann sofort abgeschossen werden dürfen.
Übrigens: Wenige Tage später hatte Cesare eine neuerliche Begegnung. Diesmal mit dem größten Fuchs, den er je gesehen hatte. Aber Mia war nicht angeleint neben ihm und wurde sofort von ihren Ur-Genen gestartet. Die Riesin jagte ihn in Höchsttempo davon, wobei sie auch mühelos über eine mannshohe Trockenmsuer setzte. Der Rotkittel wird uns so schnell nicht wieder zu nahe kommen.
Und die Natur gleicht sowieso meist alles wieder aus. Einige der überlebenden Hennen legen auf einmal 80-Gramm--Eier!!!
Samstag, 17. Juni 2023
Maremonte und Troffie Genovese
Meinen signalroten Hummer, mit dem ich sonst Kulinarischer ankündige müsst ihr euch diesmal dazu denlen:
Es ist immer schwer hier Restaursnt-Tipps von Dauer abzugeben. Seit der Pandemie ist der Qialitätsverfall und der darauf folgende Untegang oft nur eine Frage von Monaten.
In den mehr als zwei Jahrzehnten als Teilzeit-italiener trauern wir vor allem der traditionellen Küche nach, die es hier am Hafen gab, als er noch keine Zona Divertimenta war
Aber o Wunder! Im letzten Spätherbst als fast alle Restaurants schon Pause machten, setzen wir uns mittags unter die Sonnenschirme von einem, an dem wir immer vorbei gegangen waren, weil es jedes mal anders hieß...
Weil die Calamatetti zur Vorspeise sanft knusprig ihren vollen Geschmack entfaltet hatten, waren wir gespannt auf die beiden Traditions-Hauptgänge, die wir uns aus reiner Abenteuerlust bestellten:
Ja richtig! Pasta als Secondo! Nämlich Treoffie Genovese und Spaghetti Maremonte! Sie wurden traditionell in jeweils einer großen Pfanne serviert und waren so perfekt wie nie zuvor: Teoffie Frischware, Pesto perfekt, Bohnen noch knackig und die Kartoffel--Würfel glasig - wie es sich gehört. Mein Maremonte so gut wie zu Beginn unserer Zeit hier. Reichlich Steinpilze, noch reichlicher Vongole in den Sahnespaghetti und oben drauf noch vier ansehnliche Scampi, die frisch schmeckten.
Jetzt waren wir zur Kontrolle wieder dort, um die gleiche Speisen wieder zu essen, und es war eher noch besser. Deshalb die Empfehlung;
LA PIAZETTA DI ONEGLIA
Via Calata G. B. Cuneo 75
IMPERIA
Tel. 0183297897
Donnerstag, 15. Juni 2023
Briefe an falsche Adresse
Liebe Freundinnen und Freunde!
Ich bin noch zu trottelig beim Posten vom Handy. Die ersten beiden Burgbriefe gingen aus Versehen noch ans Glashaus. Für einen "Nachsende-Antrag" bin ich zu faul. Sorry!