Die Kampfhähne Oil on Canvas |
Die großen Weißbleche, auf denen die langen Tomaten und die roten Paprikaschoten filettiert und eingesalzen zur Extremtrocknung für den Hausgebrauch der Sonne ausgesetzt werden. Der enorme Bedarf der Gourmets in aller Welt wird natürlich mittlerweile durch industrielle Trocknungsprozesse befriedigt. Was in der letzten Zeit minuziös auf diverse Gustopunkte ausgerichtete Reifeprozesse ermöglicht. Der letzte Schrei sind jetzt die Trockentomaten, die hellrosa nicht gar so verschrumpelt rüberkommen und die, ohne in Öl eingelegt zu werden, bereits kauweich sind.
Die Paprikaschoten lassen sich offenbar so noch nicht herstellen, oder die Nachfrage fehlt bislang. Wie sie überhaupt selbst auf den Bauernmärkten eine Seltenheit im Angebot sind. Da muss einer die Anbieter schon kennen und sofort zugreifen, wenn er dem mitunter wie rotes Transparentpapier aussehenden Geschmacksverstärker in ausreichender Menge habhaft werden will...
Sobald der variationsreiche Gartenbasilikum für den grünen Pesto langsam abgeerntet ist und nur noch schütter nachwächst, beziehungsweise schon wieder aus dem Treibhaus kommt, wird es Zeit für den roten Pesto, der natürlich mittlerweile auch schon den Gaumen der nordeuropäischen FoodinStyle-Esser schmeichelt.
Wieso ich mich dennoch ermutigt fühle, hier ein Rezept auf der Basis von rotem Pesto zum Besten zu geben? Weil Pesto eben nicht gleich Pesto ist und nicht nur von Tal zu Tal, sondern auch von Koch zu Koch variiert. Beim letzten "cena sotto le stelle" hat mein grüner Pesto von den ausgefuchstesten Köchinnen des Borgos ein mehrfaches Daumen-Hoch bekommen. Bald werde ich ihnen auch meinen Roten auftischen. Aber zuvor haben die Burgbriefe-Leser exklusiv die Möglichkeit, dieses Rezept hier nachzukochen. Wie immer für vier Personen, aber unter dem Hinweis, dass es durchaus angebracht ist, den roten Pesto auf Vorrat zuzubereiten, weil er sich kühl aufbewahrt den ganzen Winter hält und leicht durch weitere Hinzugabe von Öl "verlängert" werden kann...
Maremonti 4
Bucatini con Pollo in Pesto Rosso
Makkaroni mit Hähnchen in rotem Pesto
Zutaten:
30g dunkelrote Trockentomaten
30g getrocknete rote Paprika
10g Pinienkerne
4 kleine Peperoncini- oder Chilly-Schoten
4 mittelgroße Zehen roter Knoblauch
Saft einer kleinen Limone
1 gehäufter EL brauner Melassezucker
30g grob geschnittener frischer Parmesan oder Grano Padano der besten Qualität
Je nach gewünschter Geschmeidigkeit und Gusto 100 bis 200ml Mosto d'Oro (ungefilterte Erstpressung) ansonsten gutes Extra Vergine
In dieser Reihenfolge in den Mixer geben und nicht salzen, bevor abgeschmeckt wurde. Die getrockneten Tomaten und Paprika sind (unterschiedlich) nämlich sehr salzig
Pro Person zwei entbeinte Hähnchen-Oberschenkel
400 g dünne Makkaroni (No 6) oder nach Gusto
Zubereitung:
Makkaroni al dente kochen
Hühnchen entweder in einer Pfanne auf der Haut ohne zusätzliches Fett erst bei kleinster Flamme ausschwitzen lassen, dann scharf zuende braten oder grillen, bis die Haut rundum knusprig ist. Die Makkaroni nicht ganz abgießen und den Pesto nach Geschmack unterheben und ein paar Minuten ziehen lassen. Die Hähnchenschenkel auf der Fleischseite mit dem Pesto bestreichen und dann in feine Streifen geschnitten auf die Makkaroni legen.
So zubereitet hat das Gericht eine süßscharfe Note. Wer es deftiger mag, kann die rote Note noch dadurch unterstreichen, dass er zwei Radicchio Trevisiano (das sind die länglichen) der Länge nach halbiert und in dem Hühnerfett kurz scharf anbrät, bis er auf der Schnittfläche knusprig braun wird; dann neben den Hühnerteilen drapieren
Buon appetito!
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