Erschwerend hinzu kommt, dass ich kein Glück im Spiel habe - noch nie hatte. Aber ich bin auch ohne dieses spezielle Glück vom Schicksal so gut bedient worden, dass ich mich oft selbst schimpfe, es nie wirklich verdient zu haben. Wenn mir solche Momente widerfuhren, genieße ich sie natürlich wie alle Menschen hoffentlich auch. Inzwischen ist mir klar, dass das Gefühl glücklich zu sein, stets tatsächlich nur eine Momentaufnahme im Hirn ist. Ein, zwei Tage später sind neue und andere Situationen zu meistern, in denen beim Versagen dann wieder die eigene Glücklosigkeit bejammert wird.
Im China-Restaurant werden zur Rechnung gerne Glücks-Kekse gereicht. Saublöder können die darin enthaltenen Zettelchen mit Sprüchen oft nicht formuliert sein, weil der Gebäck-Beipackzettel ja von den industriellen Herstellern irgendwo aus Asien in viele Sprachen der Welt übersetzt werden muss. Denn überall wird gerne chinesisch gegessen.
Am besten hat mir der Keks in einem Restaurant in Helsinki gefallen, weil mein Finnisch durch absolutes nicht Vorhandensein glänzt. Aber aufgehoben habe ich den dann doch jahrelang in meinem Geldbeutel!, Bis es den Google-Übersetzer gab: Sinun ei tarvitse pitää kiinnionnelli suudesta, se löytää sinut aina Könnt ja mal selbst nachgoogeln, was das heißt...
Meine Patentante "dat Jerda" wie man auf Kölsch sagt, war nicht nur eine exzessive, sondern auch eine leidenschaftliche Raucherin. Für sie bedeutete es das größte Glück weiter zu rauchen, als sie mit achtzig, die letzte Operation mit nur noch Bruchteilen eines Lugenflügels überstanden hatte. Sie überlebte ihre Tochter Domenica, die nicht das "Glück" hatte, ihren Raucherkrebs mit Mitte fünfzig zu besiegen...
Natürlich denke ich auch oft nicht besonders nach, wenn ich "Glückwunsch-Karten" schreibe. Zwar wünsche ich meistens vor allem Gesundheit, aber dann rutscht mir das Wort Glück doch immer wieder raus. Was blöd ist, weil die meisten meiner überlebt habenden Bekannten und Freunde - wie ich - von der Vorsehung überreichlich bedacht worden sind.
Ich habe auch für diesen Post das Internet bemüht. Unter anderem die Seite aphorismen.de zum Thema Glück aufgerufen. Die geht einem dann aber ganz schön auf den Keks, weil sich ja so viele berufen fühlen, über das Glück zu schwadronieren. Dort empfahl man mir aber nach dem dritten Zitaaat qua Werbe-Banner einen Büstenhalter, der sich anfühlen soll, als trüge man keinen. Ja wozu brauche ich den dann? Ich wollte aber nicht darüber nachdenken müssen, ob ich Glück hatte, keine Frau zu sein.
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