Unser Pizza-Meister Mario hat in München 1960 angefangen. Drei Generationen meiner Familie haben bei ihm alle Varianten, des Teig-Fladens schätzen gelernt.


Italienische Gastronomie ist heute aus unserem Alltag in Deutschland nicht mehr weg zu denken. Sie hat mittlerweile einen gewissen Gourmet-Rang erklommen, der mit der realistischen Qualität der Darbietung kaum mehr etwas zu tun hat. Gäste werden gerne mit Handschlag und persönlichen Fragen begrüßt, als seien sie etwas Besonderes, aber deshalb wird gerne leichtfertig darüber hinweg gesehen, dass die Leistungen ohne das ganze Chichi kaum noch mehr als Durchschnitt erreichen.
Wenn meine italienischen Freunde nach Deutschland kommen, fallen sie immer wieder in Ohnmacht angesichts der Preise, die ihnen für kaum originäre Küche von ihren Landsleuten dort abverlangt werden.
Um es klar zu sagen: Auch hier ist das gute Essen nicht billig, aber die Zutaten sind frisch, und auch Ausfälle kann sich keiner leisten, denn wenn die Touris erst einmal wieder fort sind, übernehmen die Einheimischen das Kommando. Das häufige Verschwinden von einst angesagten Adressen kommt nicht von ungefähr.
Ich gehe in Deutschland nicht mehr zum "Italiener", und ich trinke auch keinen italienischen Wein. Das hat nichts mit Arroganz zu tun, sondern ist ein reines Rentner-Rechen-Exempel. Die Flasche Arneis, von gleicher Provenienz, die ich hier für 18 Euro zum Essen bestelle, kostet bei einem einst geschätzten In-Italiener in München das Dreifache. Nur mit dem Unterschied "casareccia" - also nach Tradition Gekochtest - wird hier nicht mit Gold aufgewogen, sondern muss geleistet werden, sonst ist der Ofen nämlich bald aus. In München höre ich die Ahs und Ohs der Schickimickis und denke mir: "Wenn ihr wüsstet."
Aber zurück zur Überschrift:

15 Jahre später katapultierte mich das Schicksal beruflich in Etablissements, wo der 5000-Lire-Schein mindestens als Trinkgeld für einfachste Gefälligkeiten erwartet wurde. Da hatte er sich aber in der Wertigkeit bereits halbiert. Die teuersten italienischen Luxushotels und die grandiosest inszenierten Küchen-Opern in jenen Hochburgen des Dolce Vita konnten aber dieses Gefühl von einst nicht wirklich zurück bringen.
Erst, da ich das meiste ja hinter mir habe, erlebte ich vorgestern den schönsten Ferragosto als Teilzeit-Italiener: Das süße Leben ereilte mich am Nachmittag nämlich hier auf unserer kleinen Piazza, weil die beiden Musik-Professoren von Gegenüber ihre Fenster bei wehenden Vorhängen weit offen hatten und ihr Bestes in einem Modern Jazz- "Concerto Gratuito" gaben. Einen eiskalten Drink dazu, und bloß nix tun. Einfach "Dolce Far Niente" eben...
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