So etwas darf es beim Burgbriefe-Schreiben nun mal gar nicht
geben! Die weltweite Leserschaft hat
absolut ein Anrecht, regelmäßig mit
Briefen versorgt zu werden.
Habe ich doch gerade wieder so eine süße Mail einer
ehemaligen Burg-Bewohnerin bekommen, die schrieb, dass ihr das Heimweh nicht
ganz so sehr zusetze, wenn sie die regelmäßig lese. Wie gesagt – da geht
Schreib-Blockade dann gar nicht!
Aber Jesse Stone hat mich gerettet und auf eine Idee
gebracht.
Jesse ist Polizei-Chef eines Countys in der Nähe von Boston.
Das heißt Paradise und wird genauso mordlüstern heimgesucht, wie bei uns in
Deutschland solche eigentlich friedlichen Orte wie Bad Tölz, Murnau, Rosenheim
oder weiter weg in der Eifel Hengasch:
Überall übersteigt die Mordrate bei weitem prozentual und proportional die Einwohner-Zahl.
In Paradise – wo man friedlich und ohne Mordlüsternheit
Austern schlürfen, super angeln und segeln könnte - ist das nicht anders. Nur,
dass der von seiner Westcoast-Tussy geschiedene Stone, sich eben, um Fälle zu
lösen, abends gerne mal einen eingießt. Und das auch ungeachtet dessen tut,
dass er jede Schönheit flach legt, die in den Drehbüchern auftaucht (Produzent
und Drehbuchautor Tom Sellek, alias Magnum, alias Jesse Stone)...
Was hat das alles mit Obelix zu tun? Jesse/Tom ist etwa mein
Jahrgang, aber er weiß nicht, dass ich ein TV-Nachmach-Junky bin. Soll heißen,
wenn in einem Krimi ein super Espresso getrunken wird, rieche ich den nicht
nur, sondern kann nicht eher ruhig
weiter schauen, bis ich nicht die drei Stockwerke hinunter gegangen bin, um die
Espresso-Maschine anzuschmeißen. Ganz arg ist das, wenn die Protagonisten
Schoko-Riegel naschen: Dann ist meine, diabetisch bedingt, unterversorgte
Mundhöhle voller Schoko-Kakao-Gelüste, die vorsorglich – wegen verbotener
Vorratshaltung – aber nicht befriedigt werden können… Das wirkt sich dann in
etwa so aus wie die Schreib-Blockade: Ich spüre dann ein tiefes
Unbefriedigtsein und leide unter Monotonie.
Gut! Als ich heute im Schlagschatten des Mittags auf
meiner Bank auf der Piazza saß, und mit eben dieser Schreib-Blockade haderte,
erinnerte ich mich daran, dass Jesse mir ja von gestern Nacht noch ein
Highball-Glas mit großen Eiswürfeln und zwei Daumen breit Whisky schuldete.
Diese Schuld löste ich ein – und siehe da: Aus wäre es beinahe mit der Blockade
gewesen! Mir kam nämlich folgender Gedanke:
Wie könnte ich doch die Burg hier verändern, wenn ich
überproportional eine Mord-Rate in diesen Borgo hinein schreibe? Wenn alle
schönen Frauen des Capo Luogo und sogar noch die von Imperia hier
hinauf pilgerten, um meiner
unermüdlichen Potenz teilhaftig zu
werden?
– Und dann kam
unser vermutlich „tourettierender“ Burggeist laut fluchend und monologisierend
sowie teuflisch lachend im Outfit eines Baseball-Pitchers auf die Piazza
geschritten und hörte nicht mehr auf zu
reden...
Wenig später- auf meiner Flucht vor dem Dauergebrabbel -
traf ich oben an der Santa Anna Burggeist Miro, den mit 92 Jüngsten der (bis auf
eine der Zwillingsschwestern nunmehr allesamt
verblichenen) Hundertjährigen Geschwister.
„Wieso hat den da unten noch keiner umgebracht?“, fragte
ich - an meine neue, noch zu schreibende
Fernseh-Serie denkend – dieses zähe Gerippe, das noch immer täglich seine
Oliven bewirtschaftet:
„Wenn der Mond abnimmt, herrscht wieder Monotonie!“, gab
er zusammenhanglos zu bedenken.
Sag bloß du leidest unter der Eintönigkeit hier? Du gehst
doch kaum mal ans Meer oder in die Stadt nur, wenn du zu Behörden musst“,
meinte ich, eine Antwort zu schulden.
„Ich doch nicht! Ich bin ja zufrieden! Ich rede von dir!“
Monotonie der Zufriedenheit – das wäre ein schöner Titel
für diesen Post gewesen.
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